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Europäisches Sozialforum endet mit enttäuschten Teilnehmern

Globaler Protest

Das dritte Europäische Sozial Forum (ESF) ist zu Ende: Für viele Teilnehmer waren die Vorträge und Diskussionen eine Enttäuschung. Nicht weil es an den drei Tagen an interessanten Persönlichkeiten fehlte oder zu wenig über Globalisierung berichtet wurde. Es war enttäuschend, weil die groß angekündigten Vorträge nicht hielten, was sie versprachen - Viele Veranstaltungen blieben in ihren politischen Visionen gefangen.

Unter dem Motto "Another World is possible" (Eine andere Welt ist möglich) pilgerten über 20.000 Menschen für drei Tage in die britische Hauptstadt London. Das sind weit weniger Teilnehmer als in den Jahren zuvor. Teilnehmer gaben an, dass der Eintrittspreis von drei Euro in Paris auf 30 Euro in London gestiegen war. Betroffene der Globalisierung zahlten knapp die Hälfte. Trotzdem blieben Menschen aus Süd- und Osteuropa fern.

Die Mehrheit der Foren-Besucher kamen aus der politischen Linken. Es schien, als ob sich die Revolution des 19. Jahrhunderts in London neu formieren wollte: Vor jeder Veranstaltung stand eine resistente Schar Sozialisten und verteilte Zeitungen. Und über allem stand das Symbol "Bush" als Inbegriff für das Unrecht der Welt. Vergleichbar war die politische Richtung der Informationsstände in der größten Veranstaltungshalle: Mindestens die Hälfte der Infostände waren entweder sozialistisch, kommunistisch oder auf dem Weg dahin. Den restlichen Platz teilten sich kommerzielle Verkaufsstände und die großen Nichtregierungs-Organisationen wie der Umweltverband Greenpeace. Wieder kleinere Organisationen waren durch die Standgebühr von 200 Pfund verhindert.

Täglich gab es über 50 Veranstaltungen, die im zwei Stunden Rhythmus wechselten. Aus dieser Fülle an Informationen zogen die komplexen Titel der Groß-Veranstaltungen an: "Soziales Europa", "Globalisierung", "Die Macht der Öl-Firmen". Doch den Titel fehlte der Schwerpunkt. Zum Ende der Veranstaltung nutzten Aktivisten das Mikrofon, um ihre eigenen Meinungen vorzustellen. Höhepunkte waren Berühmtheiten, die entweder populistisch Atmosphäre schaffen konnten oder aus erfolgreichen Aktionen bekannt waren. Eine Frau aus Kolumbien berichtete über die Gefahren für Gewerkschaftler in ihrem Land mit dem Satz "It is better to die for something than to live for nothing." (Es ist besser für etwas zu sterben, als für nichts zu leben.).

Kleinere Veranstaltungen und die Workshops dagegen stellten konkret die Situation und die Probleme vor. So sprachen in den Workshops die Betroffenen selbst über ihr Leben als Asylanten oder Gewerkschaftler. Sprecher und Hörer kamen ins Gespräch. Das Sozial Forum machte, wofür es da war: Es vernetzte Aktivisten in ganz Europa; Es besprach konkrete Ideen für Aktionen. Das Sozial Forum war kein Ort mehr für die Sprachrohre der Betroffenen - die Organisationen. Es wurde ein Ort für die Betroffenen.