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Handeln statt Reden in Johannesburg gefordert

Terre des Hommes zum Umweltgipfel

Ein Umdenken in der Umwelt- und Entwicklungspolitik hat das entwicklungspolitische Kinderhilfswerk terre des hommes anlässlich des am Montag beginnenden "UN-Gipfels für Nachhaltige Entwicklung" in Johannesburg gefordert. Ziel des Gipfels ist es, verbindliche Vereinbarungen für eine nachhaltige Entwicklung zu treffen. Nach Auffassung von terre des hommes seien viele Länder der Dritten Welt jedoch nicht in der Lage, die dafür notwendigen Mittel aufzubringen. Ausserdem fehle es an Unterstützung durch die reichen Industrieländer. "Vor zehn Jahren wurden auf dem UN-Gipfel für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro konkrete Schritte und Ziele für Umwelt- und Klimaschutz beschlossen. Den Worten folgten bisher aber wenig Taten", so Peter Mucke, Geschäftsführender Vorstand von terre des hommes am Sonntag zu Beginn der Konferenz in Johannesburg.

Mucke weiter: "Nachhaltige Entwicklung gibt es nicht zum Nulltarif". Die Industrieländer hätten daher endlich ihr Versprechen einzulösen, mindestens 0,7 Prozent des Bruttosozialproduktes für Entwicklungshilfe einzusetzen. Ferner müssten die reichen Länder ihre entwicklungsfeindliche Subventionspolitik dringend ändern, um den armen Ländern eine faire Chance auf dem Weltmarkt zu ermöglichen.

"Weitere Schritt für eine nachhaltige Entwicklung", so Mucke, "sind die Überwindung der Armut und Fortschritte in der Bildungs- und Gesundheitspolitik in der Dritten Welt". Nach Auffassung von terre des hommes würde der Armutsprozess jedoch in vielen Ländern durch AIDS weiter verschärft. In diesem Zusammenhang kritisierte Mucke das mangelnde Engagement führender Industrienationen. "Bisher wurde nur von Nachhaltigkeit geredet, ohne wirksame Konzepte in die Praxis umzusetzen. Ein Umdenken ist dringend erforderlich, um die dringenden Probleme der Menschheit zu lösen".

Rund 100 Staats- und Regierungschefs werden den bis 4. September anberaumten Gipfel in der Schlussphase unterstützen. Während der gesamten Konferenz werden bis zu 65 000 Delegierte erwartet. Umstritten ist vor allem, wie die in Rio vereinbarte Agenda 21 zur Förderung nachhaltiger Entwicklung in Kommunen, Städten und Staaten verbindlich geregelt werden kann. Industrieländer wie die USA wollen sich bislang nicht auf einen verbindlichen Fahrplan festlegen lassen. Dagegen drängen die Entwicklungsländer auf eine Öffnung der Märkte für ihre Produkte und eine verbindliche Zusage zur Entwicklungshilfe.

US-Präsident George W. Bush hatte angekündigt, nicht nach Johannesburg zu reisen. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) wird am 2. September an den Verhandlungen teilnehmen. Die deutsche Delegation wird ansonsten von Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) und Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) geleitet.

Der Bundesumweltminister erwartet vom Weltumweltgipfel für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg ein verbindliches internationales Arbeitsabkommen. Darin sollten Festlegungen zur Wasser- und zur Energieversorgung enthalten sein, sagte Trittin dem Berliner "Tagesspiegel" vom Montag. Die Europäische Union wolle sich besonders für zwei Ziele einsetzen.

So solle bis 2015 die Zahl der Menschen, die keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, halbiert werden. Zudem solle der Anteil der erneuerbaren Energien weltweit bis 2010 auf 15 Prozent steigen.