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AIDS-Medikamente für Kinder fehlen

Kein lohnender Markt

Internationale Pharmakonzerne und Regierungen enttäuschen bei der Entwicklung und Produktion von AIDS-Medikamenten und Diagnosemethoden für Kinder. Dies kritisierte die Organisation Ärzte ohne Grenzen bei der 15. Internationalen AIDS-Konferenz in Thailand. "Kinder, die eine AIDS-Therapie benötigen, müssen große Mengen an übelschmeckendem Sirup trinken oder große Tabletten schlucken. Und das nur, wenn sie überhaupt Glück und Zugang zu einer AIDS-Behandlung haben", führte David Wilson aus, medizinischer Koordinator der Programme von Ärzte ohne Grenzen in Thailand. "Pharmafirmen interessiert es nicht, AIDS-Medikamente für Kinder zu entwickeln, weil Kinder kein lukrativer Markt sind."

2003 waren weltweit geschätzte 2,5 Millionen Kinder mit HIV infiziert. Über 700.000 Kinder unter 15 kamen zu den Neuinfizierungen hinzu, davon lebten 88,6 Prozent in Afrika südlich der Sahara. Etwa die Hälfte dieser Kinder stirbt vor dem zweiten Lebensjahr. Alleine die HIV-Diagnose sei problematisch, so Ärzte ohne Grenzen, da standardisierte Bluttests bei Kindern unter 18 Monaten nicht zuverlässig seien und eine andere Methode ebenfalls nicht für einen Einsatz bei Kindern geeignet sei. Aber auch die tatsächliche Behandlung stelle eine erhebliche Schwierigkeit dar, weil es kaum Medikamente für Kinder gebe. Die Dosierung erfolge meist nach Gewicht oder Körperoberfläche und müsse auch ans Wachstum des Kindes angepasst werden.

In den Entwicklungsländern liegen keine standardisierten Dosierungen vor. Meistens werden schlecht schmeckende und schwer dosierbare Siruparzneien für Kinder mit einem Körpergewicht unter zehn Kilo eingesetzt. Für ältere Kinder sind diese aber wieder ungeeignet, und antiretrovirale Medikamente werden selten als gering dosierte Tabletten oder Kapseln produziert. "Wenn auf die Medikamentenproduzenten kein massiver Druck ausgeübt wird und Regierungen sich nicht dafür einsetzen, wird es Jahre dauern, bis neue Therapien erhältlich sind", erklärt Fernando Pascual, Pharmazeut von Ärzte ohne Grenzen. "Wir müssen für die Entwicklung von handhabbaren Diagnosemethoden und kinderfreundlichen Medikamenten kämpfen."