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Zweite Runde der Sympathiekampagne für Artenvielfalt in Hessen

Naturschutz

Nach dem Feldhamster präsentiert der NABU in seiner Sympathiekampagne für Artenvielfalt den seltenen Moorfrosch (Rana arvalis). Der Moorfrosch - gelegentlich auch "Blaumann" genannt - ist eine von 25 bedrohten FFH-Arten (geschützt nach der FFH-Richtlinie der EU), die als Teil des hessischen Naturerbes in "Steckbriefen" vorstellt werden. Die europaweit über die FFH-Richtlinie geschützten "Blaumänner" sind in Hessen akut vom Aussterben bedroht. Die NABU Stiftung Hessisches Naturerbe will mit dem Ankauf neuer Schutzrefugien einen Beitrag zum Überleben der Art leisten.

Eigentlich ist er eher unauffällig. Er lebt versteckt in Sümpfen, Nasswiesen, Bruchwäldern und am Rand von Mooren. Selbst Experten bekommen ihn nur selten zu Gesicht. Doch einmal im Jahr zur Laichzeit im Frühjahr schlägt seine große Stunde. Denn der gemeine Moorfrosch - betört die Damen seiner Art mit einem kräftigen Himmelblau. Und diese, für die europäische Amphibienwelt einzigartige Verkleidung, sorgt dafür, dass sie in Hochzeitsstimmung kommt.

Nur ein oder zwei Tage dauert das "Blaumachen", bei der - wohl aufgrund hormoneller Umstellungen im Körper - die liebestrunkenen Froschmänner die Farbe wechseln. Flüssigkeit, die sich dann für kurze Zeit unter der Haut ansammelt und den männlichen Moorfrosch auffallend schwammig erscheinen lässt, führt zu der intensiven Blaufärbung. Die solchermaßen aufgeblasenen "Bläumänner" bringen die Damenwelt in Stimmung. Verläuft die farbenfrohe Werbung erfolgreich, sinken nach einem kurzen und wenig spektakulärem Liebesakt etwa 1000-2000 befruchtete Eier auf den meist flachen Gewässergrund.

Als Bewohner von Moor-Randbereichen kann sich der Moorfrosch zwar in schwach sauren Gewässern fortpflanzen; sinkt aber der pH-Wert unter eine kritische Grenze, bleibt die Vermehrung aus. Bereits bei Werten unter 5 beginnt der Laich zu verpilzen. Sinkt der pH-Wert unter 4,5 kommt es zu einem Totalausfall. Ursache dafür sind der saure Regen und die dafür verantwortlichen Luftschadstoffe aus Straßen- und Luftverkehr sowie Massentierhaltung. Vor allem in Südhessen wurden schon mehrfach starke verpilzte Laichballen beobachtet, erläutert Diplom-Biologin Sibylle Winkel.

Neben der Zerstörung der Laichgewässer, ihrer Verfüllung oder Überbauung spielt auch die zunehmende Isolierung der Bestände durch Verkehrswegebau eine große Rolle. Eine Vernetzung der Restbestände und ein genetischer Austausch ist kaum noch gegeben. Besonders gravierend wirken sich Grundwasserabsenkungen aus. Als Bioindikator für hohe Grundwasserstände reagieren Moorfrösche gegen das Absenken von Grundwasserständen äußerst empfindlich. In dem am Rhein gelegenen größten hessischen Naturschutzgebiet Kühkopf-Knoblochsaue, aber auch vielerorts im Kreis Offenbach haben in den letzten Jahrzehnten starke Grundwasserstandsänderungen zu deutlichen Bestandsrückgängen geführt.

Bereits 2003 hat der NABU begonnen, die letzten Vorkommen zu erfassen. Die landesweit durchgeführte Fragebogenaktion "Blaumänner gesucht" brachte einige hoffnungsvolle Hinweise auf bislang noch unbekannte Restvorkommen. 2004 will der NABU diesen Hinweisen gezielt nachgehen. Den Fragebogen zur Moorfrosch-"Volkszählung" gibt’s beim NABU auch weiterhin im Internet.

Um das weltweite Artensterben zumindest in der Europäischen Union zu stoppen, wurde mit der Fauna-Flora-Habitat(FFH)-Richtlinie ein wichtiges Instrumentarium zum Schutz der Artenvielfalt in Europa geschaffen. In den Anhängen II und IV der Richtlinie werden die Tier- und Pflanzenarten genannt, deren Schutz von heraus­ragender Bedeutung ist. Zu den hessenweit über 40 bedrohten Tier- und Pflanzenarten gehören allgemein bekannte Arten wie Laubfrosch oder Frauenschuh aber auch seltene und exotisch anmutende Arten wie Kugelhornmoos oder Schlammpeitzger. Wieder andere Arten sind weiter verbreitet als bisher vermutet, leben aber wie die Wildkatze sehr versteckt. Auch extrem seltene Spezies, wie die Europäische Sumpfschildkröte, die in Hessen nur noch wenige Restexemplare zählt, gehören dazu.

Um die seltenen Blaumänner und weitere gefährdete Arten vor dem Aussterben zu bewahren, hat sich die "NABU Stiftung Hessisches Naturerbe" zum Ziel gesetzt, Flächen zu erwerben und neue Schutzrefugien für bedrohte Arten zu schaffen. Denn noch immer ist der Ankauf der Lebens- und Fortpflanzungsstätten der beste Schutz für die meisten Tier- und Pflanzenarten. Zur Finanzierung der Schutzprogramme hat der NABU ein Spendenkonto eingerichtet: NABU-Projektkonto: KSK Waldeck-Frankenberg, Konto-Nr.: 020 20 030, BLZ: 523 500 05 - Stichwort "Blaumänner gesucht" (Falls Spendenquittung erforderlich, bitte Adresse nicht vergessen).