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Sturmfolgen auf Haiti durch Menschen verschärft

Hilfsmaßnahmen angelaufen

Die Auswirkungen des Wirbelsturms "Jeanne" auf Haiti sind durch menschlichen Eingriffe in die Natur verschlimmert worden. "Die Tropenstürme bleiben ein Naturereignis, aber die Sturmfolgen wie Überschwemmungen und Erdrutsche sind das Ergebnis eines gnadenlosen Raubbaus an der Natur", so der Geschäftsführer Martin Bröckelmann-Simon von Misereor. Die Umwelt der Insel müsse langfristig geschützt und die ländliche Infrastruktur verbessert werden, ansonsten drohten weitere Todesopfer durch Fluten und Schlammlawine, so die Organisation. Gleichzeitig müssten Umweltschutzmaßnahmen einhergehen mit dem Ausbau der ländlichen Infrastruktur, wie etwa dem Bau von Schulen und Krankenhäusern. Neben der Stadt Gonaives ist vor allem auch der Nordosten des Landes von den Auswirkungen der Naturkatastrophe betroffen.

Denn gerade die ländlichen Regionen Haitis seien sehr arm: "Noch haben die Menschen keine Lebensperspektive auf dem Land, sie wandern in die größeren Städte Haitis oder in die Dominikanische Republik ab. Damit fehlt aber auch der Anreiz zur Wiederaufforstung der Wälder oder zum Schutz der Böden." so Bröckelmann-Simon. Doch da zur Zeit noch ein Großteil der Bergregionen als Niemandsland gelte, fühle sich niemand zuständig und es werde großflächig gerodet. Daher sei eine Bodenreform nötig, um Bauern Parzellen dieser Fläche zukommen zu lassen. Dann würde das Engagement zur Eigeninitiative schnell wachsen.

Weite Landstriche Haitis glichen inzwischen einer Halbwüste, das Inselklima habe sich innerhalb von einer Generation stark verändert. Verschärft werde die Situation durch die hohe Bevölkerungsdichte: Um den wachsenden Bedarf an Nahrungsmitteln und Brennholz zu stillen, entstehe ein zusätzlicher Druck auf die Ressourcen. Bäume würden gefällt und Hanglagen kahl geschlagen, um dort Nutzpflanzen anzubauen. Die Folgen seien extreme Trockenheit und Unwetter in bislang nie gekanntem Ausmaß.

"Die Kleinbauern haben nicht nur ihre Existenzgrundlage verloren. Auch die wichtigste Verbindungsstraße in die Region ist völlig zerstört, so dass es große Engpässe beim Transport von Nahrungsmitteln bis hin zu Treibstoffmangel geben wird", berichtet Wolfgang Geike, Mitarbeiter der Welthungerhilfe in Cap Haitien.

In der Stadt Ennery - nordöstlich von Gonaives - haben Mitarbeiter der Welthungerhilfe bereits 2.000 Wirbelsturm-Opfer mit Kochutensilien ausgestattet, weitere 4.000 Personen werden bis zum Wochenende versorgt. Um die drohende Seuchengefahr einzudämmen, werden außerdem die Brunnen in dieser Region wieder instand gesetzt.

Nicht nur Misereor engagiert sich schon seit Jahren für Haiti. Die Deutsche Welthungerhilfe ist seit 1975 in Haiti tätig: vor allem in der landwirtschaftlichen Beratung, bei der Trinkwasserversorgung und im Ressourcenschutz sowie bei der Verbesserung der Infrastruktur durch den Bau von Lagerhäusern und Straßen. Bisherige Projekte umfassen ein Volumen von rund 33 Millionen Euro.