Zusammenbruch des Gesundheitswesens lässt Vergewaltigungsopfer sterben
Kongo
Infolge des bewaffneten Konflikts um die Kontrolle über die Region und ihre Ressourcen (1996-2003) herrsche ein massiver Mangel an Ärzten, Krankenschwestern, medizinischen Geräten und Medikamenten. In den betroffenen Provinzen Ituri, Nord- und Süd-Kivu hätten Geschlechtskrankheiten und HIV-Infektionen stark zugenommen. Viele Frauen müssten dringend psychologisch betreut werden. "Viele Überlebende der Vergewaltigungen benötigen auch plastisch-chirurgische Eingriffe an ihren Geschlechtsorganen, die sie niemals bezahlen können", sagte die ai-Kongo-Expertin Andrea Riethmüller.
Während des Konflikts hätten rund 20 Kriegsparteien aus 4 Ländern Zehntausende von Frauen und Mädchen wie auch Männer systematisch und mit großer Brutalität vergewaltigt. Die sexuelle Gewalt diene vielfach als bewusste Kriegsstrategie. Die zahlreichen Gruppen- und Mehrfachvergewaltigungen zielten darauf ab, den Gegner zu destabilisieren, fundamentale Werte der Gemeinschaft zu zerstören, Vergeltung zu üben, die Opfer und Zeugen zu erniedrigen und sie einzuschüchtern.
So seien Kranke, schwangere oder behinderte Frauen regelmäßig sexueller Gewalt ausgeliefert. Andere seien monate- oder jahrelang in Kampfeinheiten als sexuelle Sklavinnen missbraucht worden. Viele Opfer wurden mit Bayonetten, angespitzten Stöcken, Glasscherben, rostigen Nägeln und Steinen penetriert. Während oder nach den Vergewaltigungen wurden sie angeschossen, oft im Genitalbereich.
Die provisorische Regierung ist vor über einem Jahr mit erheblicher internationaler politischer und finanzieller Unterstützung ins Amt gesetzt worden. "Auch wenn die Probleme in der Region groß sind, ist es höchste Zeit, dass die Regierung wenigstens beginnt, die Leiden der traumatisierten Zivilbevölkerung zu lindern", so Riethmüller.