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Türkin darf wegen Ehrenmord-Drohung nicht abgeschoben werden

Verwaltungsgericht Stuttgart

Weil ihr in ihrer Heimat ein Ehrenmord droht, darf eine Türkin nicht aus Deutschland abgeschoben werden. Das Verwaltungsgericht Stuttgart gewährte der Frau in einem am Donnerstag veröffentlichten Beschluss vorläufigen Rechtsschutz. Die Stadt Kornwestheim hatte die Aufenthaltserlaubnis der Frau nach der Scheidung von ihrem Ehemann nicht verlängert und ihr die Abschiebung angedroht.

Das Gericht folgte in seiner Entscheidung den Angaben der Frau. Demnach wurde der Türkin von ihrem Vater aus Gründen der Familienehre ihre Ermordung angedroht. Die Frau war den Angaben zufolge mit 16 Jahren von ihren Eltern mit einem zehn Jahre älteren, schwer behinderten Mann zwangsverheiratet worden. Da der deutsche Staatsangehörige türkischer Abstammung gewalttätig gewesen sein soll, trennte sie sich nach wenigen Jahren gegen den Willen ihrer Familie von ihm.

Nach Auffassung der Richter ist von einem besonderen Härtefall auszugehen. Die Frau dürfe deshalb nicht abgeschoben werden. Der Beschluss ist noch nicht rechtskräftig.

Am 18. Aug. 2005

Westlicher Lebensstil

In Berlin-Tempelhof erinnert jetzt eine Gedenktafel an den sogenannten Ehrenmord an der Deutsch-Türkin Hatun Sürücü. Ein so hinterhältiges Verbrechen dürfe sich nicht wiederholen, sagte der Bürgermeister des Bezirks Tempelhof-Schöneberg, Ekkehard Band (SPD), am Dienstag (10 Juni). Deshalb dürfe die Tat nicht in Vergessenheit geraten. Auf der Tafel steht in deutscher und türkischer Sprache geschrieben, Sürücü sei ermordet worden, "weil sie sich Zwang und Unterdrückung ihrer Familie nicht unterwarf, sondern ein selbstbestimmtes Leben führte".

Sürücü war am 7. Februar 2005 an einer Bushaltestelle von ihrem jüngeren Bruder durch drei Kopfschüsse getötet worden. Der zum Tatzeitpunkt 18-Jährige hatte nach eigenen Angaben den westlichen Lebensstil seiner Schwester als Kränkung der Familienehre empfunden. Er wurde später wegen Mordes zu einer Jugendstrafe von neun Jahren und drei Monaten Haft verurteilt.

Am 10. Jun. 2008

Politik und Zivilgesellschaft setzen Zeichen für Freiheit und Selbstbestimmung

Vor acht Jahren – am 7. Februar 2005 – wurde Hatun Sürüçü von ihrem Bruder auf offener Straße erschossen. Anlass für den so genannten „Ehrenmord“ war, dass die junge Frau ein modernes und selbstbestimmtes Leben führen wollte. Der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg (LSVD) und mehrere Kooperationspartner riefen vor acht Jahren erstmals zu einer Trauerkundgebung auf, zu den ersten Unterstützerinnen und Unterstützern gehörten zum Beispiel die Bürgerrechtlerin Seyran Ateş und die Schauspielerin Maren Kroymann.

An der jährlich stattfindenden Gedenkveranstaltung in Berlin-Tempelhof nahmen in den vergangenen Jahren unter anderem Vertreterinnen und Vertreter der Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes, des Türkischen Bundes in Berlin-Brandenburg, des Madonna Mädchentreffs, des Abgeordnetenhauses, der Bezirksverordnetenversammlung und des Lesben- und Schwulenverbandes Berlin-Brandenburg teil.

Anlässlich des Todestages von Hatun Sürüçü finden mehrere Veranstaltungen in Berlin statt. In diesem Jahr hat der Fußballverein Türkiyemspor bereits am vergangenen Samstag mit allen in Kreuzberg beheimateten Frauenteams den Hatun-Sürüçü-Cup ausgetragen. Nächste Woche folgen Informations- und Gedenkveranstaltungen. Der LSVD Berlin-Brandenburg begrüßt alle Aktivitäten, die die Erinnerung an Hatun Sürüçü wachhalten und für das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben eintreten.

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Montag, 4. Februar 2013:
Südblock, Admiralsstraße 1-2, 10999 Berlin
18 Uhr: Filmvorführung „Verlorene Ehre – Der Irrweg der Familie Sürüçü“
19 Uhr: Podiumsdiskussion „Ich darf nicht…“ – Mädchen im Spannungsfeld von gesellschaftlicher Ausgrenzung, familiären Erwartungen und kulturellen Schablonen
Veranstalter: Mädchen- und Frauenabteilung von Türkiyemspor Berlin 1978 e. V. zusammen mit Kooperationspartnerinnen

Donnerstag, 7. Februar, 11 Uhr:
Gedenkveranstaltung am Gedenkstein für Hatun Sürüçü
Oberlandstraße/Ecke Oberlandgarten, 12099 Berlin-Tempelhof
Veranstalter: Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg, u.a. mit Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler und Bezirksverordnetenvorsteherin Petra Dittmeyer

Donnerstag, 7. Februar, 15 Uhr:
Gedenkveranstaltung am Gedenkstein für Hatun Sürüçü
Oberlandstraße/Ecke Oberlandgarten, 12099 Berlin-Tempelhof
Veranstalter: Junge Männer vom Projekt HEROES zusammen mit Innensenator Frank Henkel

Am 28. Jan. 2013