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Kinderhilfswerk Unicef wegen angeblich verschwendeter Spendenmittel unter Druck

War Simonis informiert?

Die Affäre um angeblich verschwendete Spendenmittel bei Unicef weitet sich aus. Die ehrenamtliche Unicef-Vorsitzende Heide Simonis forderte am 29. November den Verbands-Geschäftsführer Dietrich Garlichs auf, sein Amt bis zur Klärung aller Vorwürfe ruhen zu lassen. Entgegen dessen Behauptungen sei der Vorstand nicht über die Vorgänge informiert gewesen. Simonis stellte Garlichs ein Ultimatum, seine Behauptungen bis Donnerstag 16.00 Uhr zurückzunehmen. Die Unicef-Geschäftsstelle in Köln wollte sich hierzu am Nachmittag nicht äußern. Eine Entscheidung in der Angelegenheit müsse der Vorstand treffen, sagte eine Sprecherin.

Simonis kündigte an, der Vorstand von Unicef werde sich am Samstag auf einer Sitzung in Köln mit dem Thema befassen. Sie selbst habe am 29. Mai durch einen anonymen Brief von den Vorgängen erfahren. Daraufhin habe sich der Vorstand erstmals Anfang Juni mit dem Thema beschäftigt. Es müsse nun eine Persönlichkeit gefunden werden, die die Vorfälle bei Unicef "restlos aufklärt".

Simonis erneuerte am 29. November ihre Vorwürfe über die angebliche Unterrichtung des Vorstands durch Garlichs: "Wir haben es nicht gewusst." Auf ddp-Anfrage kritisierte sie: "Das Ausbleiben der Rücknahme bedeutet, dass dem Herrn Geschäftsführer an einer vertrauensvollen Zusammenarbeit mit dem geschäftsführenden Vorstand wenig liegt."

Offenbar ist im Deutschen Komitee für Unicef mehr Geld auf seltsamen Wegen geflossen als bislang bekannt. Nach Informationen der "Frankfurter Rundschau" soll das Kinderhilfswerk seit Mitte 2005 etliche Aufträge an eine Unternehmensberatung vergeben haben, ohne dass der Vorstand davon "im Einzelnen" informiert wurde.

Garlichs wies in einer schriftlichen Erklärung alle Vorwürfe zurück.

Bis Mai 2007 floss dem Bericht zufolge für diverse Aufträge ein Honorar in Höhe von 1,3 Millionen Euro. Nutznießer sei die Dastani Consulting GmbH in Gießen-Wettenberg. So habe Unicef am 23. Februar 2006 mit dem Unternehmen einen Vertrag über die "Konzeption und Erstellung eines Marketing-Informationssystems" geschlossen und einen Pauschalpreis von 460.780 Euro vereinbart.

Eine Summe, die von Unicef-Mitarbeitern als "deutlich überzogen" betrachtet werde. Gezeichnet habe die Leiterin des Bereichs Mittelbeschaffung. Diesen Posten habe bis 2005 ein Mann inne gehabt, der als "freier Mitarbeiter" seit August 2005 fast 300.000 Euro Honorar erhalten habe. Nach Angaben von Simonis ist unklar, aus welchem Topf diese und andere Honorare bezahlt und wo sie verbucht wurden.