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Tabakhersteller geben sich hilfsbereit

"Tabakindustrie fixt junge Raucher an"

Internationale Tabakhersteller geben sich hilfsbereit bei der Auskunft über die Zusatzstoffe ihrer Produkte. So gab beispielsweise der Konzern "Phillip Morris" am Donnerstag bekannt, er befürworte das Verbot von Zusatzstoffen , die das Risiko des Rauchens erhöhen. Einen Tag vorher, am Mittwoch, schrieb die SPD-Fraktion: "Die Zigarettenhersteller beschäftigen Heerscharen von Chemikern und Physiologen, um ihre Erzeugnissen durch raffinierteste chemische Zusätze attraktiv zu machen." Sie bauten in ihre Produkte, das sei "seit langem bekannt," so genannte "Sucht-Turbolader" ein. Die Tabakindustrie "fixe" die jungen Raucher mit "verlockenden, kindlich-vertrauten" Aromen an, steigere "auf chemischem Wege die Abhängigkeit" der Gewohnheitsraucher und erhöhe deren Zigarettenhunger.

Am Mittwoch wurde ausserdem ein Gesetz beschlossen nachdem Tabakkonzerne nun einige Arten der Werbung nicht mehr nutzen dürfen. Der Vorstandssprecher der Firma "Reemtsma" rechnete damit, dass sein Zigarettenabsatz stabil bleibe. Das Unternehmen melde die Zusatzstoffe seit Ende 2002 gegenüber dem Verbraucherministerium und im Internet.

Bei seinen Marken wie beispielsweise "Marlboro" und "Phillip Morris" würden die beigemengten Stoffe "sorgfältig geprüft", sagte Gerrit de Bruin, Deutschland-Chef des Konzerns gegenüber der "Bild"-Zeitung. De Bruin von Phillip Morris sagte: "Wir unterstützen, dass Ministerin Künast weitere Untersuchungen in Auftrag geben will. Wenn sich ergibt, dass ein Zusatzstoff die Gefahren des Rauchens erhöht, sollte er verboten werden."

Der Manager sprach sich jedoch gegen ein generelles Verbot von Zusatzstoffen aus: "Erstens würde jede Zigarette gleich und damit langweilig schmecken." Die Folge wäre, dass die meisten Marken kaputtgehen und vom Markt verschwinden würden. Darüber hinaus mache Rauchen auch dann weiterhin süchtig und verursache schwere Krankheiten. Zudem würde die Zigarette auseinanderfallen, da auch in Papier, Filter und Leim Zusatzstoffe enthalten sind. Bei einem Verkaufsverbot von Zigaretten würde nur der Schwarzhandel gefördert. Es sei besser, ein geprüftes als ein ungeprüftes Produkt im Markt zu haben, sagte de Bruin.

Die SPD-Fraktion hatte am Mittwoch betont: "Das Recht auf Information ist ein Grundrecht der Verbraucher." Dies gelte besonders "bei einem suchterzeugenden Produkt, durch dessen Konsum mehr Menschen sterben als durch Alkohol, illegale Drogen, Verkehrsunfälle, Aids, Morde und Selbsttötungen zusammen."

Nach dem kürzlich erschienen Drogenbericht 2005 sterben jedes Jahr mehr als 120.000 Menschen allein in Deutschland an den Folgen des Rauchens. Als Reaktion auf den Drogenbericht hatte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marion Caspers-Merk (SPD), betont, wichtigstes Ziel sei die "Verringerung der Raucherquote". Die Drogenbeauftragte der Unions-Bundestagsfraktion, Gerlinde Kaupa (CSU), forderte nach der von Künast am Dienstag vorgelegten Liste mit Zusatzstoffen müsse schnell gehandelt werden, auch mit Sanktionen "bis hin zum Verbot einzelner Marken".

Die SPD-Fraktion führte aus, "etliche" der Zusatzstoffe, wie beispielsweise Zucker, seien auch in Lebensmitteln zugelassen und gälten zunächst als unschädlich. Zusatzstoffe wie Kakao und Honig schienen Geschmack, Aroma und die "Bioverfügbarkeit von Nikotin" zu beeinflussen. Damit solle die Reizwirkung verringert und die Akzeptanz bei den Verbrauchern, "insbesondere bei Kindern und Jugendlichen", erhöht werden. Wissenschaftler gingen davon aus, dass durch die Verbrennung der Zusatzstoffe beim Rauchen gesundheitsgefährdende Stoffe entstehen können. Diese Substanzen müssten jetzt wissenschaftlich überprüft und gegebenenfalls auch verboten werden.

Werbeverbot

Laut dem am Mittwoch beschlossenen Tabakwerbeverbot darf künftig nicht mehr für Tabakerzeugnisse in Presse, Rundfunk und Internet geworben werden. Auch bei Veranstaltungen soll ein Sponsoring-Verbot gelten. Grundlage dafür ist eine EU-Richtlinie, die bis zum 31. Juli in nationales Recht umgesetzt werden muss.

Der Präsident der Bundesärztekammer, Jörg-Dietrich Hoppe, forderte einen wirksameren Schutz von Passivrauchern in öffentlichen Gebäuden, Gaststätten und an Arbeitsplätzen. Denn die positiven Effekte der Tabaksteuererhöhung würden sich "in Luft auflösen", wenn nicht gleichzeitig flankierende Maßnahmen ergriffen werden. Dazu gehöre sicher auch ein Tabakwerbeverbot.

Verbraucherschutzministerin Renate Künast (Grüne) begrüßte den Schritt. Sie unterstütze das Verbot von Werbung, die "Rauchen als chic darstellt", sagte Künast. Schon der Einstieg in das Rauchen müsse erschwert werden. Für Hoppe haben hier vor allem die Eltern eine Vorbildfunktion. Andernfalls würden Aufklärungskampagnen ins Leere laufen, warnte der Ärztepräsident.

Protest kam derweil vom Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft (ZAW). Dieser lehnte das Tabakwerbeverbot für Printmedien klar ab. ZAW-Sprecher Volker Nickel begründete die Haltung damit, dass Zeitungen und Zeitschriften Einnahmen verlören und Zigarettenherstellern die Möglichkeit genommen werde, Marktanteile hinzuzugewinnen.

Genau darin liegt aber nach Einschätzung der Deutschen Krebshilfe der Vorteil des Tabakwerbeverbots. "Wir beobachten ganz klar einen Zusammenhang zwischen der Tabakwerbung und dem Tabakkonsum, insbesondere von Kindern und Jugendlichen", sagte der Suchtbeauftragte der Organisation, Anil Batra.