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György Konrad erhält Aachener Karlspreis

Kultur

Der ungarische Schriftsteller und Soziologe György Konrad ist am Donnerstag mit dem Internationalen Karlspreis der Stadt Aachen ausgezeichnet worden. Mit der international renommierten Auszeichnung wurde Konrad für sein schriftstellerisches, kulturpolitisches und essayistisches Eintreten für das Zusammenwachsen Europas und für die Errichtung von offenen Gesellschaften geehrt.

Die Laudatio auf den Präsidenten der Akademie der Künste in Berlin hielt der frühere Bundespräsident Roman Herzog, der 1997 mit dem Karlspreis ausgezeichnet worden war. Der Karlspreis wird seit 1950 für Verdienste beim Zusammenwachsen Europas verliehen.

Herzog würdigte Konrád in seiner Laudatio als "literarische Autorität von europäischem Rang". Konrád sei ein "homus politicus mit erheblicher Ausstrahlung". Europa könne nur durch gemeinsame politische und kulturelle Antworten seine alte Faszination und Strahlkraft wieder erhalten. Die Entscheidung des Karlspreisdirektoriums sei mutig und pragmatisch. Erstmals sei kein Politiker geehrt worden. "Es ist eine Entscheidung für Kompromisslosigkeit und Humanismus", betonte Herzog. Die Wahl Konráds sei ein Bekenntnis zu Widerspruchsgeist und Nonkonformismus.

Konrad kritisierte in seiner Rede die Nato-Luftangriffe auf Jugoslawien vor zwei Jahren. "Man muss sich fragen, wie viele Menschen durch den Einsatz unserer vereinten Streitmacht gerettet wurden und wie viele ums Leben kamen", fügte Konrad hinzu. Der Karlspreisträger sprach sich für eine weitere Öffnung der EU nach Osteuropa aus. "Russland ist Teil Europas, und die russische Kultur ist eine europäische Kultur", mahnte Konrad. Die Vorstellung sei kurzsichtig, dass mit der Aufnahme der im ersten Wahlgang akzeptierten Kandidaten die EU-Erweiterung abgeschlossen sei.

Konrád rief zugleich zu mehr Toleranz beim Zusammenwachsen Europas auf. "Vereinigung heißt nicht Verschmelzung", betonte er. Europa werde entweder demokratisch sein oder als Union nicht zustande kommen. Europa lasse sich nicht von einem Staat und von einer Hauptstadt aus regieren, fügte er hinzu.

An der feierlichen Zeremonie im Krönungssaal des Aachener Rathauses nahmen unter anderem Bundespräsident Johannes Rau, Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt, NRW-Ministerpräsident Wolfgang Clement (beide SPD), FDP-Parteichef Guido Westerwelle sowie der Präsident des Zentralrats der Juden, Paul Spiegel, teil. Konrád ist jüdischer Abstammung. Der 68-Jährige ist der zweite ungarische Karlspreisträger. 1990 war der damalige ungarische Außenminister Gyula Horn mit der Auszeichnung geehrt worden.

Im vergangenen Jahr war der Karlspreis an den damaligen US-Präsidenten Bill Clinton verliehen worden. Weitere Karlspreisträger sind Sir Winston Churchill, Konrad Adenauer, Königin Beatrix der Niederlande, Vaclav Havel und Tony Blair.