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Brutales Vorgehen Russlands gegen tschetschenische Zivilisten bleibt ohne Folgen

"Gefängnis unter freiem Himmel"

Die Organisation "Ärzte ohne Grenzen" kritisiert, dass der Europarat die russische Regierung am vergangenen Mittwoch trotz täglicher, massiver Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien durch das russische Militär nicht verurteilt hat. Damit stelle sich der Europarat an die Seite eines Staates, der in Kriegszeiten die Menschenrechte mit Füßen trete. In einem am Freitag veröffentlichen Augenzeugenbericht zeigt die Organisation den täglichen Terror auf, dem viele Tschetschenen in ihrem Land ausgesetzt sind.

Vor der Parlamentarischen Versammlung des Europarates erklärte der Präsident der französischen Sektion von Ärzte ohne Grenzen, Jean-Hervé Bradol, dass Tschetschenien einem "Gefängnis unter freiem Himmel" gleiche, in dem Willkür und Gewalt herrschen. Dies führt laut Bradol dazu, dass der Strom der Vertriebenen nach Inguschetien nicht abreißt. Dort leben die Menschen aber unter inakzeptablen Bedingungen, wie der heute vorgelegte Bericht zeigt.

Bis zu 1.200 Tschetschenen fliehen nach Informationen der Ärzteorganisation wöchentlich nach Inguschetien, wo sie unter mittlerweile katastrophalen Bedingungen leben müssten. Einer Untersuchung von Ärzte ohne Grenzen zufolge ist die Situation vor allem für die etwa 60.000 Menschen unerträglich, die in Sammelunterkünften Zuflucht gefunden haben. Die Gebäude seien teilweise verfallen, die Zelte undicht, die sanitären Einrichtungen mangelhaft und die Heizmöglichkeiten für viele unzureichend. Darüber hinaus sei die offizielle Registrierung von Neuankömmlingen im Frühjahr letzten Jahres von den russischen Behörden eingestellt worden. Damit hätten die schätzungsweise bis zu 50.000 Neuankömmlinge kein Anrecht auf staatliche Unterstützung.

Der jetzt veröffentlichte Augenzeugenbericht sowie die Untersuchung über die Lebensbedingungen der Vertriebenen in Inguschetien belegen nach Ansicht der Ärzteorganisation, dass die verantwortlichen Behörden die Strategie verfolgen, die Menschen zurück nach Tschetschenien zu treiben, indem ihnen Hilfe in Inguschetien verweigert wird. Ärzte ohne Grenzen kritisiert, dass die internationale Gemeinschaft diese Strategie mit hartnäckigem Schweigen begleitet.