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Verleger rechnen nicht mit baldigem Ende der Zeitungskrise

Weiterer Rückgang des Auflagenvolumens

Der deutsche Zeitungsmarkt steckt tief in einer wirtschaftlichen Krise, und die Verleger sehen noch immer kein baldiges Ende. Mit "spürbaren Besserungen" sei frühestens im kommenden Jahr zu rechnen, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV), Volker Schulze, am Donnerstag in Berlin. Die Anzeigenerlöse und die Auflage der Zeitungen seien in den ersten Monaten des Jahres weiter zurückgegangen. Der BDZV rechnet für 2002 mit erheblichen Umsatzausfällen.

Die Einbrüche im Werbemarkt hielten an, und die Zeitungen seien "davon besonders hart betroffen", sagte Schulze. Viele Verlage seien "gezwungen, Stellen abzubauen". Von Zusatzleistungen, die in den achtziger Jahren eingeführt wurden, müssten sich die Zeitungen nun trennen, fügte der Hauptgeschäftsführer hinzu. BDZV-Geschäftsführer Jörg Laskowski sagte: "Wir leben vom Prinzip Hoffnung."

Im Mai sei der Anzeigenumfang im Vergleich zum Vorjahr um 18 Prozent zurückgegangen, in Ostdeutschland sogar um 21 Prozent. Der Zeitungsverkauf habe sich im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 2,6 Prozent verringert. In Ostdeutschland seien 170.000, im Westen 599.000 Zeitungen weniger verkauft worden als vor einem Jahr. Bei den Straßenverkaufszeitungen habe es sogar einen Rückgang von 5,0 Prozent gegeben.

"In schlechten wirtschaftlichen Zeiten werden auch das Zeitungsabonnement und der Zeitungskauf am Kiosk in Frage gestellt", sagte Laskowski. Die allgemeine Zurückhaltung der Konsumenten im Zusammenhang mit der Euro-Einführung habe ihr Übriges getan. Bereits im vergangenen Jahr waren den Angaben zufolge die Umsatzerlöse um 800 Millionen auf 10,0 Milliarden Euro gefallen.

Die wirtschaftliche Perspektive sei "schlecht", sagte Laskowski. "Der Silberstreifen am Horizont ist ganz ganz dünn." Eine Trendwende auf dem Anzeigenmarkt sei nicht abzusehen, auch nicht durch die bevorstehende Bundestagswahl. Die "Talsohle" sei jedoch erreicht, schlechter gehe es nicht mehr, fügte der BDZV-Geschäftsführer hinzu.

Schulze machte die "wirtschaftsfeindliche Gesetzgebung" für die Krise verantwortlich. Er forderte die Abschaffung des "unseligen 630-Mark-Gesetzes", das die Zeitungsverleger jährlich rund 100 Millionen Euro koste. Viele Austräger hätten nach der Einführung des Gesetzes gekündigt.

Die Gesamtauflage der Zeitungen lag dem BDZV zufolge in den ersten drei Monaten bei 29,3 Millionen Exemplaren. Darunter seien 16,3 Millionen lokale und regionale Zeitungen, 1,7 Millionen überregionale, 5,3 Millionen Straßenverkaufszeitungen, 4,3 Millionen Sonntagszeitungen und 1,8 Millionen Wochenzeitungen.

Die Zeitungen trieben ihre Internet-Aktivitäten trotz allem weiter voran, sagte der Leiter Kommunikation und Multimedia beim BDZV, Hans-Joachim Fuhrmann. Die Zeitungsverlage seien inzwischen mit mehr als 400 Internet-Angeboten vertreten. Jedes Angebot werde im Jahr durchschnittlich vier Millionen Mal abgerufen. Die gedruckten Zeitungen litten darunter jedoch nicht, wie eine aktuelle Studie belegen soll.

Den öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern warf Hauptgeschäftsführer Schulze vor, mit ihren Internet-Auftritten gegen den Rundfunksstaatsvertrag zu verstoßen. Auf ihren Seiten würden Produkte angeboten und Gewinnspiele von Firmen gesponsert, obwohl Werbung eigentlich nicht erlaubt sei.