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Zahl der kolumbianischen Zwangsvertriebenen steigt

Ohne Schutz

In einem Gespräch mit Vizepräsident Francisco Santos am heutigen Dienstag in Berlin hat die Menschenrechtsorganisation FIAN der kolumbianischen Regierung massive Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Mit 400.000 Zwangsvertriebenen habe die Anzahl der Opfer des bewaffneten Konflikts im vergangenen Jahr einen traurigen Höchststand erreicht, erklärte FIAN-Sprecher Vilmar Schneider. Die kolumbianische Regierung habe den betroffenen Bauern und indigenen Gemeinschaften oft keinerlei Schutz gewährt.

"Während Präsident Alvaro Uribe Velez die Guerillabewegungen FARC und ELN bis aufs Blut bekämpft, lässt er den paramilitärischen Einheiten freie Hand", kritisierte Armin Paasch, der bei FIAN-Deutschland die Agrarreform-Kampagne koordiniert. Diese so genannten Autodefensas Unidades de Colombia (AUC) seien jedoch für die Mehrzahl der Vertreibungen und Massaker verantwortlich. FIAN verfüge über zahlreiche Hinweise auf eine enge Zusammenarbeit zwischen Paramilitärs und der regulären kolumbianischen Armee. Mit seiner Politik der "demokratischen Sicherheit" fördere Präsident Uribe darüber hinaus eine weitere Paramilitarisierung der Gesellschaft. Danach sollten 25.000 Landbewohner eine militärische Ausbildung erhalten und eine Art Bauernmiliz gegen die Guerilla bilden. Rund eine Million Kolumbianer wolle die Regierung als Informanten anwerben.

Die ersten Leidtragenden würden die Friedensgemeinden sein, die sich bewusst von allen Kriegsparteien distanzierten und in der Neutralität ihren einzigen Schutz sähen. "Die neue Militarisierung droht sie in den Konflikt hineinzuziehen und die letzten Ansätze einer friedlichen Konfliktlösung zunichte zu machen", erklärte Paasch. FIAN befürchtet, dass die Paramilitarisierung insgesamt eine weitere Zunahme der Vertreibungen und politischen Morde mit sich bringen werde. Im Gespräch mit dem Vizepräsidenten Santos hat FIAN ein Ende der Vertreibungen verlangt. Die Regierung müsse den Friedensgemeinden einen effektiven Schutz gegen alle bewaffneten Akteure gewähren. Den Opfern von Vertreibungen müsse sie die sichere Rückkehr auf ihr Land und angemessene Entschädigungen garantieren. Zur Umsetzung des Menschenrechts auf Nahrung sei zudem eine umfassende Landreform notwendig, wie sie von den Bauernorganisationen vorgeschlagen werde. Die extreme Bodenkonzentration in den Händen weniger Großgrundbesitzer sei eine Hauptursache von Hunger und Armut in den ländlichen Gebieten Kolumbiens.