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Jährlich mehr als 100.000 Tonnen Öl in der Nordsee

Milde Strafen für die Täter

Jedes Jahr gelangen nach Schätzungen der Umweltorganisation WWF durch Schiffsunfälle und illegale Einleitungen von Maschinenöl mehr als 100.000 Tonnen Öl in die Nordsee. Meist sei da mit katastrophalen Folgen für die Umwelt verbunden: So wurden in den vergangenen Tagen fast 1.000 verölte Vögel an den Stränden der Nordseeküste und der nordfriesischen Inseln angespült. Untersuchungen durch das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) legen nahe, dass sich die Tiere in einem Ölteppich im offenen Meer verschmutzt haben, der durch die Reinigung eines Schiffstanks verursacht wurde. Der WWF fordert daher die Reedereien dazu auf, ihr Öl sachgemäß in den deutschen Häfen entsorgen zu lassen. Die hierfür entstehenden Kosten würden weitestgehend durch die ohnehin von den Reedereien zu entrichtende Hafenliegegebühr zurückerstattet. Nach Ansicht der Organisation bestehe zwar Hoffnung, den Verursacher des aktuellen Vogelsterbens im Nachhinein zu überführen, doch sei die zu erwartende Strafe viel zu gering, als dass ein Abschreckungseffekt entstehe.

"Die Reedereien können sich nicht hinter der Behauptung verstecken, dass die fachgerechte Ölentsorgung an Land zu teuer sei. Wer weiterhin Öl in die Nordsee einleitet, muss härter als bislang üblich bestraft werden", fordert Alfred Schumm, Leiter des Fachbereichs Meere und Küsten beim WWF Deutschland. Statistiken des BSH zeigten, dass das Risiko überführt zu werden, sehr gering sei. In 2001 seien nur in 0,65 Prozent der gemeldeten Ölverschmutzungen Geldstrafen verhängt, die im Schnitt unter 5.000 Euro lagen.

Das MARPOL-Abkommen legt seit 1999 fest, dass in der Nordsee bereits die geringste Einleitung von Öl strafbar ist. Neben der Ölentsorgung an Land und härteren Strafen für Ölsünder fordert die Organisation, die Überwachung der Meere grenzüberschreitend zu verstärken. "Wir brauchen eine internationale Ölpolizei für die gesamte Nordsee", so Schumm.

Bereits eine Tonne Öl könne innerhalb weniger Stunden eine zehn Fußballfelder große Wasserfläche bedecken. Die Verschmutzung sei lang anhaltend, denn Öl baue sich nur sehr langsam ab. An der Meeresoberfläche bilde sich durch das Salzwasser rasch eine zähflüssige Emulsion, die nur sehr schwer abgetragen werden könne, da sie Pumpen und Saugeinrichtungen verklebe. Vor allem Vögel tappten bei Ölteppichen leicht in die Falle: Für Trottellummen, Eider- und Trauerenten sehe die verschmutzte Wasseroberfläche aus wie eine Flachwasserzone. Beim Versuch darin zu landen und nach Nahrung zu tauchen, verklebe das Gefieder und verliere seine Antiwasser-Beschichtung. Die Vögel sterben an Unterkühlung, ertrinken oder verhungern.