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Atomkraftwerke in Deutschland

Für Steinkohle und Atom - Wirtschaftsminister Glos für längere Laufzeiten

Atomkraftwerke Deutschland Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) hat vor dem Hintergrund des Gasstreits zwischen Russland und der Ukraine die Debatte über den Atomausstieg neu entfacht. Darüber müsse man nun "neu nachdenken", sagte Glos am Montag und verlangte, auf in Deutschland verfügbare Energiequellen zu setzen. Neben Steinkohle seien dies Atomkraftwerke, die von der rot-grünen Bundesregierung aus "politischen Gründen zum Abschalten verurteilt" worden seien. Die Grünen verurteilten den Vorstoß als "Griff in die energiepolitische Mottenkiste".

Auch die SPD hatte in den vergangenen Wochen Vorschlägen des Koalitionspartners nach weiteren Laufzeitverlängerungen für die deutschen Atomkraftwerke mehrfach eine klare Absage erteilt. Dessen ungeachtet plädierte Glos für längere Laufzeiten der deutschen Kernkraftwerke. Man müsse noch einmal überlegen, was getan werden könne, um in der Energieversorgung nicht komplett abhängig zu werden.

Für die Grünen kritisierten Fraktionsvize Reinhard Loske und der Energieexperte Hans-Josef Fell diesen Vorstoß. Statt auf erneuerbare Energien, Energieeffizienz und Energieeinsparung zu setzen, halte Glos an veralteten Technologien fest. Er gefährde damit Sicherheit und Energieversorgungssicherheit in Deutschland und den Klimaschutz weltweit. Deutschland brauche für die Sicherheit der Energieversorgung mehr regenerative Energien und Energieeinsparung, aber weniger Kohle und Atom.

Atomkraftwerke

"Wir erwarten, dass die große Koalition nicht immer wieder über Sinn und Nutzen des Atomausstiegs philosophiert, sondern ihn konsequent umsetzt", so Loske und Fell. Atomkraft gefährde die Sicherheit der Bevölkerung, was aufgedeckte terroristische Angriffspläne auf Atomanlagen belegten. Auch besitze Deutschland keinen eigenen Uranbergbau, weshalb auch in Atomenergie Abhängigkeiten in der Rohstoffversorgung von anderen Weltregionen bestünden. Ferner verwiesen die Grünen auf die Risiken der Atomenergie und die "gewaltigen finanziellen Unsicherheiten einer ungelösten Entsorgungsfrage".

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) unterstützte dagegen den Vorstoß von Bundeswirtschaftsminister Glos. Carsten Kreklau, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des BDI, sagte der "Berliner Zeitung": "Zu einer verlässlichen Energieversorgung gehört ein ausgewogener Energiemix. Darin muss auch zukünftig die Kernkraft eine Rolle spielen". Kreklau forderte, eine Verlängerung der Laufzeiten der Atomkraftwerke "ideologiefrei" zu prüfen.

Ähnlich, nur mit dem entgegengesetzten Ziel hatten sich bereits früher Umweltschützer geäußert: Bei der Festlegung der Laufzeit der Atomkraftwerke müsse durchaus die Frage eine wesentliche Rolle spielen, ob die Meiler sicher seien. Weil jedoch - so ein geheim gehaltenes Gutachten der Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) - kein einziges der deutschen Atomkraftwerke einem Terror-Anschlag mit einem Verkehrsflugzeug standhalten würde, müssten alle Atomkraftwerke sofort abgeschaltet werden.

Schwacher Atomminister

Trotz der schwerlich zu bestreitenden Unzuverlässigkeit des Betreibers EnBW der baden-württembergischen Atomkraftwerke vollzieht die rot-grüne Bundesregierung nicht den gesetzlich zwingenden Schritt, die Betriebsgenehmigungen zu entziehen. Stattdessen droht Bundesumweltminister Jürgen Trittin dem Betreiber des Atomkraftwerks Philippsburg öffentlichkeitswirksam mit der Abschaltung, ohne dass eine entsprechende Konsequenz tatsächlich zu erwarten ist. In einem Interview mit der Berliner "tageszeitung" verlangte Trittin, dass die Energie Baden-Württemberg (EnBW) alle Zweifel an ihrer Zuverlässigkeit vollständig ausräumen müsse. Andernfalls "stehen der Atomaufsicht ausreichende Handlungsinstrumente zur Verfügung - bis hin zum Widerruf der Genehmigung."

Sollte ein Block in Philippsburg im Konsens mit dem Betreiber stillgelegt werden, dann soll dieser nach dem geplanten neuen Atomgesetz die Strommengen auf andere Atomkraftwerke übertragen dürfen und diese entsprechend länger betreiben. Trittin hält an dieser geplanten Atomgesetz-Novelle unverändert fest

Die Störfälle in Philippsburg seien mit früheren Vorfällen nicht vergleichbar. "Hier ist nicht bloß mal eine Armatur ausgefallen", sagte Trittin. Die Verantwortlichen hätten vielmehr verbindliche Sicherheitsbestimmungen als bloßen Richtwert ausgelegt. "Das können wir nicht tolerieren", betonte der Bundesumweltminister.

Zugleich zog er in Zusammenhang mit den Vorfällen in Philippsburg die Zuverlässigkeit des TÜV als Überwachungsbehörde in Zweifel. Sollten sich gravierende Fehler herausstellen, müsse überlegt werden, ob die Atomaufsicht künftig andere, unabhängigere Gutachter wählt.

Am 28-10-2001

Atomkraft

Die Ermittlungen der Justiz wegen der Sicherheitsverstöße in baden-württembergischen Atomkraftwerken dehnen sich aus. Die Staatsanwaltschaft Heilbronn bestätigte, wegen eines Vorfalls im Atomkraftwerk Neckarwestheim ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt eingeleitet zu haben. Nach Angaben eines Sprechers besteht der Verdacht des unerlaubten Betreibens von Anlagen. Zuvor hatte bereits die Staatsanwaltschaft Karlsruhe im Zuge der Pannen-Serie im Atomkraftwerk Philippsburg ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Bei den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Heilbronn geht es um eine Regelabweichung nach der Revision 1997 im Block 1 von Neckarwestheim. Der EnBW zufolge lag damals der Füllstand in den Flutbehältern des Notkühlsystems um vier Prozent unter dem vorgeschriebenen Wert. Die Staatsanwaltschaft leitete die Ermittlungen auf Grund von Medienberichten über den Vorfall ein.

Am 06-11-2001

Atomkraftwerke

Wenige Tage vor dem nächsten Castortransport dringen Atomkraftgegner auf eine einstweilige Stilllegung des Zwischenlagers Gorleben. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace und ein Elbefischer hätten einen entsprechenden Antrag gestellt, sagte Niedersachsens Umweltminister Wolfgang Jüttner in Hannover. Zugleich sei von Atomkraftgegnern beim Bundesamt für Strahlenschutz in Salzgitter eine Widerrufung der Betreibergenehmigung beantragt worden.

Hintergrund der Klage ist nach Angaben des Ministers, dass mögliche Flugzeugabstürze auf das Lager bei der Genehmigung vor mehr als 15 Jahren als Restrisiko behandelt worden seien. Mit den Terroranschlägen vom 11. September habe sich die Situation nach Ansicht der Umweltschützer jedoch geändert. Das Ministerium prüfe derzeit, ob es rechtlich für den Antrag zuständig sei. Eine Entscheidung werde voraussichtlich am Freitag fallen.

Außerdem stellten Greenpeace und der Anwohner vor dem Verwaltungsgericht Braunschweig einen Eilantrag gegen die Transportgenehmigung für den Castorzug nach Gorleben. Sie verweisen darauf, dass die Transportbehälter einem Attentat nicht standhalten würden und islamische Aktivisten besonders im Hamburger Raum tätig seien. Hierzu wollte das Gericht noch am Nachmittag eine Entscheidung treffen.

Am 08-11-2001

Aktion an zwei E.ON-Atomkraftwerken

Mit zwei zeitgleichen Aktionen an den Atomkraftwerken Brunsbüttel und Gundremmingen protestierte Greenpeace am Donnerstag für eine gesetzliche Pflicht zur Stromkennzeichnung. Aktivisten beschrieben über 100 Meter lange Transparente mit einer Auswahl schwerer Störfälle der vergangenen Jahre an beiden Standorten. Gleichzeitig warnen die Umweltschützer mit einem verfremdeten Werbeplakat vor dem gefährlichen Strommix des Energieversorgers E.ON, der an beiden Atomkraftwerken beteiligt ist. Vor den Toren der AKWs betonieren Aktivisten jeweils eine Plakatwand ein, auf der Hollywood-Star Arnold Schwarzenegger anstelle eines Mixers ein Atomkraftwerk in der Hand hält.

"Nur wenn der Verbraucher weiß, wo sein Strom herkommt, kann er sich bewußt für einen sauberen Energieversorger entscheiden", sagt Greenpeace-Atomexperte Mathias Edler. Von den 19 deutschen Atomkraftwerken stehen besonders Siedewasserreaktoren wie in Brunsbüttel und Gundremmingen im Mittelpunkt der Kritik. 1987 explodierte im AKW Gundremmingen ein Knallgas-Gemisch und beschädigte drei Sicherheitsventile. Im AKW Brunsbüttel kam es am 14. Dezember vergangenen Jahres zu einer noch stärkeren Wasserstoffexplosion. Bei einem der schwersten Unfälle in der Geschichte der Atomenergie in Deutschland wurde dort eine massive Kühlleitung aus Stahl mit 10 cm Durchmesser durch die Wucht der Explosion auf 2 - 3m Länge völlig zerfetzt.

"Abschalten, bevor es zu spät ist!", fordert deswegen Greenpeace Atomexperte Mathias Edler. "E.ON muss sich als Europas größter privatwirtschaftlicher Stromversorger seiner Firmenverantwortung stellen und in umweltfreundliche Energieversorgung investieren", erklärt Edler. Greenpeace fordert eine Stromkennzeichnung, die Erzeugungsart und Herkunft des Stroms auf der Rechnung und in der Werbung offenlegt. "Wenn auf der Stromrechnung draufsteht, wieviel Prozent Atomstrom der Konzern im Angebot hat, kann sich der Verbraucher selbst aussuchen, ob er das gefährliche Spiel mitfinanzieren will", sagt Edler.

Eine europaweite Pflicht zur Stromkennzeichnung steht zur Zeit auf der Tagesordnung des EU-Ministerrates. Die Stromwirtschaft versucht, diesen Gesetzesvorschlag vor dem EU-Gipfel im Juni in Sevilla zu torpedieren, um ihre Stromquellen weiterhin verheimlichen zu können. Bundeswirtschaftsminister Werner Müller hat sich noch nicht zu einer klaren Position in Sachen Stromkennzeichnung durchgerungen. Der ehemalige E.ON-Manager Müller hält Kennzeichnung in der Praxis für technisch schwer umsetzbar. Dabei wird Stromkennzeichnung in 21 Bundesstaaten der USA und seit einem Jahr auch in Österreich erfolgreich praktiziert.

Am 02-05-2002

Nicht für Linienmaschinen

Die deutsche Flugsicherung (DFS) hat das niedrige Überfliegen von 16 Atomkraft- und Forschungsanlagen im Bundesgebiet untersagt. Wie das Nachrichtenmagazin "Focus" am Sonntag vorab berichtete, dürfen sich Privatmaschinen den Standorten nur bis auf 1,5 Kilometer nähern und müssen einen vertikalen Abstand von mindestens 600 Meter einhalten. Verstöße gegen die neue Luftraumbeschränkung gelten als Straftat.

Die DFS komme damit Forderungen von Sicherheitsexperten nach, die generelle Überflugverbote seit Jahren fordern. Bisher ist das Überfliegen sensibler Anlagen Militärflugzeugen untersagt. Linienmaschinen seien wegen der Flughöhe von mehreren tausend Metern nicht von der neuen Direktive betroffen.

Am 07-07-2003

Wann die AKW ans Netz gingen

Mit dem AKW Stade ist am Freitag das erste von 19 zum Zeitpunkt des Atomkonsenses noch laufenden deutschen Atomkraftwerke endgültig vom Netz gegangen. Der zweitälteste deutsche Atommeiler war mehr als drei Jahrzehnte im Betrieb. Die 19 mit Jahr der Inbetriebnahme, Betreiber und Bundesland:

  • Obrigheim 1968 (EnBW, Baden-Württemberg)
  • Stade 1972 (E.On, Niedersachsen)
  • Biblis A 1974 (RWE, Hessen)
  • Brunsbüttel 1976 (Vattenfall, Schleswig-Holstein)
  • Neckarwestheim 1 1976 (EnBW, Baden-Württemberg)
  • Biblis B 1976 (RWE, Hessen)
  • Isar I 1977 (E.On, Bayern)
  • Unterweser 1978 (E.On, Niedersachsen)
  • Philipsburg I 1979 (EnBW, Baden-Württemberg)
  • Grafenrheinfeld 1981 (E.On, Bayern)
  • Krümmel 1983 (Vattenfall/E.On, Schleswig-Holstein)
  • Grohnde 1984 (E.On u.a., Niedersachsen)
  • Philipsburg II 1984 (EnBW, Baden-Württemberg)
  • Gundremmingen B 1984 (RWE, Bayern)
  • Gundremmingen C 1984 (RWE, Bayern)
  • Brokdorf 1986 (E.On, Schleswig-Holstein)
  • Isar II 1988 (E.On, Bayern)
  • Emsland 1988 (RWE, Niedersachsen)
  • Neckarwestheim 2 1989 (EnBW, Baden-Württemberg)

Am 14-11-2003

"Stern"-Umfrage

Eine weitere Nutzung der Atomenergie, wie sie CDU-Chefin Angela Merkel und Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber befürworten, wird von der Mehrheit der Deutschen abgelehnt. In einer Forsa-Umfrage im Auftrag des Hamburger Magazins stern (in dieser Woche bereits am Mittwoch im Handel) sprachen sich 47 Prozent der Befragten für einen allmählichen Verzicht auf die Kernenergie aus. 18 Prozent plädierten sogar dafür, so schnell wie möglich auszusteigen. Dafür, dass die Kernenergie weiter wie bisher genutzt werden soll, stimmen nur 30 Prozent.

Obwohl 53 Prozent der Bürger befürchten, es könnte in der Energieversorgung Deutschlands langfristig zu größeren Engpässen kommen, sind die Deutschen strikt gegen den Bau neuer Atomkraftwerke. 79 Prozent sprachen sich in der stern-Umfrage dagegen aus, dafür sind nur 18 Prozent. Eine Mehrheit von 51 Prozent ist auch dagegen, die bestehender Atomkraftwerke länger als vereinbart zu nutzen, dafür sind 42 Prozent der Deutschen.

Auf die hohen Öl- und Benzinpreise wollen die Bundesbürger nach der stern-Umfrage vor allem mit Sparen reagieren. 54 Prozent der Befragten gaben an, sie wollten künftig ihren Verbrauch an Benzin, Strom und anderen Energiearten reduzieren, 39 Prozent sagten, sie würden in Zukunft weniger Auto fahren, und 87 Prozent der Autofahrer wollen beim nächsten Autokauf ein Fahrzeug mit niedrigem Verbrauch auswählen.

Datenbasis: 1007 repräsentativ ausgewählte Bundesbürger am 3. und 4. Juni. Statistische Fehlertoleranz: +/- 3 Prozentpunkte, Auftraggeber: stern. Quelle: Forsa.

Am 08-06-2004

Atomkraftwerke

Am Freitag, 13. August 04, hat das AKW Gundremmingen auf seiner Homepage berichtet, daß der Block C am 5.8. wieder abgeschaltet werden mußte. Allerdings verheimlicht das AKW, daß diese Probleme schon tagelang vorher auftraten. Die Hintergründe bleiben im Dunkeln. Die Energiewende atomkraftfreies Schwaben e.V. vermutet, man habe in Gundremmingen den Überblick über die Störungen verloren. Denn im Juli und August geschahen noch wesentlich mehr meldepflichtige Ereignisse.

Meldepflichtige Ereignisse in Block B waren Am 24.07.2004 kam es im Reaktorschutzsystem zu einer Funktionsstörung einer Logikbaugruppe. Ursache war der Ausfall eines IC-Bausteins. Eine defekte Elektronikbaugruppe wurde gegen eine Ersatzbaugruppe ausgetauscht. Zum Abschluss der Revisionsarbeiten im Block B wurde am 16.05.2004 bei einer routinemäßigen Begehung Tropfenbildung an einer Rohrleitung des Kühlmittelreinigungssystems festgestellt. Anschließend durchgeführte zerstörstörungsfreie Werkstoffprüfverfahren ergaben porenähnliche Befunde. Der betroffene Rohrleitungsbereich wurde ausgetauscht und weitere werkstoffanalytische Untersuchungen veranlasst.

Während der Revision im Block B wurde am 11.05.2004 im Rahmen einer Inspektion bei der Wandstärkenmessung an einer Kondensatablaufleitung im Dampfsystem eine Abweichung gegenüber der zulässigen Restwandstärke festgestellt. Daraufhin wurden zusätzliche Überprüfungen an weiteren Ablaufleitungen durchgeführt und befundbehaftete Leitungsabschnitte saniert.

Meldepflichtige Ereignisse in Block C: Am 01.08.2004 wurde beim Öffnen eines Frischdampfisolationsventils im Block C eine zu kurze Öffnungszeit ermittelt. Beim erneuten Schließen und Öffnen des betroffenen Ventils wurden keine weiteren Auffälligkeiten festgestellt. Vorsorglich wurde der betroffene Ventileinsatz ausgetauscht. Am 01.08.2004 wurde bei der Inbetriebnahme der Hilfsdampfleitung bei einem Reaktordruck von drei bar ein Signal angeregt und vom Reaktorschutz auslegungsgemäß die Hilfsdampfleitung abgesperrt. Nach Erhöhung des Reaktordruckes wurde die Hilfsdampfleitung ohne Reaktorschutzauslösung in Betrieb genommen.

Am 26.07.2004 - während des Anlagenstillstandes- ließ sich nach einem betrieblichen Start der Nachkühlsysteme der Federspeicher des 10-kV-Leistungsschalters einer Zwischenkühlwasserpumpe nicht wieder vollständig spannen. Damit wäre ein weiterer Start der Pumpe nicht möglich gewesen. Daraufhin wurde der defekte Leistungsschalter gegen einen Reserveschalter ausgetauscht.

Während der Revision im Block C wurden am 12.07.2004 im Rahmen einer Inspektion bei der Wandstärkenmessung an Kondensatablaufleitungen im Dampfsystem Abweichungen gegenüber der zulässigen Restwandstärke festgestellt. Daraufhin wurden die befundbehafteten Leitungsabschnitte saniert.

Ein übergreifendes meldepflichtiges Ereigniss geschah am 14.07.2004: Während des Spülvorganges eines Sammlers der blockgemeinsamen Waschwasseraufbereitung wurde ein Leck in der Waschwasserleitung festgestellt. Die durch Lochkorrosion geschädigte Leitung wurde gegen korrosionsbeständigeres Material ersetzt. Die Energiewende atomkraftfreies Schwaben e.V. verlangt eine Aufklärung der gehäuften Defekte.

Am 13-08-2004

Norddeutschland

Die Länder Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hamburg verteilen an Haushalte im Umkreis von zehn Kilometern um ein Atomkraftwerk vorsorglich Jodtabletten. Damit sollen sie besser vor den Folgen eines möglichen nuklearen Unfalls geschützt werden, wie der Hamburger Senat am Montag mitteilte. Gegen Vorlage eines Abholscheins, der per Post in den nächsten Tagen an die Betreffenden geht, kann in der örtlichen Apotheke je Haushalt eine Packung mit 20 Jodtabletten abgeholt werden. Die Kosten tragen die Kraftwerksbetreiber.

Der Vorsorgeaktion liege keine Veränderung der Sicherheitslage zugrunde, hieß es. Die Jodtabletten sollen verhindern, dass die Schilddrüse radioaktives Jod aufnimmt, das bei einem kerntechnischen Unfall freigesetzt werden kann. Sie sollen nicht vorsorglich, sondern nur im Falle eines Unfalls nach Aufforderung durch die Katastrophenschutzbehörde eingenommen werden.

Am 10-10-2005

"Dazu stehen wir"

RWE-Chef Harry Roels fordert eine Verlängerung der Laufzeiten für die deutschen Atomkraftwerke. Dies könnte zu niedrigeren Strompreisen beitragen, weil sich Deutschland so auch unabhängiger von teureren Energieimporten machte, sagte Roels der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Außerdem stießen Kernkraftwerke kein Kohlendioxid aus und man gewänne Zeit, um kohlendioxidfreie Kraftwerke und alternative Energien "zu entwickeln".

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Wenn die deutschen Kernkraftwerke wie geplant abgeschaltet würden, müssten laut Roels statt dessen "andere konventionelle Kraftwerke" errichtet werden. Diese emittierten zusätzliches Kohlendioxid. Ein Ersatz durch klimafreundliche erneuerbare Energien kann sich Roels offenbar nicht vorstellen.

RWE glaube, dass Schacht Konrad bei Salzgitter und Gorleben in Niedersachsen als Endlagerstätten in Frage kommen und eine angemessene "ideologiefreie Überprüfung" verdienten. Für die bisher ungelöste Frage der Endlagerung radioaktiver Abfälle könne es eine angemessene Lösung geben.

Roels sagte, er ziehe damit nicht den Atomkonsens mit der Bundesregierung in Zweifel, dem RWE und die anderen Energieversorger zugestimmt hatten. "Wir halten uns an die Vereinbarungen. Dazu stehen wir", sagte Roels. Die Versorger stünden aber gerne "für Gespräche über eine langfristige Energiepolitik zur Verfügung." Die Entscheidung darüber liege jedoch ganz eindeutig bei der Politik.

Am 07-11-2005

Dünnere Wände

Im Streit um längere Laufzeiten für deutsche Kernkraftwerke warnt der Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz, Wolfram König, vor einer Unterschätzung der Risiken älterer Reaktoren. "Die Kernkraftwerke, die in dieser Legislaturperiode zur Abschaltung anstehen, wurden allesamt in den sechziger Jahren geplant", sagte König der "Süddeutschen Zeitung". Sie könnten keinesfalls als hochmodern gelten. So seien ihre Wände dünner als bei neueren Anlagen, der Schutz vor Flugzeugabstürzen dadurch geringer.

Absicht der Übertragungsregelung sei es gewesen, diese Kraftwerke möglicherweise früher vom Netz zu nehmen. "Wenn man jetzt versucht, die Strommengen von jüngeren auf ältere Kraftwerke zu übertragen, stellt das die Absichten des Gesetzgebers auf den Kopf", sagte König.

Er reagierte damit auf einen Vorstoß der umweltpolitischen Sprecherin der Unionsfraktion, Katherina Reiche, die eine solche Übertragung von Strommengen neuerer auf ältere Kernkraftwerke gefordert hatte. Das Atomgesetz erlaube dies.

Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Ulrich Kelber griff die CDU für diesen Vorstoß scharf an. "Die Union macht sich zum Büttel der Strommonopolisten", sagte Kelber. "Wer ständig den Wettbewerbern am Strommarkt signalisiert: 'Wir fördern Monopolisten', macht die Rahmenbedingungen für den Wettbewerb kaputt."

Am 17-01-2006

Wirtschaft soll "Mut" haben

Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) hat die Energieversorger aufgefordert, Anträge für neue Atomkraftwerke zu stellen. Koch sagte am Donnerstag auf einer Tagung des "Deutschen Atomforums" in Berlin, eine Änderung des "Atomausstiegsgesetzes" und der Neubau von Atomkraftwerken sei dabei nicht nur eine Frage der Politik. Diese müsse die "verlässliche Chance" sehen, dass auch ein Antrag gestellt werde. Die Wirtschaft müsse dann den Mut haben, das Verfahren durchzustehen, sagte Koch. Zugleich meint Koch, die Frage nach neuen Kraftwerken stehe erst nach 2010 an. Er wolle nicht "morgen früh einen Bauantrag", sagte Koch, ohne dies zu begründen. Unlängst veröffentlichte der Verband der Elektrizitätswirtschaft (VDEW) eine Liste mit geplanten neuen fossilen Großkraftwerken. Seit Jahren ist von einem dringenden Neubaubedarf von Kraftwerken die Rede. Nach den bisherigen Planungen wollen die Energiekonzerne weder in neue Atomkraftwerke noch in großem Stil in erneuerbare Energien investieren.

Koch hob besonders die wirtschaftspolitische Bedeutung hervor, die es habe, wenn sich Deutschland als einziges unter den zehn wichtigsten Ländern nicht mit der Weiterentwicklung und dem Neubau von kerntechnischen Anlagen beschäftige. Der Atomausstieg habe negative Folgen für die deutsche Wettbewerbsfähigkeit, so Koch.

Auf Atomkraftwerke könne erst dann verzichtet werden, wenn es wirtschaftliche Alternativen gebe. Der CDU-Politiker forderte in diesem Zusammenhang, die Entwicklung alternativer Energiegewinnung voranzutreiben. Besonderes Potenzial, auch für den Export, sieht er beispielsweise in der Fotovoltaik, der Brennstoffzelle, der Kraft-Wärme-Kopplung und in Biobrennstoffen.

Am 09-02-2006

Alte Atomkraftwerke

Im Streit um längere Laufzeiten für Atomkraftwerke hat Bundesumweltminister Sigmar Gabriel Bundeswirtschaftminister Michael Glos Trickserei vorgeworfen. Die Absicht, alte Atomkraftwerke in die nächste Legislaturperiode zu retten, sei zwar trickreich, aber keine Begründung für eine Genehmigung, sagte Gabriel der in Hannover erscheinenden "Neuen Presse". Die Übertragung von Laufzeiten sei an eine Ausnahmegenehmigung des Umweltministers geknüpft. "Ein solcher Antrag bedarf einer besonderen Begründung. Die kann ich bisher nicht erkennen", sagte Gabriel.

Der SPD-Politiker forderte Glos auf, mehr gegen die hohen deutschen Energiepreise zu unternehmen. "Die Netznutzungsentgelte für Strom sind in Deutschland 30 bis 40 Prozent höher als im übrigen Europa", kritisierte Gabriel. Daran müsse etwas geändert werden. "Da ist vor allem der Wirtschaftsminister gefordert", sagte Gabriel.

Am 21-06-2006

"Älter werdende Kraftwerke"

Der Reaktorexperte des Ökoinstituts, Michael Sailer, warnt vor weiteren Sicherheitsproblemen in Kernkraftwerken. Wegen der aus Sicherheitsgründen durchgeführten technischen Änderungen an den älter werdenden Kraftwerken wie denen in Krümmel und Brunsbüttel seien die Anlagen von den Reaktormannschaften schwieriger zu überblicken, sagte Sailer der "Frankfurter Rundschau".

Da die erste Generation der Betriebsmannschaften oft aus Altersgründen bereits ausgeschieden sei, fehlten zunehmend auch Kenntnisse über Eigenheiten der Anlagen, die bei der Inbetriebnahme gewonnen wurden. Das könne ebenfalls zu Fehlern führen.

In Krümmel und Brunsbüttel war es jüngst zu Störungen gekommen. Sailer ist Mitglied in der Reaktorsicherheitskommission des Bundes.

Am 10-07-2007

Atomkraftwerke stehen still

Immer mehr Kernkraftwerke werden vom Netz genommen. Während die Atomindustrie in der Vergangenheit jeden Tag Anlagenstillstand wegen der verlorenen Gewinne als Katastrophe ansah, willigt sie in jüngerer Vergangenheit geräuschlos in monatelange Anlagenstillstände ein. So stehen seit vergangenem Herbst beide Blöcke in Biblis still, weil man Dübel austauschen möchte. Am 19. Juli gab die Kieler Landesregierung bekannt, dass auch das Kernkraftwerks Brunsbüttel nach seinem jüngsten Ölwechsel vorerst nicht wieder ans Netz gehen würde. Auch dort habe man Abweichungen an Dübelplatten im Sicherheitssystem des Kernkraftwerks gefunden, heißt es offiziell zur Begründung.

Die Abweichungen seien bei einer von der Aufsichtsbehörde veranlassten Überprüfung festgestellt worden, teilte ein Sprecher des zuständigen Kieler Sozialministeriums am 19. Juli mit. Das Kraftwerk war zuvor wegen eines Ölwechsels im Eigenbedarfstransformator vom Netz genommen worden.

Bei den Prüfungen sind den Angaben zufolge Experten der Behörden für Reaktor- und für Bauaufsicht, des TÜV Nord und der bauamtliche Prüfingenieur zugegen. Dabei seien zu große Bohrungen in den Dübelplatten entdeckt worden, mit denen Rohrleitungen am Bauwerk befestigt würden.

Aufgrund dieser Unregelmäßigkeit werden nun weitere Dübelplatten untersucht. Der Betreiber habe mit der Instandsetzung der beanstandeten Platten begonnen. Derzeit werde eine Meldung nach atomrechtlicher Meldeverordnung vorbereitet. Das AKW bleibe bis zum Abschluss der Instandsetzungen vom Netz.

Die Kontrolle der Dübelverbindungen ist dem Sprecher zufolge Teil eines Prüfprogramms, das von der Aufsichtsbehörde im Zusammenhang mit Ereignissen in den hessischen Kernkraftwerken am Standort Biblis aufgelegt worden war und seit Oktober 2006 läuft. In den seit einem Dreivierteljahr abgeschalteten Biblis-Blöcken A und B war im vergangenen Herbst entdeckt worden, dass Tausende Dübel falsch montiert waren. Seither läuft dort der Austausch der Bauteile. Er soll noch weitere Monate dauern.

Die Atomindustrie hat in den vergangenen Jahren immer wieder Kritik an Windkraftanlagen mit dem Argument geübt, bei Windstille müsse eine entsprechende Ersatzkapazität vorgehalten werden. Bei dem derzeitigen Stillstand mehrerer großer Atomkraftwerksblöcke wird - ebenso wie bei den Jahresrevisionen von Kernkraftwerken - auch eine erhebliche Reservekapazität beansprucht, damit die Lichter nicht ausgehen.

Am 19-07-2007

"Nicht die Lösung aller Probleme"

Nach Ansicht des Vorstandsvorsitzenden des Energiekonzerns E.ON, Wulf Bernotat, kann die Atomenergie nur einen beschränkten Beitrag zur Sicherheit der weltweiten Energieversorgung leisten. "Weltweit ist die Kernenergie nicht die Lösung aller Probleme", sagte Bernotat der "Süddeutschen Zeitung". Sie erlaube es, Zeit zu gewinnen, bis andere Energieträger ausreichend zur Verfügung stehen. Gleichzeitig hoffe er, nach der nächsten Bundestagswahl auf eine andere politische Mehrheit im Deutschen Bundestag, die den Ausstieg aus dieser Energieerzeugung revidieren und den Weiterbetrieb der Atomkraftwerke ermöglichen würde, sagte Bernotat.

"Ob Kernenergie für Deutschland eine Übergangstechnologie ist, müssen wir heute nicht entscheiden. Das können wir immer noch in zehn bis 15 Jahren bewerten", sagte er.

Zugleich wehrte sich Bernotat gegen Forderungen, ältere Kernkraftwerke früher abzuschalten als bislang geplant. "Ein altes Kraftwerk ist nicht per se weniger sicher als ein neues", sagte er. "Es gibt unter Sicherheitsaspekten einfach keinen Unterschied zwischen alt und neu, da können Sie die Atomaufsicht fragen." Wenn es anders wäre, müssten diese Meiler abgeschaltet werden.

Bernotat warf der Bundesregierung vor, sie verstehe Energiepolitik nur als Mittel zum Klimaschutz. "Wir fördern in Deutschland zum Beispiel die Solarenergie mit 50 Euro pro Kilowattstunde", behauptete der E.On-Chef. Hier werde mit viel Geld wenig erreicht. Würden dagegen Kohlekraftwerke in China oder Russland durch moderne Anlagen ersetzt, könne man mit dem gleichen Geld ein Vielfaches bewirken.

Die Vorgabe des Bundesumweltministers, den Ausstoß des klimaschädlichen Gases Kohlendioxid bis zum Jahr 2020 um 40 Prozent zu senken, halte er für nicht realistisch, sagte Bernotat.

Deutsches Atomforum kritisiert Bundesamt für Strahlenschutz

Das Deutsche Atomforum kritisierte die Aussage des Bundesamtes für Strahlenschutz, ältere Nuklearanlagen seien heute nicht mehr genehmigungsfähig. Dieser Schluss sei nicht zulässig, sagte der Sprecher des Atomforums, Bernd Arts, der in Erfurt erscheinenden "Thüringer Allgemeinen". Statistiken belegten, dass ältere Anlagen ähnlich abschnitten wie neuere.

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte zuvor gefordert, ältere Atomkraftwerke schneller abzuschalten, als im Atomausstiegsgesetz vorgesehen. Arts sagte dagegen: "Alle Anlagen, die am Netz sind, verfügen über gültige Betriebgenehmigungen." Wenn die Aufsichtsbehörden der Meinung seien, die Anlagen erfüllten diese Anforderungen nicht, müssten sie über die Betriebsgenehmigung nachdenken.

Angesichts der Brände und weiterer Zwischenfälle in den Atomkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel könne zudem nicht von Pannen gesprochen werden, sondern von "meldepflichtigen Ereignissen", sagte Arts. Diese würden eingruppiert und fielen auf der International Nuclear Event Scale (Ines) überwiegend in die unterste Kategorie. Die Sicherheit der Anlagen sei nie im Ansatz gefährdet gewesen.

Am 20-07-2007

Verschiebung von "Restlaufzeiten"

Die beiden derzeit stillstehenden Atomkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel bleiben mindestens bis Jahresende abgeschaltet. "In beiden Reaktoren hat es nach den Störfällen im Juni zahlreiche meldepflichtige Ereignisse gegeben, die wir weiter untersuchen", sagte die für Reaktoraufsicht zuständige Sozialministerin von Schleswig-Holstein, Gitta Trauernicht (SPD), dem "Hamburger Abendblatt". Mit abschließenden Ergebnissen sei frühestens Anfang 2008 zu rechnen. "Es kann möglicherweise aber auch viel länger dauern", so Trauernicht.

Ein Sprecher des Betreibers Vattenfall Europe sagte, durch den Stillstand verschiebe sich der Termin für die endgültige Abschaltung des Reaktors von Frühjahr 2009 auf Ende 2009. Auch die Restlaufzeit des Atommeilers Krümmel verschiebe sich um mehrere Monate. Krümmel solle voraussichtlich im Jahr 2016 endgültig vom Netz gehen.

Ursprünglich wollte Vattenfall beide Atomkraftwerke bereits im Herbst wieder anfahren. Der Stillstand koste den Energiekonzern jeden Tag rund eine Million Euro, so das "Hamburger Abendblatt".

"Die Probleme mit den Dübeln in beiden Reaktoren sind größer als erwartet", sagte Trauernicht. In Brunsbüttel sei etwa die Hälfte der untersuchten Dübelverbindungen fehlerhaft. In Krümmel seien es je nach Dübelhersteller 20 bis 70 Prozent.

Krümmel war nach einem brisanten Störfall am 28. Juni vom Netz genommen worden, Brunsbüttel nach einer Pannenserie am 18. Juli.

Am 11-10-2007

"Zwingend"

Bundespräsident Deutschlands, Horst Köhler, einst IWF-Direktor, schaltete sich in die Debatte um die längere Nutzung der deutschen Atomkraftwerke ein. In einem "Stern"-Interview verteidigte Köhler zwar den "Grundsatzbeschluss" zum Ausstieg aus der Kernenergie, verwies aber auf "ernst zu nehmende Studien, die uns eine Energielücke vorhersagen, mit erheblichen Risiken für Wirtschaft und Arbeitsplätze. "Die Aufgabe sei vor allem, Energie und Rohstoffe zu sparen. "Trotzdem kann es sein, dass wir recht bald damit konfrontiert sind, ob wir für eine längere Übergangsphase, als wir uns das heute wünschen, noch einen Mix einschließlich Nuklear- und Kohleenergie brauchen", sagte Köhler. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hatte die Studien zu einer angeblichen Energielücke unlängst deutlich zurückgewiesen.

Köhler sagte, er halte es für "zwingend, dass Deutschland eine entschlossene langfristige Strategie zur Nutzung regenerativer Energien und zur massiven Verbesserung der Energieeffizienz entwickelt und umsetzt".

Andererseits sagte Köhler: "Ich würde nicht ausschließen, dass wir mehr Zeit brauchen, und mir wünschen, dass wir darüber eine Diskussion mit den Bürgern führen: Traut ihr euch eine so tiefgreifende Umstellung zu? Wisst ihr, welcher Veränderungsbedarf und welche Veränderungsgeschwindigkeit in den Lebensgewohnheiten auf uns zukommen?"

Köhler begründete zugleich auf einen grundsätzlichen Abschied von der Kernkraft: "Der Ausstieg aus der Atomkraft ist beschlossen, weil Atomkraft für uns auf lange Sicht keine Lösung ist." Die Sicherheitsbedenken sollten nicht vernachlässigt werden, weil Kernenergie billig ist. "Allein die ungelösten Endlagerprobleme sind mir viel zu gegenwärtig, als dass ich dazu raten würde", so Köhler, der sich mit dem Weiterbetrieb faktisch für die weitere Produktion von Atommüll aussprach.

Am 14-05-2008

Weiterbetrieb "sicherer" Atomkraftwerke "ist absurd"

Die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW widerspricht der Aussage von Unionspolitikern, Deutschland habe die sichersten Atomkraftwerke der Welt, weswegen ein Weiterbetrieb sinnvoll sei. "Diese Behauptung ist absurd", sagte ein Sprecher der Organisation. "Manche Politiker sollten sich mal wirklich ein wenig mit dem Sicherheitsstandard der deutschen Atomkraftwerke auseinandersetzen." Ein internationaler OECD-Vergleich - gewissermaßen eine "Pisa-Studie für Kernkraftwerke" - habe gezeigt, dass die Kernschmelzfestigkeit von Biblis B und vergleichbarer deutscher Atomkraftwerke katastrophal schlecht sei. Außerdem könne man für das Atomkraftwerk Biblis B mehr als 150 schwerwiegende Sicherheitsmängel nachweisen.

Auch habe die Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) im Zuge der Auseinandersetzungen um Strommengenübertragungen festgestellt, dass die "Sicherheitsreserven" von Altanlagen wie Biblis vergleichsweise geringr sind. Das bedeute, dass beispielsweise Kühlwassermengen, die Zahl der verfügbaren Pumpen zur Kühlung des Reaktorkerns oder auch Reserven zur Notstromversorgung vergleichsweise knapp bemessen seien.

Vor dem Hessischen Verwaltungsgerichtshof in Kassel möchte die IPPNW gemeinsam mit drei Klägern die Stilllegung von Biblis B durchsetzen. "Gestützt auf offizielle Bewertungen von Reaktorsicherheitsexperten und Gutachterorganisationen" habe man vor Gericht vorgetragen, dass der Altmeiler mehr als 150 schwere und "praktisch nicht behebbare Sicherheitsmängel" aufweise, sagte der Sprecher.

Bei den mehr als 150 Sicherheitsmängeln von Biblis B handelt es sich nach Darstellung der IPPNW nicht um "vergleichsweise leicht behebbare Mängel wie falsch gesetzte Dübel". Es handele sich auch nicht nur um so genannte "Nachweisdefizite, die der Betreiber dann vielfach durch Rechnungen des TÜV oder des Anlagenherstellers Siemens mehr oder weniger elegant vom Tisch wischen kann".

Bei den von den Atomkritikern monierten Sicherheitsmängeln handele es sich vielmehr "um ganz handfeste und schwerwiegende technische Schwachstellen, die der Betreiber, von wenigen Ausnahmen abgesehen, auch nicht beheben kann", behauptet die Organisation.

Viele Mängel könnten beispielsweise aus baulich-räumlichen Gründen oder weil es keine sichere technische Lösung gebe - wie etwa bei der Problematik von Wasserstoffexplosionen - teilweise gar nicht beseitigt werden. Bei den Mängeln, die grundsätzlich behoben werden könnten, wäre nach Einschätzung der IPPNW "ein umfangreiches Nachrüstprogramm für Biblis B allein schon wegen der zeitaufwändigen Vorplanungen und Genehmigungsverfahren, wegen der zeitaufwändigen Durchführung vor Ort sowie wegen der Personalknappheit erfahrener Ingenieure - die derzeit unter anderem auf der Neubaustelle in Finnland benötigt würden - absolut unrealistisch".

Der Betreiber RWE könne in Biblis 20 Jahre lang nachbessern und selbst dann wäre das Altkraftwerk nicht runderneuert, kritisiert die IPPNW. Hinzu komme, dass RWE "natürlich überhaupt nicht dazu bereit wäre, nochmals mehrere Milliarden Euro in die Beseitigung der mehr als 150 Mängel zu investieren".

Am 11-07-2008

Wasserstoffexplosionen

Die deutschen Atomreaktoren sind nach Ansicht von Bayerns Wirtschaftsminister Erwin Huber (CSU) "die sichersten Kernkraftwerke der Welt". Dies gelte auch für die Reaktoren in Krümmel und Brunsbüttel. "Soweit man das sehen kann, liegt hier kein Systemfehler vor, der den Weiterbetrieb der Kernkraftwerke nicht erlauben würde", sagte Huber am 16. Juli in Bayern2Radio in München. Die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW widersprach am 17. Juli dem Minister und verwies auf einen von der OECD im Jahr 1997 veröffentlichten internationalen Vergleich von Atomkraftwerken - laut IPPNW "so etwas wie eine Pisa-Studie für Kernkraftwerke". Demnach sei bei deutschen Atomkraftwerken "die Gefahr extrem hoch, dass es bei einer Kernschmelze zu massiven Freisetzungen von Radioaktivität kommt".

Der OECD-Vergleich ergab nach Darstellung der IPPNW, dass in dem deutschen Referenz-Atomkraftwerk Biblis B die bei einer Kernschmelze zu erwartende Wasserstoffkonzentration im Sicherheitsbehälter mit 19 Prozent weitaus größer sei als in den ausländischen Referenz-Anlagen. Dort werde nur mit 10 bis 15 Prozent gerechnet. Biblis B wurde den Angaben zufolge mit Atomkraftwerken in Schweden (Ringhals), Großbritannien (Sizewell B), Japan, den Niederlanden (Borssele), der Schweiz (Beznau) und in den USA (Surry, Zion, Robinson) verglichen. "Lediglich ein inzwischen still gelegtes US-Atomkraftwerk (Maine Yankee) weist schlechtere Werte auf als die deutsche Anlage", so die IPPNW.

Die hohe Wasserstoffkonzentration führe laut OECD im deutschen Atomkraftwerk zu einer "erhöhten Schadensanfälligkeit gegenüber Wasserstoffexplosionen in der frühen (und späten) Phase schwerer Unfallabläufe". Der hochexplosive Wasserstoff führe nämlich erwartungsgemäß zu schweren Wasserstoffexplosionen und somit zu einem massiven Druckaufbau, "so dass der Sicherheitsbehälter (Containment) aufplatzt und große Mengen Radioaktivität freigesetzt werden".

Der durch Wasserstoffexplosionen erwartete Druckaufbau im Sicherheitsbehälter liegt in Biblis B den Angaben zufolge mit 11,7 bar wesentlich höher als in den ausländischen Atomkraftwerken, wo laut OECD mit Drücken zwischen 6,3 und 9,4 bar gerechnet wird. Der geschätzte "Versagensdruck" des Sicherheitsbehälters von Biblis B liege mit nur 8,0 bar "deutlich unter dem erwarteten unfallbedingten Druck von 11,7 bar", so die IPPNW. Im deutschen Referenz-Atomkraftwerk Biblis B sei also mit dem Versagen des Sicherheitsbehälters und in Folge dessen mit massiven Freisetzungen von Radioaktivität zu rechnen.

Hintergrund hierfür sei, dass die meisten ausländischen Referenz-Atomkraftwerke laut OECD einen Sicherheitsbehälter aus Beton hätten und höhere Versagensdrücke aufwiesen als die deutsche Anlage. Fast alle deutschen, von Siemens errichteten Atomkraftwerke wiesen hingegen mit ihrem Sicherheitsbehälter (Containment) aus Stahl "einen zentralen Konstruktionsfehler auf", so die Atomkritiker: "Der deutsche Stahl-Behälter versagt bereits bei niedrigen Drücken und platzt außerdem großflächig auf, so dass es zu frühzeitigen und massiven Freisetzungen von Radioaktivität kommt".

Nicht umsonst habe sich Siemens beim deutsch-französischen Europäischen Druckwasser-Reaktor vom deutschen Stahl-Containment verabschieden und akzeptieren müssen, dass der Sicherheitsbehälter aus Stahlbeton gefertigt wird", so die IPPNW. Selbst bei einem von Siemens eigenständig entwickelten neuen Siedewasserreaktor-Konzept (SWR-1000) habe der deutsche Atomkraftwerkshersteller das deutsche Stahl-Containment in Frage gestellt: "Abweichend von der bisherigen Praxis wird jedoch Stahlfaserbeton mit schlaffer Armierung in Betracht gezogen."

Der OECD-Bericht zeigt nach Auffassung der IPPNW, dass die deutschen Siemens-Reaktoren im internationalen Vergleich gefährliche Konstruktionsfehler aufwiesen "und mit ihrem Stahl-Containment - salopp gesagt - nachweislich zu den Schrottmeilern zählen".

Hinzu komme, dass in den vergangenen Jahren in Deutschland so genannte Wasserstoff-Rekombinatoren nachgerüstet worden seien, die im Betrieb so heiß würden, dass sie die Wasserstoff-Explosionen, die sie eigentlich verhindern sollten, "gezielt herbei führen". Diese Rekombinatoren würden daher sogar vom Forschungszentrum Jülich und von Experten der Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) scharf kritisiert, behauptet die IPPNW. Die deutsche Atomindustrie habe insofern "zuletzt auch noch Wasserstoff-Zünder nachgerüstet", die nach Auffassung der Atomkritiker "direkt in die Atomkatastrophe führen können".

Atomenergie

Nach der Zwangsstilllegung Anfang Oktober ist im Block II des Atomkraftwerkes Philippsburg die Produktion wieder angelaufen. Die EnBW hatte die Anlage am 8. Oktober nach einer Panne im Notkühlsystem auf Druck von Bundesumweltminister Jürgen Trittin abgeschaltet.

In der Folgezeit war bekannt geworden, dass das Betriebspersonal über Jahre hinweg Sicherheitsvorschriften über die Kühlflüssigkeitsmenge im Notkühlsystem missachtet hatte. Am vergangenen Freitag gaben die Aufsichtsbehörden von Bund und Land schließlich grünes Licht für die Wiederinbetriebnahme.

Am 17. Dez. 2001 unter: energie

Castor-Transport

Der Atomtransport aus dem hessischen Atomkraftwerk Biblis in die französische Wiederaufbereitungsanlage La Hague wurde von rund 15 AtomkraftgegnerInnen aufgehalten. Sie hatten den Zug am Mittwochvormittag kurz vor dem Bahnhof Homburg/Saar durch eine Sitzblockade zum Stehen gebracht.

Zwei Aktivisten hatten sich an die Gleise gekettet und den Zug etwa eine Stunde lang an der Weiterfahrt gehindert. Die 15 AtomkraftgegnerInnen wurden weggetragen. Gegen Mittag sollte der Castor mit zwölf Brennelementen Saarbrücken erreichen.

Am 29. Aug. 2001 unter: politik

Atomenergie

Die Polizeigewerkschaften fordern angesichts erhöhter Sicherheitsanforderungen und verstärkter Kontrollen eine Absage des im November geplanten Atommülltransports ins niedersächsische Gorleben. Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Konrad Freiberg, begründete seine "dringende Bitte" in den "Stuttgarter Nachrichten" auch mit der bevorstehenden Euro-Einführung, die Kräfte bündelt.

Die Polizei müsse sich auf die "absolut zwingenden" Aufgaben konzentrieren und könne nicht auch noch Castor-Transporte begleiten. Auch der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft im Beamtenbund, Gerhard Vogler, verlangte eine Aussetzung der Transporte.

Am 17. Sep. 2001 unter: artenschutz

Aus für Atomkraftwerk

Das Atomkraftwerk Stade in Niedersachsen wird nach mehr als drei Jahrzehnten Betriebszeit in wenigen Tagen abgeschaltet. Der Grund dafür sind wirtschaftliche Aspekte, so die Betreiber. Der Reaktor werde "Mitte November" heruntergefahren, sagte am Dienstag die Sprecherin des Energiekonzerns E.ON, Petra Uhlmann, in Hannover. Ein genauer Termin werde Ende dieser Woche bekannt gegeben. Die anschließenden Rückbauarbeiten sollen bis 2015 andauern.

Durch die Abschaltung des dienstältesten norddeutschen Atommeilers in der Nähe von Hamburg werden Transporte von bis zu 40 Behältern mit abgebrannten Brennelementen und hochradioaktiven Abfällen erforderlich. Für die während des Rückbaus anfallenden schwach- und mittelradioaktiven Abfälle soll auf dem Kraftwerksgelände ein Zwischenlager entstehen.

Das Atomkraftwerk Stade war 1972 ans Netz gegangen. Der größte Druckwasserreaktor der Bundesrepublik hatte eine Nettoleistung von 630 Megawatt. Eigentümer des Kraftwerkes sind zu zwei Drittel die E.ON Kernkraft und zu einem Drittel die Hamburgischen Electricitäts-Werke AG (HEW). Etwa die Hälfte der derzeit 300 Mitarbeiter in Stade soll in den kommenden Jahren beim Rückbau des Standorts weiterbeschäftigt werden.

Am 04. Nov. 2003 unter: politik

Atomtransport

Der Atommülltransport aus dem Atomkraftwerk Unterweser nahe Bremen ist am Dienstagnachmittag in Rheinland-Pfalz eingetroffen. Der Zug mit zwei Transportbehältern habe Koblenz passiert, so der Bundesgrenzschutz.

Der Zug werde gegen 18.00 Uhr im südpfälzischen Wörth erwartet. Der Grenzübertritt nach Frankreich sei für 19.00 Uhr geplant. Nach Angaben des Sprechers demonstrierten am Vormittag in Hagenbach rund zwanzig Atomkraftgegner gegen den Transport. Weitere Aktionen im Land habe es bisher nicht gegeben.

Am 30. Okt. 2001 unter: politik

Stromschiene außer Betrieb genommen

Nach einem Kurzschluss ist es im Atomkraftwerk Brokdorf in Schleswig-Holstein am Freitag zu einem Brand gekommen. Beim Zuschalten einer Förderpumpe hatte ein Schalter Feuer gefangen, wie das für Reaktoraufsicht zuständige Kieler Sozialministerium mitteilte. Der Brand wurde von der Werkfeuerwehr gelöscht.

Zur Behebung des Kurzschlusses musste eine Stromschiene außer Betrieb genommen werden. Experten der Aufsichtsbehörde und externe Sachverständigen waren vor Ort.

Am 14. Mär. 2008 unter: politik

"Kleinstleckagen"

In dem seit mehr als einem Jahr stillstehenden Atomkraftwerk Brunsbüttel ist es erneut zu einem meldepflichtigen Vorfall gekommen. Im Maschinenhaus wurden an Messleitungen für das mit Elbwasser gefüllte Nebenkühlwassersystem zwei "Kleinstleckagen" festgestellt, wie Betreiber Vattenfall Europe am Donnerstag mitteilte.

Laboruntersuchung zufolge waren zwei Schweißnähte gerostet. Nun sollen weitere vergleichbare Einbauten überprüft werden.

Am 16. Okt. 2008 unter: politik

Atomkraft

Nach Abschluss einer dreimonatigen Generalüberholung ist das südhessische Atomkraftwerk Biblis A seit Dienstag wieder in Betrieb. Wie das Landesumweltministerium in Wiesbaden mitteilte, wurde der Reaktor am Morgen hochgefahren.

Während der vergangenen Wochen war Biblis A "sicherheitstechnisch nachgerüstet" worden. Außerdem wurden 68 verbrauchte Brennelemente ersetzt.

Am 21. Jun. 2005 unter: politik

Castorwarnung

Aus dem Atomkraftwerk Philippsburg in Baden-Württemberg soll wieder ein Atommülltransport rollen. Nach Angaben von Atomkraftgegnern werden mehrere Castor-Behälter über das pfälzische Wörth in die französische Wiederaufbereitungsanlage La Hague gebracht.

Der Atomtransport soll am frühen Mittwochabend die Grenze zu Frankreich bei Lauterbourg passieren. Größere Protestaktionen sind bisher nicht absehbar.

Am 05. Mär. 2002 unter: politik

Elbmarschleukämien

Die Bürgerinitiative gegen Leukämie in der Elbmarsch und die Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) vermuten, dass es am 12. September 1986 in der Nähe von Hamburg einen Atomunfall gab. Seit Ende der 1980er Jahre erkrankten in der Elbmarsch bei Hamburg "statistisch gesehen mehr Kinder an Leukämie als irgendwo sonst auf der Welt". Von offizieller Seite gebe es dazu keine Erklärung. Am Nordufer der Elbe stünden in Sichtweite das Atomkraftwerk Krümmel und das Kernforschungszentrum GKSS. Eine "Kette von Indizien" weise auf ein radioaktives Ereignis am 12. September 1986 hin.

"An diesem Tag wurde nachweislich eine erhöhte Radioaktivität auf dem Gelände des Kernkraftwerks Krümmel registriert", so die Atomkritiker. Die Aufsichtsbehörde habe damals behauptet, es habe sich dabei um das natürlich vorkommende Edelgas Radon gehandelt, das sich aufgrund einer besonderen Wetterlage aufgestaut habe. Es sei dann vom Kraftwerk angesogen worden und habe dort die erhöhten Messwerte verursacht. Diese Erklärung ist aber nach Auffassung der Atomkritiker "aus physikalischen und meteorologischen Gründen nicht möglich". Es handele sich vielmehr um "eine bewusste Irreführung der Öffentlichkeit".

"Das ist kein Streit unter Wissenschaftlern, sondern ein Kriminalfall", meint Uwe Harden, Sprecher der Bürgerinitiative. "Wir wissen schon sehr viel, aber meist nur aus dritter oder vierter Hand", so Harden. Die Bürgerinitiative sucht nun Augenzeugen für den möglichen Atomunfall am 12. September 1986. "Wir hoffen auf einen Aufklärungsschub", so Professorin Inge Schmitz-Feuerhake, Mitglied der ehemaligen Leukämiekommission der schleswig-holsteinischen Landesregierung.

Im Jahr 2004 trat die Mehrheit der schleswig-holsteinischen Leukämiekommission unter Protest zurück. Auf der Pressekonferenz stellte der damalige Vorsitzende der Kommission Professor Otmar Wassermann fest: "Es wurde alles getan, um unsere Arbeit zu behindern. Dabei reißt die Serie der Erkrankungen nicht ab."

In diesem Jahr sind den Angaben zufolge in den Gemeinden Bardowick und Scharnebeck, 5 bis 10 Kilometer von den Atomanlagen in Geesthacht entfernt, zwei weitere Kinder an Leukämie erkrankt. Auch in der Stadt Winsen erkrankten offenbar zwei 15-jährige Kinder an Leukämie. Winsen liege etwas mehr als 10 Kilometer von den Atomanlagen entfernt.

Für viele Menschen in der Region stelle sich die Frage, in welchem Ausmaß ihre Kinder und Jugendlichen immer noch bedroht sind. "Diese Frage können wir nicht abschließend beantworten. Es bleibt eine Unsicherheit", so IPPNW-Mitglied Hayo Dieckmann, der Leiter des Gesundheitsamts im Landkreis Lüneburg ist. Man könnte sehr viel besser einschätzen, mit welchen Schäden noch zu rechnen sei und welche Schutzmaßnahmen ergriffen werden müssten, "wenn die verantwortlichen Stellen endlich ihr Schweigen brechen und erzählen würden, was im September 1986 wenige Monate nach der Tschernobylkatastrophe passiert ist". Offenbar setzen sich inzwischen auch einige Landesabgeordnete in Schleswig-Holstein und Niedersachsen für eine umfassende und transparente Aufklärung der Leukämiefälle ein.

Die Atomkritiker haben die Strahlenbelastung der Bevölkerung abgeschätzt. Schon das radioaktive Thorium allein, das in der Elbmarsch mehrfach nachgewiesen worden sei, reicht ihrer Auffassung nach aus, die Leukämieerkrankungen in der Elbmarsch zu erklären. Thorium sei als Kontrastmittel (Thorotrast) in der Röngendiagnostik lange eingesetzt worden, "bis man auf die Nebenwirkung aufmerksam wurde: Leukämie".

Am 22. Dez. 2006 unter: verbraucherschutz