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Mehr politischen Rückenwind für Radfahrer gefordert

Verkehr

Vier Jahre nach dem Start des Nationalen Radverkehrsplan für mehr Fahrradverkehr in Deutschland zieht der Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD) in der aktuellen Ausgabe seiner Mitgliederzeitschrift fairkehr Zwischenbilanz: Der Anteil des Radverkehrs an allen Wegen konnte danach nicht gesteigert werden, er stagniere bei rund zehn Prozent. Auch das Image des Fahrrades hinke seinem Potenzial weit hinterher. Die Ursache hierfür sieht der VCD in mangelndem politischen Willen, der sich in fehlenden finanziellen und personellen Ressourcen des Bundesverkehrsministeriums für die Förderung des Fahrrades manifestiere. Von 1600 Planstellen sei dort nur eine einzige für den Radverkehr vorgesehen.

Die Bundesregierung hatte 2002 den Nationalen Radverkehrsplan mit der Zielvorgabe verabschiedet, den Anteil des Fahrrades am Verkehr bis 2012 deutlich zu erhöhen. Positive Effekte: weniger Feinstaub und Lärm im Stadtverkehr und damit höhere Lebensqualität, weniger klimaschädliche Treibhausgase, verbesserte Gesundheit. Um diese Ziele zu erreichen, sei nach Ansicht des VCD mehr politischer Rückenwind für das Fahrrad notwendig. Das bestätigt auch Professor Heiner Monheim, Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des VCD, im fairkehr-Interview: "80 Prozent der kommunalen Entscheidungsträger halten das Fahrrad nicht für einen ernstzunehmenden Verkehrsträger und für lebensgefährlich außerdem. Wohlgemerkt, ohne selbst je auf dem Fahrrad zu sitzen. Und das gilt leider auch für die meisten Landes- und Bundespolitiker."

Wo kein Wille ist, ist auch kein Geld

Der fehlende Wille spiegele sich auch in den Finanzen wider. Monheim: "Die 100 Millionen Euro, die der Bund im Rahmen des Nationalen Radverkehrsplanes eingeplant hat, reichen nicht, um bundesweit sichtbar etwas zu erreichen. Würde man sich an holländischen Größenordnungen orientieren, dann müssten pro Jahr 2,5 Milliarden Euro in den Radverkehr fließen." Der Vergleich mit den Niederlanden sei ernüchternd. Dort habe das Fahrrad an allen zurückgelegten Wegen einen dreimal so hohen Anteil wie in Deutschland. Das liege nach Ansicht des VCD am höheren Stellenwert des Rades. Allein die Stadt Amsterdam setze in den nächsten vier Jahren 200 Millionen Euro für die Verbesserung der schon heute sehr guten Fahrradinfrastruktur ein. Für den gleichen Zeitraum plane die Bundesregierung gerade einmal 400 Millionen Euro Investitionen für ganz Deutschland.

"Bei aller Kritik gibt es auch positive Beispiele in Deutschland", so Michael Adler, Chefredakteur der fairkehr. "In der aktuellen Ausgabe haben wir die fahrradpolitischen Errungenschaften Nordrhein-Westfalens hervorgehoben, wo das Fahrrad seit nahezu drei Jahrzehnten politisch gewollt und gefördert wird. Zum Beispiel gibt es hier 52 Fahrradstationen gegenüber gerade mal 17 im gesamten Rest der Republik. Gute Erfahrungen und politisches Engagement aus NRW könnten auch bundesweit den Weg in eine fahrradfreundliche Zukunft weisen."