NGO DIE Internet-Zeitung

Artikel Seite 192
Indien

Erstmals Salz aus Pflanzen gewonnen

Indische Forscher haben mit Erfolg Salz aus einer Pflanze gewonnen. Für das neue Salz namens "Saloni" wurde bereits ein internationales Patent beantragt. Im Gegensatz zu Meersalz soll es den Forschern vom Central Salt and Marine Chemicals Research Institute (CSMCRI) zufolge verschiedene wichtige Nährstoffe enthalten und damit von gesundheitlicher Relevanz sein. Das Institut hat bereits Salzproben an Unternehmen in Übersee geschickt, um das Marktpotenzial abzuschätzen. "Das erste Feedback ist ermutigend", zitiert die indische Times den CSMCRI-Leiter Pushpito Ghosh.

Datenschutz

Telekommunikationsüberwachung bedarf umfassender Reform

Die Deutsche Vereinigung für Datenschutz (DVD) zieht völlig andere Konsequenzen aus dem soeben vom Max-Planck-Institut (MPI) in Freiburg vorgelegten Gutachten über Effektivität und Defizite bei der Telekommunikationsüberwachung (TKÜ). Bundesjustizministerin Brigitte Zypries leitet aus diesem Gutachten ab, Telefonüberwachung in Deutschland sei "wirksam und maßvoll". Das Gutachten selbst kommt dagegen ausdrücklich zu ganz anderen Ergebnissen. Wohl stellt es fest, dass Deutschland nicht, wie bisher vermutet, "Weltmeister" im Abhören ist. Diese fragwürdige Auszeichnung verdient Italien, gefolgt von den Niederlanden und der Schweiz. Deutschland ist aber auch nicht "im Mittelfeld zu verorten" (Zypries), sondern nimmt den vierten Platz bei den Anordnungen im Verhältnis zur Wohnbevölkerung ein.

Bagdad

Kritische Sicherheitslage gefährdet Zivilisten und Hilfskräfte

Die Sicherheitslage in Bagdad verschlechtert sich zunehmend. Die internationale Hilfsorganisation CARE fordert die amerikanischen und britischen Besatzungsmächte eindringlich dazu auf, ihren Verpflichtungen nach der Vierten Genfer Konvention nachzukommen und in Bagdad und Umgebung Recht und Ordnung sicherzustellen. "Es gibt derzeit keine Sicherheit in Bagdad", sagt Margaret Hassan, Direktorin des CARE-Büros in Bagdad. "Die bestehende Gewalt in den Straßen schränkt das Leben der Einwohner Bagdads und ihre Möglichkeit, die Familien zu versorgen, erheblich ein."

Kongo

Welthungerhilfe kritisiert UN-Sicherheitsrat wegen schwacher Friedenstruppe

Die Deutsche Welthungerhilfe hat den UN-Sicherheitsrat kritisiert, weil er sich in seiner Nachtsitzung zum Dienstag nicht auf eine Verstärkung der Friedenstruppe im Nordost-Kongo einigen konnte. "Die Vereinten Nationen müssen doch wissen, dass sie jetzt für die Sicherheit der Zivilbevölkerung verantwortlich sind, und dass es ohne ein stärkeres Engagement der UN ein Blutbad geben wird", sagte die Vorsitzende der Welthungerhilfe, Ingeborg Schäuble.

EU-Chemikalienrecht

Gefährlicher Textilfarbstoff "Navy Blue" nach zehn Jahren endlich verboten

Der Textilfarbstoff "Navy Blue 018112" darf innerhalb der Europäischen Union (EU) nicht mehr zum Färben von Textil- oder Ledererzeugnissen verwendet oder verkauft werden. Das endgültige Verbot ist im Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaft veröffentlicht worden. Die EU-Mitgliedstaaten sind verpflichtet, diese Richtlinie bis Juni 2004 in nationales Recht umzusetzen. Fast genau vor zehn Jahren hatte das Umweltbundesamt (UBA) nach der Prüfung des Stoffes im Rahmen des Chemikaliengesetzes ein solches Verbot gefordert, weil bereits 1990 belegt war, dass der Stoff hoch giftig für Fische ist.

Keine Lizenzen

Unternehmen sparen mit Open-Source-Software

Großunternehmen können massiv vom Einsatz von Open-Source-Software profitieren, besonders im Büroanwendungsberreich sind damit erhebliche Einsparungspotenziale möglich. Wie der schweizerisch-deutsche Marktforscher Soreon in einer Studie erhoben hat, spare ein Großunternehmen mit 2.000 Arbeitsplätzen über drei Jahre bei Büroanwendungen 525.000 Euro. Das bedeute einen Kostenvorteil von 20 Prozent. Kleine und mittlere Unternehmen profitierten allerdings nur wenig von Open Source, hier lägen die Kostenvorteile bei mageren zwei bis sieben Prozent.

Euratom-Vertrag

E-Mail-Proteste gegen Förderung von Atomkraft

Ein breites Bündnis deutscher Umweltverbände hat dazu aufgerufen, mit E-Mails an die deutschen Mitglieder des EU-Verfassungskonvents gegen die Förderung der Atomkraft zu protestieren. Hintergrund der Aktion sind die Verhandlungen im EU-Verfassungskonvent: Ein Vorschlag des Ratspräsidenten Valéry Giscard d'Estaing sieht vor, den europäischen Vertrag zur Förderung der Atomkraft (Euratom) als Protokoll der EU-Verfassung beizufügen. Mit der E-Mail-Aktion sollen Bundesaußenminister Josef Fischer und die deutschen Konventsmitglieder aufgefordert werden, diesen Vorschlag abzulehnen, so die Verbände. Die ökonomische Privilegierung der Atomkraft müsse abgeschafft werden und der EURATOM-Vertrag spätestens bis 2007 auslaufen.

Seltene Tiere bedroht

Klage gegen Offshore-Windpark Butendiek

Die Naturschutzverbände Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und Naturschutzbund (NABU) haben beim Hamburger Verwaltungsgericht gemeinsam Klage gegen den Offshore-Windpark Butendiek eingereicht. Sie wollen damit die Errichtung des Windparks in einem ökologisch hochsensiblen Gebiet in der Nordsee verhindern. Ende 2002 hatte das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie in Hamburg das Projekt genehmigt. Nach Ansicht der Umweltverbände gibt es genügend andere geeignete Flächen außerhalb von Naturschutzgebieten. Die Umweltschützer bemängeln an dem geplanten Standort, dass vom Aussterben bedrohte Tierarten durch das Projekt noch stärker gefährdet sind.

Landwirtschaft

Greenpeace-Proteste gegen Patent auf Saatgut

Vor dem Europäischen Patentamt (EPA) in München protestiert die Umweltschutzorganisation Greenpeace am Dienstag gegen Monopole auf Saatgut. Anlass für die Protestaktion ist die Verhandlung beim EPA gegen ein weitreichendes Pflanzen-Patent (EP 301 749) des US-Konzerns Monsanto. Das Patent umfasse nicht nur ein Verfahren zur gentechnischen Manipulation der Ackerpflanze Soja-Bohne, sondern gehe weit darüber hinaus, kritisiert die Organisation. Monsanto besitzt das exklusive Recht auf sämtliche genmanipulierten Soja-Bohnen und beanspruche darüber hinaus auch Rechte auf Pflanzen wie Mais oder Weizen. Für Landwirte bedeuteten Patente auf Pflanzen, dass zukünftig Konzerne bestimmen, was sie zu welchen Kosten anbauen dürfen.

Lockvogel Billigflug

VZBV verklagt Anbieter wegen irreführender Werbung für Billigflüge

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hat mehrere Verfahren gegen Billigfluganbieter wegen irreführender Werbung eingeleitet. Aktuell wurde am Freitag eine Klage gegen British Airways PLC eingereicht, weil ein eindeutiger Hinweis auf eine begrenzte Platzkontingentierung fehlt. "Die Fluggesellschaften führen die Verbraucher mit irreführenden Lockvogelangeboten an der Nase herum", so Patrick von Braunmühl, Fachbereichsleiter beim vzbv. So würden die Unternehmen in ihrer Werbung bewusst darauf verzichten, auf das eng begrenzte Platzkontingent für günstig beworbene Flüge hinzuweisen.

Reporter ohne Grenzen

Zwei Journalisten ermordet - Gewalt in Kolumbien hält an

Reporter ohne Grenzen (RoG) ist bestürzt über die Ermordung von zwei Journalisten innerhalb von 48 Stunden in Kolumbien und fordert die Behörden auf, alles zu unternehmen, um die Verantwortlichen zu ermitteln und zu bestrafen. Die Zahl der in diesem Jahr ums Leben gekommenen Journalisten steigt somit auf 17. "Wir gehen davon aus, dass beide Mordfälle im Zusammenhang mit der journalistischen Tätigkeit der Opfer stehen", erklärt Robert Ménard, Generalsekretär von Reporter ohne Grenzen in einem Brief an den Oberstaatsanwalt Luis Camilo Osorio. "Es ist höchste Zeit, dass Kolumbien den Teufelskreis der Straflosigkeit durchbricht. Wenn man diese Morde wieder straflos ausgehen lässt, akzeptiert man, dass sich solche Verbrechen wiederholen", schreibt Ménard.

Rumänien

Goldförderpläne internationaler Konzerne vergiften Land und Menschen

Mit einer Protestaktion in der rumänischen Hauptstadt Bukarest machten freiwillige Aktivisten aus Belgien, Holland, der Slowakei, Ungarn u. England auf Pläne multinationaler Großkonzerne in Rumänien aufmerksam. Auf dem Tor des Triumphbogens in Bukarest entfalteten sie große Poster. Die rumänische Polizei riss die Transparente mit der Aufschrift "Rosia Montana bringt den Tod" wieder herab. Rosia Montana ist ein Gebiet in der rumänischen Provinz Transylvanien - genauer: im Westgebirge. Dort sollen große Goldvorkommen existieren. Die kanadische Firma mit Namen 'Rosia Montana Gold Corporation' (deren Mehrheit von einer kanadischen Bergbau- u. Entwicklungsfirma namens 'Gabriel Resources' gehalten wird) stach ihre Konkurrenz aus und zahlte eine extrem hohe Gebühr für die Lizenz zur Ausbeutung des Goldvorkommens im rumänischen Westgebirge. Diese Ausbeutung wird mit Dynamit und Zyanit geschehen und aus den Bergen eine tote Mondlandschaft machen.

Verreisen

Online-Tourismus gewinnt

Der Online Tourismus entwickelt sich positiv. Trotz des insgesamt schwachen Jahres können Reiseveranstalter Umsatzsteigerungen von 100 Prozent verzeichnen. Der Vorteil der Online-Angebote liege nach Angaben des Münchner Unternehmensberaters Ulysses in der raschen Änderung von Kundenwünschen. Das Unternehmen hatte Online-Tourismusreport 2002 Reiseveranstalter, Anbieter und Transportunternehmen in 65 Staaten befragt. Online-Reiseveranstalter waren damit die klaren Gewinner der gesamten Reisebranche.

Strafe bei blauem Dunst

Rauchen in New York wird teuer

Für Raucher und Bar- beziehungsweise Restaurantbetreiber in der Stadt New York, die diese nach wie vor zur Zigarette greifen lassen, könnte es ab dem heutigen Mittwoch teuer werden. Ab dem Zeitpunkt ist mit saftigen Strafen zu rechnen. Wurden in der ersten Phase nach dem Inkraft-Treten des Rauchverbots im März noch Routine-Checks durchgeführt, wird es ab jetzt für die Betreiber bei einer erstmaligen Übertretung eine Strafe von 200 bis 400 Dollar geben. Bei einem zweiten Verstoß heiße es 500 bis 1.000 Dollar zahlen, bei einem dritten Verstoß werde die Strafe mit 1.000 bis 2.000 Dollar noch saftiger. Erfolge der dritte Verstoß innerhalb eines Jahres, könne der Besitzer sogar seine Lizenz verlieren. Im Vergleich dazu würden Ratten in Betriebsküchen mit 200 bis 2.000 Dollar geahndet.

Bundesverfassungsgericht

Karlsruhe: Rechte leiblicher Väter per Gesetz stärken

Das Bundesverfassungsgericht fordert den Gesetzgeber zur Stärkung der Rechte leiblicher Väter auf. Nach einem am Dienstag vom Ersten Senat in Karlsruhe veröffentlichten Beschluss ist der Ausschluss leiblicher, aber eben nicht rechtlicher Väter vom Umgangsrecht und von der Anfechtung einer Vaterschaftsanerkennung teilweise verfassungswidrig. Demnach muss ein leiblicher Vater den Umgang mit einem von ihm gezeugten Kind erstreiten können, wenn zwischen ihm und dem Kind eine sozial-familiäre Beziehung zeitweise bestanden hat. (Az: 1 BvR 1493/96 und 1 BvR 1724/01)

Umweltschützer reichen Beschwerde ein

Kaspisches Ölpipelineprojekt verletzt OECD-Leitsätze

Der Konzern BP steht im Zentrum einer Beschwerde, die Umwelt- und Entwicklungsorganisationen aus sechs Ländern wegen Verstoßes gegen die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen einreichen. Beim jährlichen Forum der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) erklärt Heike Drillisch von der Entwicklungsorganisation WEED in Paris: "BP und seine Konsortialpartner beim Pipelineprojekt Baku-Tbilisi-Ceyhan (BTC) verstoßen klar gegen Grundregeln der Unternehmensverantwortung." In Deutschland reichen urgewald, WEED, Germanwatch und der BUND bei der "Nationalen Kontaktstelle" im Bundeswirtschaftsministerium die OECD-Beschwerde gegen die Deutsche BP als Teil des BP-Konzerns ein.

Kauf ohne Auflagen genehmigt

Weg frei für Kirch-Übernahme durch US-Milliardär Saban

Der Weg für die Übernahme der ehemaligen Kirch-Gruppe durch den US-Milliardär Haim Saban ist frei. Das Bundeskartellamt hat das Geschäft erwartungsgemäß ohne Auflagen genehmigt. Das bedeutet grünes Licht für die Übernahme der ProSiebenSat.1 Media AG sowie des Film- und TV-Rechtehandels der KirchMedia durch die Saban Capital Group. Da Saban noch nicht auf dem deutschen Markt aktiv ist, sei eine "Entstehung oder Verstärkung marktbeherrschender Stellungen" durch die Übernahme nicht zu erwarten, so das Bundeskartellamt.

Zwei Jahre nach Genua

Globalisierungskritiker schicken Sonderzug zum G8-Gipfel

Mit einem Sonderzug durch Deutschland mobilisieren zahlreiche Gruppen, darunter das globalisierungskritische Netzwerk Attac, zu Protesten gegen den nächsten G8-Gipfel, der vom 1. bis 3. Juni im französischen Evian stattfindet. Der Zug soll am 28. Mai in Berlin starten und über Magdeburg, Hannover, Bielefeld, Dortmund, Bochum, Essen, Düsseldorf, Köln, Bonn, Koblenz, Frankfurt/M., Heidelberg, Karlsruhe und Freiburg und Genf fahren; die Rückfahrt ist für den 2. Juni vorgesehen.

Gesundheit

Gesunde Ernährung gegen chronische Krankheiten

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat am heutigen Mittwoch, gemeinsam mit der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen FAO die Zusammenarbeit bei einem unabhängigen Experten-Bericht zum Thema Ernährung, Nahrung und Prävention von chronischen Erkrankungen besiegelt. Der Bericht werde der Entwicklung einer weltweiten Strategie im Kampf gegen permanent steigende chronische Erkrankungen als Basis dienen, so die Organisationen. Den Erfahrungen der WHO zufolge sollen bereits moderate Eingriffe in die Ernährungsgewohnheiten und das Bewegungsverhalten der Bevölkerung zu deutlichen Veränderungen hinsichtlich chronischer Erkrankungen führen.

"UNO darf keine Unterbehörde der USA werden"

UN-Diplomat fordert Anklage gegen Bush und Blair

Für den langjährigen UN-Diplomaten Hans Graf von Sponeck bleibt es dabei: Der Krieg gegen den Irak war völkerrechtswidrig und ist auch durch den schnellen Sturz des Saddam-Regimes nicht zu rechtfertigen. Die angreifenden Regierungen müssten angeklagt werden, nicht nur die Verlierer. Mehr als 30 Jahre stand Sponeck in den Diensten der UNO, war stellvertretender UN-Generalsekretär und leitete ab 1998 das Programm "Öl für Lebensmittel" in Bagdad. Schon kurz nach seinem Amtsantritt geriet er mit den Regierungen der USA und Großbritanniens in Konflikt. Sponeck war zudem einer der ersten Kriegsdienstverweigerer im Nachkriegsdeutschland. Thorsten Severin, Korrespondent der Nachrichtenagentur ddp, sprach mit dem 63-Jährigen in Genf über die Lage im Irak, die Nachkriegsordnung und die künftige Rolle der Vereinten Nationen.