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Agrarverbände streben Neuorganisation an

Malchin ist nicht alleinige Quelle der Verunreinigung mit Nitrofen

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Der Nitrofen-Skandal gibt weiterhin Rätsel auf. Die Halle in Malchin bei Neubrandenburg ist offenbar doch nicht die einzige Quelle der Kontamination von Futtermitteln mit dem Pflanzengift. Zu diesem Schluss kam nach Angaben des Landwirtschaftsministers von Mecklenburg-Vorpommern, Till Backhaus (SPD), die von Bund und Ländern gebildete Task Force. Beim niedersächsischen Futtermittelhersteller GS agri seien positive Proben genommen worden, die nicht mit Malchin in Verbindung gebracht werden könnten.


Backhaus stellte fest: "Von der endgültigen Aufklärung des Futtermittelskandals sind wir noch weit entfernt." Am Wochenende war bekannt geworden, dass der Fegestaub aus der Halle Malchin der Norddeutschen Pflanz- und Saatgut AG mit Nitrofen belastet war. Von dort soll der Unkraut-Killer in Öko-Weizen gelangt sein. Über Zwischenhändler ging das Bio-Futter an Eier- und Geflügelproduzenten, aber auch an Schweine- und Rinderbetriebe. Gegen die Firma laufen Ermittlungen.

In elf Bundesländern wird fieberhaft nach dem mit Herbizid verseuchtem Fleisch gesucht. Nach jüngsten Probeergebnissen von Dienstag belieferte ein niedersächsischer Großproduzent von Öko-Geflügel 93 Betriebe mit dem vergifteten Fleisch, darunter auch drei Firmen im Ausland. 50 Tonnen verseuchter Futterweizen sind in Schleswig-Holstein aufgetaucht, in Sachsen-Anhalt musste ein Bio-Geflügelhof erneut geschlossen werden. In Hessen sind wahrscheinlich 150 Kilogramm verseuchten Puten- und Hühnerfleisch bereits verzehrt worden.

Der niedersächsische Öko-Geflügelzüchter aus Emstek bezog nach Angabe des Agrarministeriums in Hannover das Tierfutter von dem Futtermittelhersteller GS agri. Das Unternehmen hatte trotz 31 positiver Proben das Tierfutter aus Malchin weiter vertrieben. Auch gegen GS agri laufen Ermittlungen. Hannover zufolge gingen die Bio-Hühnchen an Abnehmer in Niedersachsen, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Hamburg, Bremen, Berlin, Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und Brandenburg sowie in die Niederlande, Österreich und Dänemark. Ein Teil der Lieferung soll bereits verzehrt sein.

Das hessische Sozialministerium ging davon aus, dass am 6. Mai verseuchtes Fleisch an zwei Lebensmittelbetriebe geliefert wurde. Die Ware stamme aus Niedersachsen und sei bereits vollständig verzehrt, sagte ein Sprecher. Der als Krebs erregend geltende Stoff sei bei einer betrieblichen Kontrolle aufgefallen. Der in Schleswig-Holstein aufgetauchte Futterweizen wurde nach Angaben des dortigen Agrarministeriums am 22. Mai an einen Futtermittelhändler geliefert, der fünf Tonnen davon wiederum an einen Bio-Bauernhof mit Schweinehaltung verkaufte. Erneut wurde Nitrofen auch in Eiern eines bereits schon mal untersuchten Geflügelhofs in Sachsen-Anhalt gefunden. Die Rückrufaktion laufe, hieß es in Magdeburg. Zwei Höfe im Land sind bereits gesperrt.

Unterdessen bekräftigten die Ökoverbände, sich neu organisieren zu wollen. Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau (Agöl), Felix zu Löwenstein, kündigte die rasche Gründung eines Dachverbandes der ökologischen Anbauverbände an. Auf diese Weise könnten die Kontrollergebnisse der einzelnen Verbände besser koordiniert werden. Der grüne EU-Abgeordnete Friedrich Wilhelm Graefe zu Baringdorf forderte eine stärkere Kontrolle insbesondere bei Futtermittel-Lieferanten.

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