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Ermittlungen gegen 300 Firmen wegen illegaler Müllbeseitigung

Darmstadt

Einem bundesweiten Müllskandal ist offenbar die Staatsanwaltschaft Darmstadt auf der Spur. Die Behörde ermittelt gegen rund 300 Firmen wegen illegaler Müllentsorgung - einer der Verdächtigen ist das in Lünen ansässige Entsorgungsunternehmen Rethmann. "Es handelt sich um den größten Umweltskandal, auf den wir bisher gestoßen sind", sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Darmstadt am Freitag. Demnach haben die Firmen im Zeitraum von Anfang 1998 bis Mitte 1999 giftige Produktionsabfälle über einen Essener Zwischenhändler in der Verbrennungsanlage von Rethmann entsorgt. Die Abfälle waren der Staatsanwaltschaft zufolge mit Ölgemischen und Lösungsmitteln versetzt. Der Giftmüll sei in Lünen entsorgt worden, obwohl die Verbrennungsanlage nicht für die Entsorgung des Sondermülls zugelassen ist. Damit sollen Millionenbeträge eingespart worden sein.

Rethmann wies die Vorwürfe als "unbegründet" zurück. Nach Angaben einer Firmensprecherin sind alle Abfälle "genehmigungskonform eingesetzt und verwertet worden". Das Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft werde bereits seit mehreren Jahren geführt. Die Behörde hätte dem Unternehmen bereits vor längerer Zeit vorgeschlagen, das Verfahren gegen Zahlung einer Geldstrafe einzustellen. Dies habe die Lüner Firma jedoch abgelehnt, weil sie die Vorwürfe für unberechtigt hält.

Die Ermittlungen der Polizei sind nach Angaben der Darmstädter Behörden weitgehend abgeschlossen. Zeitweilig hatten der eigens gebildeten "Arbeitsgruppe Sonderabfall" der dortigen Kripo bis zu zehn Beamte angehört. Zu prüfen seien jetzt noch die Verantwortlichkeiten für die illegale Müllbeseitigung innerhalb der Firmen. Laut Staatsanwaltschaft droht für den unerlaubten Umgang mit gefährlichen Stoffen eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren.

Die Untersuchungen in der Müllaffäre laufen bereits seit drei Jahren. Aufmerksam wurde die Staatsanwaltschaft auf die Vorgänge durch Sondermüll des Darmstädter Pharmakonzerns Merck. Das Strafverfahren gegen Merck sei bereits vor anderthalb Jahren gegen Zahlung einer Geldbuße von rund 250.000 Euro eingestellt worden, sagte ein Firmensprecher.