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Indien

Experten kritisieren Regierung wegen Förderung grüner Gentechnik

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In Indien wächst der Widerstand gegen den Einsatz von genmanipulierten Samen in der Landwirtschaft, berichtet die Nachrichtenagentur IPS. Auslöser der derzeitigen Kontroverse sind die Schwierigkeiten beim Anbau genetisch modifizierter Baumwollpflanzen. Nachdem es in den westlichen Bundesstaaten Maharashtra und Gujarat sowie im benachbarten Madhya Pradesh zu spektakulären Ernteausfällen bei der vom US-Agrarmulti Monsanto hergestellten GM-Baumwollvariante gekommen war, ist der Vertrieb des umstrittenen Samens inzwischen im südlichen Bundesstaat Karnataka verboten.


Während Sprecher des Monsanto-Agrarkonzerns gegenüber IPS erklärten, die Ernteausfälle stünden in Zusammenhang mit Trockenheit und unsaisonalen Regenfällen, berichten Zeitungen von einem verbreiteten Wurmbefall der Pflanzen. In den Distrikten Bhavnagar, Surendranagar und Rajkot habe die Bt-Variante nahezu keine Resistenz gegen den gefürchteten Schädling an den Tag gelegt. Nun soll eine großangelegte Studie der landwirtschaftlichen Universität von Gujarat im Auftrag der lokalen Behörden Klarheit über das Ausmaß der Katastrophe auf den mehr als 18.000 Hektar Anbaufläche schaffen.

Suman Sahai, der Leiter der in Neu Delhi ansässigen Nichtregierungsorganisation 'Gene Campaign' und andere Aktivisten fordern von der Regierung eine Veröffentlichung der Untersuchungsergebnisse der gesetzlich vorgeschriebenen Nahrungs- und Futtersicherheitsstudien, die bislang durchgeführt wurden. In einer jüngsten Erklärung kritisierte 'Gene Campaign', die Regierung sei so daran interessiert, die reichen multinationalen Agrarkonzerne zufrieden zu stellen, dass ihr selbst der Ruin der einheimischen Bauern egal sei. In der Erklärung werden Untersuchungen des indischen Rats für Agrarforschung (ICAR) zitiert, die an fünf verschiedenen Orten Pollenflug genmanipulierter Pflanzen über Distanzen von bis zu 200 Metern nachgewiesen hatten. Die empfohlene Isolationsentfernung liegt bei 50 Metern.

Im indischen Bundesstaat Maharashtra fordert die Nichtregierungsorganisation 'Vidarbaha Regional People's Movement' von der Regierung Wiedergutmachung von Verlusten in Höhe von umgerechnet 100 Millionen US-Dollar, die Farmern durch den Anbau von Bt-Baumwolle entstanden sind. Baumwollexperten wie K. Venugopal, ein ehemaliger Wissenschaftler am Zentralen Baumwollforschungsinstitut (CICR), weisen darauf hin, dass Monsantos genmanipulierte Bt-Baumwolle, anders als einheimische Varianten, empfindlich gegen die gefürchtete Rübenkräuselkrankheit sei.

In Indien kommt nach Ansicht von Experten erschwerend hinzu, dass, anders als in anderen Ländern, Baumwollsamen häufig zu Koch- und Speiseöl verarbeitet werden und Reste der Pflanze in der Viehzucht verfüttert werden. Dies erhöhe das Risiko, dass die giftigen Gene in die menschliche Nahrungskette gelangten. Die Horrorversion schlechthin für die Aktivisten sind jedoch derzeit Versuche am Zentralen Kartoffelforschungsinstitut im nördlichen Bundesstaat Himachal Pradesh sowie an den Reisforschungsinstituten 'Bose Institute' in Kalkutta und der IARI-Station im nordöstlichen Bundesstaat Meghalaya, auch Saatgut für Grundnahrungsmittel wie Reis oder Kartoffeln mit dem Bt-Gen zu manipulieren.