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Siemens will Tausende Stellen streichen

"Fit4More"

Der Siemens-Konzern will einige defizitäre Konzernsparten umstrukturieren oder ganz auflösen und Tausende Arbeitsplätze in Deutschland streichen. Das teilte das Unternehmen am Montag mit. Der bayerische IG Metall-Chef Werner Neugebauer warf Siemens in einer ersten Stellungnahme die "Fortsetzung der beschäftigungspolitischen Bankrotterklärung" und Kompensation von Managementfehlern auf Kosten der Beschäftigten vor.

Bereits im April 2005 hatte Siemens nach eigenen Angaben ein Programm namens "Fit4More" definiert. Ziel sei es, in allen Konzernbereichen die vereinbarten Gewinnmargen zu erreichen und das Unternehmen in eine nachhaltige Entwicklung profitablen Wachstums zu führen. Besonderer Handlungsbedarf bestehe bei den drei Verlustbereichen Siemens Business Services (SBS), Communications (Com) und Logistics and Assembly Systems (L&A).

Bei den Business Services will Siemens weltweit 1,5 Milliarden Euro einsparen, was vor allem durch die Streichung von 2.400 Arbeitsplätzen bis 2007 geschehen wird. Die IG Metall spricht von der Schließung von 41 der insgesamt 63 Standorte. Laut Aussagen der Metallgewerkschaft könne sie in diesem Bereich wenig für die Beschäftigten unternehmen, da SBS nur in Bayern tarifgebunden sei, es anderswo aber einen hohen Anteil an außertariflichen Beschäftigten gebe.

Auch die Kommunikationssparte von Siemens soll "neu ausgerichtet" werden. Trotz guter neuer Produkte habe die Sparte wegen der schwachen Inlandskonjunktur und der Zurückhaltung mittelständischer Kunden bei Investitionen in neue internetbasierte Kommunikationslösungen (Voice over IP) Anpassungsprobleme. Auch hier könnten Änderungen mit "Personalanpassungen" verbunden sein. Einen Bericht des manager magazins, nachdem Siemens allein in der Com-Sparte 4.224 Stellen, davon 2.860 in Deutschland streichen will, wollte eine Siemens-Sprecherin "in keiner Weise bestätigen".

Der Leiter des IG-Metall-Siemens-Teams Wolfgang Müller, zuglcieh Aufsichtsratsmitglied, erklärte, dass die Gewerkschaft sich in dieser Telekommunikationssparte durchaus bewusst sei, dass der technische Wandel Anpassungen und Änderungen auch beim Personal mit sich bringe. Er kritisierte allerdings, dass diese Anpassungen nicht zu einem Zeitpunkt begonnen worden seien, an dem man die nötigen Weichen noch mit deutlich weniger Schwierigkeiten hätte stellen können. Statt mit Entlassungen solle der bestehende Anpassungsbedarf durch Weiterbildung, Umschulung, Beschäftigungsinitiativen und durch Versetzungen im Konzern bewältigt werden.

Der Bereich Logistik erfährt eine umfangreiche Neuorganisation: Zum 1. Oktober werde der Logistik-Bereich L&A aufgelöst, erfolgreiche Sparten würden in andere Bereiche des Konzerns eingegliedert, die defizitären Sparten sollen in die Dematic GmbH ausgegliedert werden, kündigte Siemens an. Die neue Einheit nehme mit rund 5.000 Mitarbeitern Anfang des kommenden Jahres ihre Tätigkeit auf. Den Mitarbeitern des Bereiches sollen Angebote zur Weiterbeschäftigung in anderen Sparten unterbreitet werden.

Die IG-Metall kritisiert die Auflösung von L&A, weil dieses Gebiet aus dem ehemaligen Mannesmann-Konzern mit rund 1.000 Arbeitsplätzen allein in Deutschland als Marktführer durchaus das Zeug habe, auch innerhalb des Siemens-Konzerns profitabel zu sein.

Siemens-Chef Klaus Kleinfeld sagte, der gesamte Sanierungsplan sei die Basis für den geschäftlichen Erfolg von Siemens und die Zukunftsfähigkeit der Arbeitsplätze im Unternehmen. "Nur erfolgreiche Geschäfte sichern und schaffen Arbeitsplätze", so Kleinfeld.

Demgegenüber erklärte der bayerische IG-Metall-Chef Neugebauer, dass mit diesem Plan die Förderung von Innovation und die Sicherung von Beschäftigung unter dem Druck der Börse und der internationalen Investoren auf der Strecke blieben. Zudem würden Managementfehler, beispielsweise die des früheren Siemens-Chefs und jetzigen "Innovationsberaters" der CDU-Kanzlerkandidatin Merkel, Heinrich von Pierer, auf Kosten der Beschäftigten kompensiert.