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NSU-Prozess: Dirk C. Fleck zum Beginn des NSU-Prozesses

15 Jahre Hitler. Was Recht ist muss rechts bleiben ...

NSU-ProzessHeute beginnt in München der Prozess gegen Beate Zschäpe und vier mutmaßliche Helfer der rechtsextremen Terrorzelle NSU (Nationalsozialistischer Untergrund). Auf den Presseplätzen sitzen u.a. Vertreter von „Radio Charivari“ , „Münchens Hitradio“, „Hallo München“, „Radio Lora München“ und der Frauenzeitschrift Brigitte. Überregionale deutsche Zeitungen wie die Süddeutsche Zeitung und die Frankfurter Allgemeine Zeitung haben keinen Zugang zum Gerichtssaal. Auch die Nürnberger Nachrichten, in deren Stadt das NSU-Trio Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe allein drei Morde verübt haben soll, bekommen keinen Platz. Sie alle hatten bei der Auslosung der 50 Presseplätze kein Glück. Im ersten Akkreditierungsverfahren für den Prozess, dass vom Bundesverwaltungsgericht kurzerhand für ungültig erklärt wurde, war kein einziges türkisches Medium zum Zug gekommen, obwohl acht der zehn Todesopfer des NSU türkische Wurzeln hatten.

Nachdem das beschämende Losverfahren gelaufen war, hatten sich die Vertreter der leer ausgegangenen Medien auf einer Pressekonferenz beschwert. Schließlich, so hieß es, ginge es beim NSU-Prozess um ein Jahrhundertverfahren, das im Ausland mit größter Aufmerksamkeit verfolgt würde. Daraufhin nahm die Pressesprecherin des Oberlandesgerichts München, Andrea Titz, das Wort. Sie möge solche Bewertungen überhaupt nicht, sagte sie, das "Tausendjährige Reich" habe schließlich auch "vielleicht nur fünfzehn Jahre gedauert!"

Vielleicht, Frau Titz, vielleicht aber auch nicht. Es waren zwölf Jahre, um genau zu sein. Von 1933 bis 1945. Kann man nachlesen. Oh, mein Gott. Denk ich an Deutschland in der Nacht ...

Übrigens werden auch 80 Nebenkläger auftreten. In dem Verfahren, so lassen sie verlauten, müsse geklärt werden, welche weiteren Unterstützer es gab. Mehr als 100 Personen stünden im Verdacht. Nahe liege, dass der NSU auch durch V-Leute, verdeckte Ermittler und andere Mitarbeiter der Nachrichtendienste - direkt oder indirekt - unterstützt, gebilligt oder was auch immer worden sei. Ob das Gericht sich auf diesen "Nebenkriegsschauplatz" einlässt? Wohl kaum. Was Recht ist muss schließlich rechts bleiben ...

Dirk C. Fleck ist Journalist und Buchautor. Seine bekanntesten Werke: „GO!-Die Ökodiktatur“ (1993, Rasch und Röhring Verlag), „Das Tahiti-Projekt“ (2008, Pendo Verlag), „Das Südsee-Virus“ (2011, Piper Verlag). Kürzlich erschienen: „Die vierte Macht – Spitzenjournalisten zu ihrer Verantwortung in Krisenzeiten“, Hoffmann und Campe Verlag.