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Apotheken warnen nicht vor gesundheitsschädlichen Nebenwirkungen

Obwohl wichtig und vorgeschrieben

Viele Apotheken kommen ihrer gesetzlichen Beratungspflicht nicht nach, so das Ergebnis einer Stichprobe des ARD-Wirtschaftsmagazins "plusminus" in 50 Apotheken. In allen Fällen wurden Nasentropfen verkauft, ohne auf Nebenwirkungen hinzuweisen, die bis zur Abhängigkeit und zu verstärkten Problemen bei Herz- und Kreislaufkrankheiten führen können. Der Experte für Arzneimittelversorgungsforschung, Prof. Gerd Glaeske von der Universität Bremen, bewertet dies in "plusminus" als "blamables Ergebnis".

Die deutschen Apotheker machen neuerdings auf Plakaten und in Broschüren darauf aufmerksam, dass nur in ihren Apotheken "umfassend über alle Aspekte von Arzneimitteln und ihre Anwendung beraten wird". Diese Informationskampagne - Anlass für die Testbesuche des Westdeutschen Rundfunks - richtet sich gegen die Konkurrenz aus dem Internet. Dort bietet die niederländische Versandapotheke "DocMorris" Arzneien bis zu neun Prozent günstiger an, rezeptpflichtige Medikamente sogar zuzahlungsfrei.

Bei längerer Anwendung der frei verkäuflichen Nasentropfen, die die "plusminus"-Tester verlangten, sind vor allem Herz- und Kreislaufkranke gefährdet. Der Geschäftsführer des Deutschen Apothekerverbandes, Hermann Stefan Keller, bestätigte dem WDR, dass darauf unbedingt vor dem Verkauf hingewiesen werden müsse. Ebenso dürfe die Warnung vor "Allergien und Missbrauch" nicht fehlen.

Trotzdem wurden den Test-Käufern in den Innenstädten von Berlin, Essen, Frankfurt, Köln und Stuttgart die Nasentropfen jeweils ohne jeden Kommentar verkauft. Die Begründungen der Apotheker reichten von "Zeitmangel" bis zum Hinweis, dass vor dem Verzehr "von zehn Hamburgern bei McDonalds" auch nicht gewarnt werde.

Für den Bremer Professor Gerd Glaeske ist der gesetzliche Auftrag zur Beratungspflicht damit eindeutig nicht erfüllt. "Dann können Medikamente auch von Versandapotheken per Post verschickt werden", so der Experte für Arzneimittelversorgung.