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Schattenwirtschaft wächst weiter schneller als Gesamtwirtschaft

Schwarzarbeit

Die Schattenwirtschaft in Deutschland wird auch in diesem Jahr schneller als die Gesamtwirtschaft wachsen und um rund 5,6 Prozent zulegen. Davon geht Friedrich Schneider von der Universität Linz in einem am Mittwoch veröffentlichten und gemeinsam mit dem Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) Tübingen erarbeiteten Bericht aus. Führende Wirtschaftsinstitute und Bundesregierung erwarten dagegen für das laufende Jahr nur ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um rund ein Prozent. Mit etwa 370 Milliarden Euro werde die Schattenwirtschaft rund 17,1 Prozent des offiziellen BIP erreichen und damit einen neuen Rekord markieren, heißt es. Im Vorjahr habe der Anteil bei etwa 16,6 Prozent gelegen.

Schneider sieht eine wesentliche Ursache für diese Entwicklung in steigenden Steuern und wachsenden Sozialbeiträgen. Gleichwohl werde das Wachstum durch Maßnahmen der Bundesregierung, insbesondere die zum 1. April 2003 geplante Neuregelung der Mini- und Neben-Jobs, etwas abgebremst. Ohne diese Maßnahmen würde die Schattenwirtschaft in diesem Jahr sogar ein Volumen von rund 380 Milliarden Euro erreichen.

Als "bedenklich" wird von dem Experten die Tatsache eingestuft, dass in der Mehrzahl der OECD-Länder in den vergangenen Jahren das Ausmaß der Schattenwirtschaft eingedämmt wurde. Im Durchschnitt der OECD-Länder sei der Anteil am BIP seit 1997/1998 um drei Prozentpunkte gesunken, in Deutschland dagegen um 1,9 Prozentpunkte gestiegen. Spitzenreiter sind aber weiterhin die Länder Südeuropas mit einem Anteil von 25 bis 30 Prozent.

Deutschland liege trotz des aktuellen Booms der Schattenwirtschaft im Mittelfeld. Am geringsten ist der Anteil der Schattenwirtschaft in den USA mit knapp neun Prozent. Auch Österreich mit 10,86 Prozent liege vergleichsweise niedrig. Betrachtet nach Branchen ist laut Angaben Schneiders und des IAW das Volumen der Schattenwirtschaft in Deutschland mit etwa 38 Prozent im Baugewerbe und im Handwerk am höchsten.

Der Bericht räumt ein, dass das schwarz erwirtschaftete Geld in großen Teilen wieder in die offizielle Wirtschaft zurückfließt. "Allerdings überwiegen die negativen Folgen der Schattenwirtschaft im Zuge einer unzureichenden Nutzung von Wachstums- und Beschäftigungspotenzialen", betonte IAW-Geschäftsführer Harald Strotmann. Schneider hält einen Bewusstseinswandel in der Bevölkerung und gezieltes Handeln des Staates für den Abbau von Schattenwirtschaft für nötig. Rund zwei Drittel der Bevölkerung würden Schwarzarbeit inzwischen als einen "Kavaliersdelikt" betrachten. Der notwendige Bewusstseinswandel könne aber nur erreicht werden, wenn der Staat dafür sorge, dass staatliche Leistungen und Abgaben in einem vertretbaren Verhältnis stehen. Kontrolle und Bestrafung seien zwar sinnvoll, reichten aber nicht aus, Schwarzarbeit abzustellen.