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Mitangeklagte im Münchner Neonazi-Prozess belasten den Hauptangeklagten Wiese

Geständnis

Der Münchner Neonazi-Prozess hat eine überraschende Wende genommen. Die zwei Mitangeklagten David Schulz und Alexander Metzing legten am Dienstag vor dem Oberlandesgericht ein Geständnis ab und belasteten zugleich den Hauptangeklagten Martin Wiese schwer. In von ihren Anwälten verlesenen Erklärungen sagten sie aus, die so genannte "Kameradschaft Süd" habe über Sprengstoff verfügt. Zudem sei in der Gruppe über eventuelle Anschläge diskutiert worden. Wiese wies die Vorwürfe zurück. Der mutmaßliche Rädelsführer betonte: "Wir haben zu keiner Zeit einen Anschlag auf das jüdische Zentrum geplant, wir sind keine Terroristen". Er versicherte, er sei nie bereit gewesen, "Gewalt auszuüben oder gar Menschen zu töten".

Wiese räumte lediglich ein, dass er "dumme Sprüche" gemacht habe, die aber nicht ernst gemeint gewesen seien. So habe er einmal in Erregung gesagt: "Wir sprengen den Scheiß in die Luft." Dies werde ihm nun zu unrecht als Tatankündigung zur Last gelegt.

Metzing betonte hingegen, in der Gruppe sei darüber diskutiert worden, den Sprengstoff auch einzusetzen. Bis zu seiner Inhaftierung habe aber "kein konkreter Plan" vorgelegen, welches Ziel eventuelle Anschläge haben sollten. Er räumte ein, an der Beschaffung von Waffen beteiligt gewesen zu sein und fügte hinzu: "Ich habe mit meiner Vergangenheit abgeschlossen. Ich bedaure alles zutiefst. Gewalt darf keine Lösung sein."

Schulz betonte, ihm seien die rechtradikalen Ansichten Wieses bewusst gewesen. Weiter gab er zu, dass er sich Gedanken darüber gemacht habe, was mit dem Sprengstoff passieren solle. Er habe an Anschlagspläne gedacht. Zugleich betonte Schulz: "Es tut mir alles wahnsinnig Leid."

Wiese bezeichnete die belastenden Aussagen von Schulz und Metzing als Unwahrheiten. Er sei "menschlich und kameradschaftlich sehr enttäuscht". Offenbar hätten beide mit der Staatsanwaltschaft "einen Deal gemacht", um aus der Sache herauszukommen. "Diese Personen haben aber gelogen", sagte Wiese.

Der Hauptangeklagte beteuerte: "Ich wollte nie mit Gewalt meine politischen Ziele erzwingen." Er habe stets die "politische und nicht die gewalttätige Auseinandersetzung" gesucht. Die "nationale Bewegung" werde in der Öffentlichkeit falsch wahrgenommen. "Keiner von uns will ein Drittes Reich aufbauen", versicherte Wiese.

Allerdings gab er zu, den Erwerb von Waffen eingefädelt zu haben. Er wisse, dass er sich damit strafbar gemacht habe. Bei den Waffen habe es sich jedoch um "Kriegsschrott" gehandelt, der für einen Sammler bestimmt gewesen sei. Der Mann habe dafür zugesagt, die Gruppe mit Geld und Flugblättern zu unterstützen. Wiese räumte auch ein, mit Softairpistolen die Selbstverteidigung trainiert zu haben. Dieses Training beschrieb Wiese als "Spiel, hinter dem aber keine strategische Linie stand".

Die Bundesanwaltschaft wirft Wiese und seinen Anhängern vor, für den Tag der Grundsteinlegung des jüdischen Kulturzentrums in München am 9. November 2003 ein Bombenattentat geplant zu haben. Nachdem diese Pläne wegen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft verworfen worden seien, sollen sie über einen Anschlag auf dem Münchner Marienplatz nachgedacht haben. Nach Darstellung der Staatsanwaltschaft waren diese Pläne durch den Einsatz eines V-Mannes und durch einen so genannten Lauschangriff aufgeflogen.