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Verbraucherschützer klagen gegen WM-Ticket-Regelungen

Gebühren ohne Gegenleistung

Der Kartenverkauf zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 beschäftigt die deutsche Justiz. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) reichte am Donnerstag beim Landgericht Frankfurt am Main einen Antrag auf einstweilige Verfügung ein. Die Verbraucherschützer bemängeln vor allem das Verfahren bei den so genannten Optionstickets. Fans müssten ohne Möglichkeit des Ausstiegs oder der Rückgabe in Vorleistung treten, ohne zu wissen, ob sie letztendlich eine Karte erhalten, kritisierte Braunmühl die aktuelle Praxis. Auch eine Servicegebühr werde ungeachtet der Zuteilung fällig.

"Zudem erhalten Fans, die leer ausgehen, ihr Geld erst vier Wochen nach der Weltmeisterschaft zurück", kritisierte Patrick von Braunmühl, stellvertretender Vorstand des vzbv. Auch die in den anderen Verkaufsphasen hohen Servicegebühren stoßen bei den Verbraucherschützern auf Unverständnis. Bei teamspezifischen Karten würden diese Gebühren einbehalten, selbst wenn sich die Mannschaften nicht für das Turnier qualifiziert haben.

"Wir wollen endlich dafür sorgen, dass bei den Fans die Vorfreude auf die Weltmeisterschaft und nicht der fortwährende Ärger um die Ticketvergabe im Vordergrund steht", begründete von Braunmühl in Berlin diesen Schritt. "Wir sehen dieser Klage gelassen entgegen, bedauern diese Entwicklung aber", sagte Horst R. Schmidt vom WM-Organisationskomitee in Frankfurt.

Unterstützung erhalten die Kläger auch von einigen Abgeordneten des Europäischen Parlaments. So prüft die Europäische Kommission, ob der Weltfußballverband FIFA beim Verkauf der Eintrittskarten gegen EU-Recht verstößt. Der FDP-Abgeordnete Alexander Graf Lambsdorff sprach von einer Abzocke der Fans: "Es kann nicht sein, dass die Fans dem Veranstalter ein zinsloses Darlehen gewähren, ohne zu wissen, ob sie dafür einen Gegenwert erhalten."

Im WM-Organisationskomitee zeigt man hingegen wenig Verständnis. "Was hier geschieht, geht leider an einer sachorientierten, konstruktiven Kritik vorbei. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass mancher die prominente Plattform, die die WM 2006 bietet, in eigener Sache nutzen möchte", reagierte Schmidt auf die Vorwürfe. Man stehe in einem ständigen Austausch mit der EU-Kommission und werde auch in Zukunft den Kartenverkauf dort offen kommunizieren, sagte der Vizepräsident des Organisationskomitees.

Schmidt verteidigte die Praxis bei den Optionstickets. "In einigen Fällen wird eine Zuteilung nur wenige Tage vor dem Spiel erfolgen können. Wir müssen deshalb darauf bestehen, dass der tatsächliche Erwerbswille im Voraus durch Zahlung dokumentiert wird", erklärte er. Nur auf diese Weise könne eine rechtzeitige Auslieferung der Karten gewährleistet werden. Nach seiner Überzeugung gebe es kein besseres System.

Die Verbraucherschützer erwarten vom Organisationskomitee jetzt ein Gesamtkonzept, das die vielen offenen Fragen der Fans beantwortet.

Die dritte Verkaufsphase zur WM startet am 12. Dezember, nachdem am 9. Dezember in Leipzig die Auslosung zur WM-Endrunde im kommenden Sommer erfolgt ist.