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BUND warnt vor "Gentechnik-Durchmarschgesetz"

"Ernten unverkäuflich"

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat Agrarminister Horst Seehofer aufgefordert, die bestehenden Mindeststandards für den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen nicht aufzuweichen. Die Landwirtschaft in Deutschland brauche kein "Gentechnik-Durchmarschgesetz". Das belege die hohe Zahl der Zusammenschlüsse von mehr als 30.000 Landwirten in über 100 "gentechnikfreien Regionen" mit einer Gesamtfläche von mehr als einer Million Hektar.

Nach Angaben des Umweltverbandes verdoppelt sich die landwirtschaftliche Fläche, auf der Gen-Mais der Firma Monsanto ausgesät werde, von 2006 auf 2007 auf etwa 2000 Hektar. Dies bedeute "ein signifikant erhöhtes Risiko für gentechnikfrei wirtschaftende Landwirte". Im Falle einer "Kontamination" würden deren Ernten unverkäuflich.

Der Anteil gentechnisch veränderter Maisfelder betrage im Bundesdurchschnitt 0,2 Prozent. Vier Fünftel der Anbaufläche liegen nach Angaben des BUND in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Hinzu kämen "Freisetzungsversuche" mit gentechnisch veränderten Pflanzen, darunter Weizen, Gerste, Raps, Kartoffeln und Erbsen. Insbesondere der sich in den letzen Jahren in Ostdeutschland bereits auf ein Zehntel der landwirtschaftlichen Fläche ausgeweitete Ökolandbau gerate dadurch in Bedrängnis.

Für Axel Kruschat vom Brandenburger BUND-Landesverband stehen die Risiken gentechnischer Pflanzen in keinem Verhältnis zum Nutzen: "Besonders beim Mais wird deutlich, dass man mit intensiver Agrarwirtschaft zuerst die Maisschädlinge heranzüchtet und dann kommt die Gentechnikindustrie und sagt, wir haben hier mit schädlingsresistenten Sorten die Lösung für das Problem." Mit den bewährten Methoden der Feldbearbeitung und abwechslungsreichen Fruchtfolgen ließen sich die Schädlinge aber "effektiver und umweltfreundlicher bekämpfen", meint Kruschat.

Der Hauptgrund für die Erweiterung der Anbauflächen mit gentechnisch veränderten Mais in Ostdeutschland sei die verstärkte Erzeugung von Rohstoffen für Biogasanlagen. In einem novellierten Erneuerbare-Energien-Gesetz müsse die Förderung des Biomasseanbaus an ökologische Standards geknüpft werden, fordern die Umweltschützer. Es dürfe keine Förderung gentechnisch veränderter Pflanzen als nachwachsende Rohstoffe geben. Dem Klimaschutz sei mit der Förderung des Ökolandbaus wesentlich mehr gedient. Nicht zertifizierte und gentechnisch veränderte Biokraftstoffe dürften außerdem nicht importiert werden.

Der agrarpolitische Sprecher des BUND, Hubert Weiger, meint, dass die am 26. April von Umweltminister Sigmar Gabriel angekündigte "exzessive Ausweitung des Einsatzes von Biokraftstoff" in die falsche Richtung führt. "Ein überzogener Anbau von womöglich auch noch gentechnisch manipulierten Energiepflanzen für Sprit fressende Autos hilft weder der Umwelt noch dem Klima. Das führt nur zu einer weiteren Intensivierung der Landwirtschaft", kritisiert Weiger.