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V-Mann der Polizei unter Mordverdacht

Drei Georgier ermordet

Anfangs war es nur ein Vermisstenfall, doch inzwischen wächst sich das Ganze zu einer peinlichen Panne für die rheinland-pfälzische Polizei aus. Drei seit Ende Januar im Rhein-Neckar-Gebiet vermisste Georgier wurden am 27. Februar tot in einem Altrheinarm nördlich von Mannheim gefunden. Zwei von ihnen wurden erschossen, dem dritten wurde "die Luftzufuhr abgedrückt", wie der Frankenthaler Oberstaatsanwalt Lothar Liebig am 28. Februar mitteilte. Lange Zeit hatte die Staatsanwaltschaft in dem Fall gemauert, und auch jetzt, da die Ermittler unter dem Druck der Medien gewissermaßen die Flucht nach vorn antraten, bleiben verschiedene Details insbesondere zu einem der Verdächtigen im Unklaren. Der Grund: Bei dem Tatverdächtigen handelt es sich um einen V-Mann, der für die Polizei als Informant in der islamistischen Szene in Ludwigshafen tätig war. Der aus dem Irak stammende Mann habe sich 2001 erstmals der Polizei in Ludwigshafen "angedient", seit Anfang 2004 sei er dann vom Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz übernommen worden, sagte LKA-Präsident Hans-Heinrich Preußinger.

Als Entlohnung habe der Mann monatlich etwa 100 Euro erhalten sowie in einem Fall einmal 4500 Euro. Dass der V-Mann der Polizei nun unter Mordverdacht in Untersuchungshaft sitzt, sei aber kein Anzeichen dafür, dass hier etwas aus dem Ruder gelaufen sei, sagte Preußinger.

V-Leute stammten in der Regel aus dem Milieu, über das sie berichten sollen, und seien "nicht im klassischen Sinne redlich". Das gelte auch in diesem Fall, wobei es aber in der Vorgeschichte des Mannes keinerlei Anzeichen für eine derartige Gewalttat gegeben habe. Mit seiner Arbeit als V-Mann sei das LKA zufrieden gewesen.

Gelebt hat der V-Mann mit seiner Familie in Ludwigshafen Oberstaatsanwalt Liebig zufolge im Wesentlichen vom Gebrauchtwagenhandel. Auf diesem Weg sei auch der Kontakt mit den Ermordeten auf einem Parkplatz in Ludwigshafen zustande gekommen. Mit der V-Mann-Tätigkeit habe dies nichts zu tun gehabt. Von dort sei die Gruppe gemeinsam zu einem See nahe dem südhessischen Heppenheim gefahren, wo angeblich ein von dem V-Mann vermittelter Gebrauchtwagen stehen sollte.

Dies konnte die Polizei nachträglich rekonstruieren, weil der Wagen des V-Manns vom LKA zur Verfügung gestellt wurde und mit einem GPS-Sender ausgestattet war. An dem See, der Mitte Februar erfolglos durchsucht worden war, soll der Mord stattgefunden haben. Auf den Fundort der Leichen kamen die Ermittler dann ebenfalls durch GPS-Daten sowie durch die Aussagen der beiden Inhaftierten.

Unterwegs soll zudem der zweite Tatverdächtige zugestiegen sein, der sich seit einigen Tagen ebenfalls in Haft befindet. Er stammt den Angaben zufolge aus dem Umfeld des V-Manns und auch "aus dem islamistischen Umfeld".

Beide Männer machen unterschiedliche Angaben zum Tatablauf. Ein mögliches Motiv sei, dass die drei Ermordeten vor ihrer Ermordung "beachtliche Mengen an Bargeld" mit sich geführt hätten, um damit Gebrauchtwagen zu kaufen, sagte Liebig. Dieses Geld sei bei den Leichen nicht gefunden worden. Ein islamistischer Hintergrund könne zum gegenwärtigen Zeitpunkt ebenso wenig ausgeschlossen werden wie ein Raubmord. Zeitungsberichte, wonach einer der beiden Tatverdächtigen im Zusammenhang mit dem dritten Toten von einem islamistischen Ritualmord mit weiteren Tatbeteiligten gesprochen haben soll, wollte Liebig nicht kommentieren.

Bestätigen konnte er dagegen, dass der V-Mann nach dem Zeitpunkt der Tat in den Nahen Osten gereist war, von wo er am 10. Februar zurückgekehrt sei. Als Anlass für die Reise habe er private Gründe angeben. Bei der Rückkehr wurde der Mann am Frankfurter Flughafen von der Bundespolizei registriert, die die Ermittler in Kaiserslautern informierten.