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Neue Studie für den Strommarkt - Deregulierung bringt Senkung

Strompreis Nachrichten Retrospektive

Deregulierung auf dem Strommarkt ist ein deutlicher Faktor bei Preissenkungen. Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung des European Energy Markets Deregulation Observatory von Cap Gemini Ernst & Young (CGEY). Demnach sind im vorigen Jahr die Strompreise in den beiden am weitesten deregulierten europäischen Märkten Schweden und Großbritannien um 18 bzw. um zwölf Prozent gesunken. Demgegenüber stiegen die Preise in einem weiterhin stark regulierten Markt wie Irland um deutliche 18 Prozent.

In den kontinuierlich wiederholten Studien beobachtet die European Energy Markets Deregulation Observatory die mittel- bis langfristige Entwicklung der europäischen Strompreise ab 1996. Der Preiserhebung wurde der Bedarf eines Klein- bzw. Mittelunternehmes von rund zwei Mio. Kilowatt/Stunden zugrunde gelegt. Spätestens 2004 werden diese Unternehmen laut einer Entscheidung des EU-Gipfels von Barcelona über ihre Energielieferanten frei entscheiden können.

"Der Preisverfall kann nicht in allen Fällen auf die Deregulierungsbemühungen zurückgeführt werden", sagte Bernd Wöllner, Energieexperte bei CGEY. "Auch andere Faktoren wie Angebot und Nachfrage, Rohstoffpreise oder Transport- und Durchleitungskosten spielen eine Rolle." Die Studie zeige aber, so Wöllner, dass die Deregulierung Preissenkungen deutlich beeinflusse. Laut Studie seien die Preise in Deutschland im Vorjahr auch aufgrund von Überkapazitäten um rund 25 Prozent gesunken. Sie bleiben jedoch europaweit im Spitzenfeld. Auch in Frankreich sanken die Preise um über zehn Prozent, obwohl dort die Regulierung noch nicht weit fortgeschritten ist. "Dort werfen aber der Einfluss der Regierung und der Wille, den Markt zu entflechten, ihre Schatten voraus", so Wöllner.

Am 22-10-2002

Energiewirtschaftsgesetz

Die Liberalisierung des Strommarkts in Deutschland ist gescheitert - so das Fazit des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) bei der Bundestagsanhörung. Bei Strom habe sich kein echter Wettbewerb entwickeln können, bei Gas gebe es für Privathaushalte noch immer keinerlei Möglichkeit, den Versorger zu wechseln. Der vzbv forderte eine Entflechtung der Netzbetreiber und der Stromanbieter. Für das Scheitern der Liberalisierung machte er das Fehlen einer unabhängigen Regulierung verantwortlich.

Der deutsche Sonderweg, dass die Wirtschaftsverbände die Wettbewerbsregeln unter sich aushandeln, wäre ein Weg in die Sackgasse, kritisierte vzbv-Vorstand Prof. Dr. Edda Müller. Die künstlich überhöhten Strom- und Gaspreise schadeten den Verbrauchern und wirkten als enorme Konjunkturbremse. Der vzbv kritisiert die missbräuchlich überzogenen Nutzungsentgelte, die die Stromnetzbetreiber als Monopolisten ihren Konkurrenten in Rechnung stellten. „Dadurch ist es für neue Wettbewerber kaum möglich, Strom zu konkurrenzfähigen Preisen anzubieten. Die von den Netzbetreibern erhobenen Nutzungsentgelte machen bis zu 70 Prozent des Strompreises für private Haushalte aus. Gleichzeitig verwenden die Versorgungsunternehmen die Einnahmen aus den überhöhten Netznutzungsentgelten zur Quersubventionierung ihres eigenen Stroms und verfälschen damit den Wettbewerb.“

Von dieser Quersubventionierung profitiere die Industrie - zu Lasten der Verbraucher: So hätten seit 1998 bei der Industrie 32 Prozent der Stromkunden den Anbieter gewechselt, bei den Privatkunden waren es nur vier Prozent. 68 Prozent der Industriekunden blieben bei ihrem Lieferanten, handelten aber günstigere Verträge aus.

Besonders kritisch sei nach Auffassung des vzbv auch die Situation auf dem Gasmarkt. Obwohl über 43 Prozent der privaten Haushalte für Wärme auf Erdgas angewiesen sind, gebe es hier noch immer keinerlei Wettbewerb für Privatkunden. Mit der Fusion von Eon und Ruhrgas würden die Chancen auf einen echten Wettbewerb weiter sinken.

Der vzbv forderte die Entflechtung der Energieanbieter von den Netzbetreibern. „Unser Ziel ist die volle Unabhängigkeit der Netzbetreiber von den Stromanbietern“, erklärte vzbv-Vorstand Edda Müller. „Es ist blauäugig zu glauben, dass die Netzbetreiber anderen Stromanbietern jemals faire Konditionen für die Stromdurchleitung einräumen, solange sie über diese Netze den eigenen Strom verkaufen wollen.“ Falls die volle Unabhängigkeit der Netzbetreiber nicht zu erreichen ist, sei eine strenge Regulierung durch eine unabhängige Regulierungsbehörde dringend notwendig. Als Modell hierfür diene die Regulierungsbehörde für Telekommunikation.

Die neue Regulierungsbehörde solle den Preis und die Konditionen für den Netzzugang überprüfen, bevor der Netzbetreiber auf dem Markt tätig wird. Der vzbv forderte Bundeswirtschaftsminister Clement auf, das geplante Energiewirtschaftsgesetz zurückzuziehen. Mit dem Gesetz soll das bisherige Modell eines von der Wirtschaft in den sogenannten Verbändevereinbarungen ausgehandelten Netzzugangs auf eine rechtliche Grundlage gestellt werden. Mit dem Energiewirtschaftsgesetz würde der bisherige Zustand eines Nicht-Wettbewerbs zementiert, so Edda Müller.

Am 21-02-2003

Zu wenig Alternativen

Der Verbraucherzentrale Bundesverband hat die geplanten Strompreiserhöhungen für private Verbraucher als grotesk zurückgewiesen. "Ein halbes Jahr vor der Einrichtung der Regulierungsbehörde wollen die Stromkonzerne offenbar noch einmal kräftig zulangen", sagte vzbv-Vorstand Edda Müller. Trotz hoher Gewinne, beispielsweise von E.ON und RWE, nutzten die Versorgungsunternehmen den fehlenden Wettbewerb erneut aus, um die privaten Haushaltskunden zur Kasse zu bitten. Der Verband forderte, die künftige Regulierungsbehörde müsse die Nutzungsentgelte für die Netzmonopole festlegen können. Nur so könne sich ein echter Wettbewerb entwickeln. Nach Ankündigung verschiedener Stromversorger sollen die Strompreise für die privaten Haushaltskunden im nächsten Jahr um etwa 7 Prozent steigen.

Bereits heute zahlten die Haushaltskunden in Deutschland im EU-Vergleich Spitzenpreise für Strom. Die angekündigten Preiserhöhungen seien vor dem Hintergrund eines bislang fehlenden Wettbewerbs bei Haushaltskunden und der unregulierten Netzmonopole zu sehen.

"Es müssen endlich die Lehren aus der gescheiterten Liberalisierung des Strommarktes in Deutschland gezogen und eine starke Regulierungsbehörde mit umfassenden Kompetenzen etabliert werden", so Müller. Es dürfe nicht den Netzbetreibern überlassen bleiben, durch überhöhte Netznutzungsentgelte ihre Konkurrenten vom Markt zu drängen.

Der Verband wies die Behauptung zurück, die Strompreise seien vor allem durch Steuererhöhungen und die Förderung der erneuerbaren Energien angestiegen. "Mit dieser Argumentation lenken die Stromkonzerne davon ab, dass sie weiterhin Monopolpreise kassieren", so Müller. Auch die Begründung, die Netzkosten seien wegen des erhöhten Bedarfs an Ausgleichsstrom (Regelenergie) für Windkraftanlagen gestiegen, sei fadenscheinig. Die heutigen Prognosemöglichkeiten gestatteten es, den Regelenergiebedarf für die Windstromerzeugung gering zu halten. Die größte Menge Regelenergie werde bezeichnenderweise im Netz von RWE eingesetzt. Dort stünden aber im Verhältnis die wenigsten Windkrafträder. Bei den Verbrauchsschwankungen wiesen die private Haushaltskunden ein gleichmäßiges und gut durchmischtes Lastprofil auf, der in keinem wesentlichen Umfang einen Bedarf an Regelenergie verursache. Deshalb müssten die privaten Haushaltskunden künftig bei den Kosten der Regelenergie entlastet werden.

Am 03-12-2003

Regulierungsbehörde gefordert

Die Stromkonzerne bereichern sich auf Kosten der deutschen Verbraucher. Dies meinen zumindest vier Verbraucher- und Energieverbände. Die Chefin des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv) Edda Müller kritisierte, für die bundesweit angekündigten Preiserhöhungen für Strom sei den Stromkonzernen "keine Begründung zu absurd." Weder der Ausbau der erneuerbaren Energien noch steigender Regelenergiebedarf oder Kraftwerksinvestitionen könnten für Preissteigerungen verantwortlich gemacht werden.

"Die Kosten für Strom aus erneuerbaren Energien sind in diesem Jahr gesunken", erklärte Johannes Lackmann, Präsident des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE) auf der gemeinsamen Pressekonferenz von vzbv, BEE, Bund der Energieverbraucher und Bundesverband Neuer Energieanbieter (BNE). "Die Stromwirtschaft berechnet ihren Kunden 2003 im Schnitt 0,42 Cent pro kWh für den Stromanteil aus erneuerbaren Energien", berichtet Lackmann. "Kurz vor Jahresabschluss zeigt sich, dass dieser Wert um 25 Prozent überhöht ist." Dass e.on, RWE und andere jetzt behaupten, sie müssten statt dessen wegen einer steigenden Umlage für das Erneuerbare Energien-Gesetz die Strompreise erhöhen, sei völlig abwegig.

Dass ein erhöhter Regelenergiebedarf bestehe und deswegen die Kosten steigen sei ebenfalls schlichtweg falsch. "Für steigende Regelenergiekosten ist nicht die Windenergie verantwortlich sondern die Selbstbedienungsmentalität der Energiekonzerne", meint Lackmann. "Wie sonst ist zu erklären, dass trotz Zubau von Windrädern die Regelenergiemenge in Deutschland nicht gestiegen ist, die Konzerne dafür aber inzwischen die doppelten Preise verlangen?"

Mit einer Erhöhung der Netzentgelte erreichen die großen Energieversorger jetzt vor allem zwei Ziele, so Henning Borchers, Geschäftsführer des Bundes Neuer Energieanbieter: "Zum einen werden bei den Netznutzungsentgelten weitere Gewinne gemacht. Zum anderen wird dringend notwendiger Wettbewerb verhindert." Quersubventionierung und überhöhte Netzentgelte hinderten unabhängige Stromanbieter daran, in die alten Monopolstrukturen vorzudringen.

Aribert Peters, Vorsitzender der Bundes der Energieverbraucher, sagte, die Strompreise müssten eigentlich sinken. "Dass die Strompreise nun steigen sollen, schlägt dem Fass den Boden aus." Die Gewinne von e.on seien im laufenden Jahr um 33 Prozent gestiegen, die von RWE um 25 Prozent. Unabhängige Fachleute verweisen allerdings darauf, dass in den nächsten Jahren ein Großteil der deutschen Kraftwerke aus Altersgründen abgeschaltet werden müssen. Damit wären zwangsläufig höhere Strompreise verbunden, da in die künftigen Preise die Abschreibungen für diese Investitionen eingerechnet werden müssen, während heute viele Kraftwerke bereits abgeschrieben sind und daher konkurrenzlos günstig produzieren können.

Die vier Verbände fordern von der Bundesregierung angesichts der flächendeckenden Preiserhöhungen die schnelle Einrichtung einer Wettbewerbsbehörde, "die gegen die Machenschaften der Stromkonzerne vorgeht". Bereits heute müssten vom Bundeskartellamt und der Strompreisaufsicht der Länder die angekündigten Preissteigerungen unterbunden werden.

Am 09-12-2003

Energiepreise

Der Bund der Energieverbraucher forderte in einem Schreiben Wirtschaftsminister Döring dazu auf, die Preisaufsicht rückwirkend zum 31.12.2003 wieder aufzunehmen. Die Befreiung von der Strompreisaufsicht habe zu höheren Strompreisen für die Verbraucher des Landes geführt hat. Der Vorsitzende des Bundes der Energieverbraucher: "Während z.B. in Hessen und Bayern die von den Stromversorgern zum 1.1.2004 beantragten Strompreiseerhöhungen von den dortigen Preisaufsichtsbehörden nicht in vollem Umfang genehmigt wurden, sind die Kunden in Baden-Württemberg im vollen Umfang Opfer der unbegründeten Strompreiserhöhungen geworden.

Das habe zur Folge, dass über Monate und Jahre hinaus die Verbraucher in Baden-Württemberg gegenüber den Verbrauchern in anderen Bundesländern durch überhöhte Strompreise benachteiligt sind und bleiben. Den Bürgern des Landes und seinen Wirtschaftsunternehmen gehe dadurch Kaufkraft verloren. Daher müsse die Strompreisaufsicht schnellstens wieder eingeführt werden.

Für einen Durchschnittshaushalt kostet der Strom im Durchschnitt (Abnahmemenge 3.500 kWh/a, Stand 14.1.2004) in München 647 Euro, in Hannover 601 Euro, in Frankfurt 661 Euro, in Hamburg 660 Euro, in Köln 637 Euro, in Düsseldorf 625 Euro, ein Leipzig 677 Euro, in Berlin 656 Euro, in Stuttgart jedoch 697 Euro.

Am 26-01-2004

Monopol

Mit 12,6 Cent je Kilowattstunde liegt der gegenwärtige durchschnittliche Strompreis vor Steuern und Abgaben in Deutschland um circa 50 Prozent höher als im "Mutterland des Kapitalismus", Großbritannien. Das meldet am Freitag die Verbraucherzentrale Brandenburg anlässlich vieler kürzlich beobachteter Strompreiserhöhungen. Die Ursachen seien die Monopolstellung der großen Energieversorger in Deutschland, sowie die vielen Hürden für Verbraucher die ihren Anbieter wechseln wollten. Im Vergleich zu Großbritannien wo 40 Prozent der Verbraucher ihren Stromanbieter gewechselt hätten, seien es in Deutschland nur 4 Prozent. Die Verbraucherzentrale schätzt, dass durch eine Anpassung des deutschen Strompreises auf britisches Niveau jährlich sechs Milliarden Euro gespart werden könnten. Wichtig sei hierfür mehr Wettbewerb, als auch eine starke Regulierungsbehörde. Für die Energieversorger scheine die Erhöhung ihrer Gewinne jedoch interessanter als ein Wettbewerb um das beste Angebot für die Verbraucher, meint die Verbraucherzentrale.

Viele Unternehmen gäben für ihre derzeitigen Strompreiserhöhungen an, sie hätten höhere Bezugskosten, oder es gäbe zunehmend steigende Investitionen. Auch zusätzliche Ausgaben aufgrund des Erneuerbare-Energien-Gesetzes seien oft als Ursache genannt worden.

"Tatsächlich rechtfertigen diese Begründungen für Strompreiserhöhungen höchstens einen zweiprozentigen Anstieg", erläutert Hartmut G. Müller von der Verbraucherzentrale Brandenburg und fordert die Betroffenen auf, sich gegen willkürliche Preistreiberei zu wehren. Da die Energieversorger ihre Preise als Monopole einseitig festsetzen könnten, müssten diese nach "billigem Ermessen" gestaltet werden. Der Versorger dürfe zwar erhöhte Kosten an seine Kunden weitergeben, nicht aber seine Gewinne willkürlich heraufsetzen.

"Bestreitet der Verbraucher die Billigkeit eines Teils der Preiserhöhung, dann ist dieser Teil der Forderung des Energieversorgers nicht fällig und muss nach § 315 des Bürgerlichen Gesetzbuchs erst von ihm bewiesen werden", klärt Müller über die Rechtslage auf. So lange könne der Kunde die Zahlung des erhöhten Preises verweigern.

Da die privaten Haushalte auf die Versorgung mit Strom angewiesen seiend habe der Gesetzgeber ihre Tarife der Billigkeitskontrolle gemäß § 315 BGB unterworfen, wenn sie nicht individuell vereinbart wurden. Das gleiche gelte für ander Leistungen der Daseinsvorsorge, zum Beipiel Gas oder Fernwärme.

Ob und in welchem Umfang eine Strompreiserhöhung tatsächlich gerechtfertigt sei, könne man nur mit einer Prüfung der Betriebskostenkalkulation des einzelnen Unternehmens feststellen. Diese legten die Versorger jedoch nicht freiwillig offen.

Am 14-01-2005

Streit im Industrieverband

Die anhaltende Diskussion über die hohen Strompreise in Deutschland haben nun auch innerhalb des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) zu einem heftigen Streit geführt. Der Vorsitzende des Energieausschusses, Werner Marnette, ist - laut Wirtschaftspresse auf Betreiben der großen Stromkonzerne - von seinem Amt zurückgetreten, weil er die Interessen der Energiekonzerne in dieser Frage nicht vertreten habe. Angesichts dieses Rücktritts fordert der Bundesverband der Verbraucherzentralen "eine Begrenzung der Marktmacht der deutschen Strommonopolisten."

"Die vor allem von den vier Vorstandsvorsitzenden der Energieversorgungsunternehmen geäußerte Erwartung, als Vorsitzender des BDI- Energieausschusses müsste ich mir eine größere Zurückhaltung in der Sache auferlegen, deckt sich weder mit meiner Überzeugung noch mit meinen Absichten", schrieb Marnette in einem persönlichen Brief an den BDI-Präsidenten Thurmann, den das "Financial Life Magazine" zitiert. Er verwies in seinem Brief weiterhin darauf, dass sich die anhaltend hohen Strom- und Gaspreise immer mehr zu einer unerträglichen Belastung besonders der energieintensiven Unternehmen entwickelt hätten.

Den Rücktritt Marnetted bezeichnet der Fachbereichsleiter beim Bundesverband der Verbraucherzentralen, Dr. Holger Krawinkel als besorgniserregendes Signal. "Offenbar geben jetzt auch beim BDI die Stromkonzerne den Ton an." Egal wie die künftige Regierung aussehe: Die Marktmacht der Stromkonzerne müsse - so Krawinkel weiter - ebenso ein Ende haben wie die enge Verzahnung zwischen Politik und Energiewirtschaft.

Am 23-08-2005

"Marktbeherrschende Stellung"

Die Stromkonzerne RWE und Eon wollen Anfang 2006 die Strompreise erhöhen. Beide Konzerne haben für ihre zusammen mehr als 15 Millionen Kunden bei den Wirtschaftsministerien der Bundesländer eine Preisanhebung beantragt. Unter Berufung auf Branchenkreise schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung von Preissteigerungen von bis zu 6 Prozent. Eine Sprecherin habe die Preisanhebung insbesondere mit gestiegenen Brennstoffkosten und auch mit einer höheren Umlage für die Einspeisung von Ökostrom begründet. Bundesumweltminister Jürgen Trittin bezeichnete dies in Bild am Sonntag als faenscheinige Argumentation. Der Hinweis auf gestiegene Brennstoffkosten verfange nicht, weil RWE im wesentlichen Kohle verfeuere und Strom aus Atomkraftwerken einspeise. Auch das Bundeskartellamt verfolgt offenbar auf Druck der strombeziehenden Industrie die Preispolitik von RWE und Eon mit Mißtrauen. Die Verbraucher Initiative fordert ein Ende der Selbstbedienung auf dem Energiemarkt.

"Es ist nicht nachzuvollziehen warum nach den Gas- nun auch die Strompreise in Deutschland steigen sollen", meint Ralf Schmidt-Pleschka von der Verbraucher Initiative. Die von den RWE geäußerten Gründe seien nicht stichhaltig. So mache die Förderung erneuerbarer Energien nicht einmal 0,5 Cent pro Kilowattstunde aus. Auch die Beschaffungskosten für Erdgas und Öl könnten angesichts eines Anteils dieser Brennstoffe an der Stromerzeugung von weit unter 10 Prozent nicht der Kostentreiber sein.

Die Verbraucherschützer fordern die Stromversorger auf, den Kunden ihre Preiskalkulation offen zu legen, anstatt sie mit "stereotypen Pseudoargumenten" abzuspeisen. Die Stromkunden hätten ein Recht auf Klarheit. Der Verband fordert die Landesregierungen auf, die Preiserhöhungen zu untersagen und so der Selbstbedienung ein Ende zu bereiten.

Bereits heute habe Deutschland mit die höchsten Stromkosten in der Europäischen Union. Ein Grund dafür ist nach Ansicht der Verbraucher Initiative die marktbeherrschende Stellung der großen vier Stromversorger E.ON, RWE, EnBW und Vattenfall. "Solange in Deutschland die größten Stromlieferanten gleichzeitig auch die Netze betreiben, wird es keinen Wettbewerb und folglich auch keine fairen Preise geben", so Schmidt-Pleschka.

Am 04-10-2005

Stromsteuer

Nach Darstellung des Verbandes der Elektrizitätswirtschaft (VDEW) ist der der Staatsanteil am Strompreis in den vergangenen Jahren kräftig gestiegen. Im Jahr 2005 würden alle Stromkunden in Deutschland mit ihren Stromrechnungen rund 12 Milliarden Euro Steuern und Abgaben bezahlen. Das sei mehr als fünfmal so viel wie 1998. Die Mehrwertsteuer, die für Haushalte nochmals 16 Prozent ausmache, sei dabei nicht berücksichtigt. Der größte Posten bei den staatlich verursachten Belastungen sei die Stromsteuer. Diese sei von Null im Jahr 1998 auf geschätzte rund 6,6 Milliarden Euro im Jahr 2005 gestiegen. Reinhard Loske (Grüne) entgegnete, dass die Stromsteuer seit 2003 nicht mehr erhöht worden sei.

Weitere 2,7 Milliarden Euro entfallen nach Angaben des Stromwirtschaftsverbandes auf die Förderung von Ökostrom nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz. Die Förderung der Kraft-Wärme-Kopplung, der effizienten Strom- und Wärmegewinnung vor allem aus fossilen Energieträgern, schlage mit 0,79 Milliarden zu Buche.

Weitere zwei Milliarden Euro machten Konzessionsabgaben aus. Sie würden Kommunen dafür gezahlt, dass Straßen und Wege für den Betrieb der Stromnetze genutzt werden dürfen.

Bei einem Drei-Personen-Musterhaushalt entfallen nach Darstellung des Verbandes der Elektrizitätswirtschaft im Jahr 2005 rund 40 Prozent der Stromrechnung auf Steuern und Abgaben. 1998 habe der Staatsanteil erst knapp ein Viertel des Rechnungsbetrages ausgemacht.

Grüne: Seit 2003 nur noch geringe Erhöhungen

Reinhard Loske von der Grünen Bundestagsfraktion sagte, dass die Stromsteuer seit 2003 nicht mehr erhöht worden sei. Die Ausgaben für Erneuerbare Energien seien nur minimal gestiegen.

Den großen Stromerzeugern, die im Verband der Elektrizitätswirtschaft (VDEW) zusammengeschlossen seien, sei das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ein Dorn im Auge. Im internationalen Vergleich bekomme es Bestnoten für die hohe Effektivität bei möglichst geringen Kosten.

"Ginge es nach dem VDEW, sollen nur noch die derzeit billigsten regenerativen Energien wie Offshore-Windenergie gefördert werden", kritisiert Loske. "Das heißt langfristige Technologieentwicklung wie bei der Solarenergie, der Erdwärme oder bei kleinen Biogasanlagen, sollen künftig keine Chance mehr haben." Das sei kurzsichtig und angesichts des fortschreitenden Klimawandels ein völlig verfehltes Signal.

Eine Abschaffung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes gefährdet nach Auffassung Loskes Arbeitsplätze, "stellt den technischen Vorsprung deutscher Unternehmen in Frage und wäre das Ende einer ökonomischen und ökologischen Erfolgsstory". Auf diese "billige Strategie" des Stromverbandes solle eine neue Bundesregierung nicht reinfallen, meint der Oppositionspolitiker.

Am 11-10-2005

Auf Kühlturm

Acht Greenpeace-Aktivisten protestieren seit Montag früh auf dem Kühlturm eines RWE-Braunkohlekraftwerks bei Köln "gegen die Klimazerstörung" des Energieriesen RWE. In einem Appell an die Konzernleitung appeliert Greenpeace an die Verantwortung des Konzerns für die Menschen. "Für RWE sind immer die anderen Schuld", monierte Greenpeace-Aktivist Heinz Smital vom Kühlturm an RWE-Vorstandschef Harry Roels. "Erhöht der Konzern die Strompreise, zwingen ihn angeblich teure Umweltabgaben dazu. Brechen Strommasten, liegt es natürlich nur am Schnee, und nicht an fehlender Wartung. Und sterben Menschen an der Klimakatastrophe, sind die Autofahrer schuld, nur nicht die Braunkohlekraftwerke von RWE."

Die Umweltorganisation verweist auf Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO), wonach die Klimaerwärmung massive Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen in Europa habe. Allein 35.000 Menschen seien wegen der Hitzewelle im Sommer 2003 gestorben, habe die WHO am Montag auf der UN-Klimakonferenz in Montréal berichtet.

Von den 15 größeren Fluten des Jahres 2002 seien in Europa rund eine Million Menschen betroffen gewesen, 250 seien gestorben. Der Klimawandel sei keine abstrakte Gefahr mehr, sondern habe bereits begonnen. Laut WHO fordere er heute schon geschätzte 150.000 Todesopfer pro Jahr.

"RWE bläst weltweit jedes Jahr 150 Millionen Tonnen Kohlendioxid in die Luft", kritisiert Greenpeace. Das seien 0,5 Prozent des weltweiten Kohlendioxid-Austoßes. "RWE ist damit rechnerisch für 750 Klimatote jedes Jahr verantwortlich."

Braunkohle sei die uneffektivste und am meisten klimazerstörende Art der Energieerzeugung. Bei keinem anderen Energieträger werde pro erzeugter Kilowattstunde Strom mehr Kohlendioxid frei. Dabei werde nicht einmal die Hälfte der Energie genutzt, der Großteil entweiche über die Kühltürme. RWE wolle in den nächsten Jahren zehn neue Braunkohlekraftwerke mit einer Investitionssumme von 12 Milliarden Euro bauen. Den Anfang mache der Neubau des Kraftwerkes Neurath II.

In der Nacht zum Montag hatten 30 Aktivisten einen der Kühltürme des Braunkohlekraftwerks Neurath bei Köln erklettert und ein Transparent mit "CO2 kills! Stop Klimakiller RWE!" aufgehängt. Eine Frau und sieben Männer aus Deutschland, Österreich, Ungarn, Polen, Finnland und der Slowakei haben die Nacht zum Dienstag offenbar unter widrigsten Bedingungen auf dem Kühlturm ausgeharrt. Eisige Winde und die Rauchgase haben den Demonstranten offenbar hart zugesetzt.

Am 06-12-2005

27.929 Euro netto

Nach Darstellung des Verbandes der Elektrizitätswirtschaft (VDEW) liegt der Stromkostenanteil bezogen auf das durchschnittliche Nettoeinkommen in Deutschland bei 2,2 Prozent. "Dies ist so günstig wie in fast keinem anderen europäischen Land", sagte Eberhard Meller vom VDEW. Lediglich in Luxemburg und Großbritannien sei der Anteil geringer als hierzulande. Der Verband der Stromwirtschaft legte seiner Abschätzung ein durchschnittliches Jahresnettoeinkommen in Höhe von 27.929 Euro und eine Jahresstromrechnung von 609,96 Euro zugrunde. Bei angenommenen 13 gleichen Netto-Monatsgehältern legt der Verband ein Nettoverdienst von 2148 Euro zugrunde.

Im direkten Vergleich dazu ist die Belastung der Haushalte durch die Strompreise laut VDEW nur in Luxemburg (1,8 Prozent) und in Großbritannien (1,4 Prozent) geringer. In allen anderen Ländern müssten die Verbraucher mehr von ihrem verfügbaren Einkommen für Strom ausgeben.

In Italien betrage der Anteil am Jahresverdienst durchschnittlich 2,6 Prozent, in den Niederlanden 2,7 Prozent und in Frankreich 3,0 Prozent. Noch tiefer müssen Familien in Polen (4,7 Prozent), Portugal (4,9 Prozent) und der Slowakei (8,1 Prozent) in die Tasche greifen.

Am 20-03-2006

"Kohletechnologie bevorzugt"

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) befürchtet durch die vom Bundeskabinett beschlossenen Pläne zum Emissionshandel Strompreiserhöhungen. "Nach unseren Berechnungen sind aufgrund des Emissionshandels Strompreissteigerungen von bis zu zehn Prozent wahrscheinlich", sagte DIW-Energieexpertin Claudia Kemfert den "Ruhr Nachrichten". Die Pläne bevorzugten die Kohletechnologie und schafften Anreize, neue Kraftwerksanlagen zu bauen. "Dadurch entstehen Kosten, die von den Konzernen auf die Verbraucher abgewälzt werden", betonte Kemfert.

Kemfert nannte es einen "kapitalen Fehler", dass die Bundesregierung den Einstieg in die Versteigerung der Verschmutzungszertifikate versäumt habe. Bei einer Versteigerung "nur eines Teils der Zertifikate könnten Einnahmen von bis zu zwei Milliarden Euro erzielt werden", mit denen Verbraucher und Unternehmen in energieintensiven Branchen entlastet werden könnten. Von einer "Erfolgsgeschichte" könne also keine Rede sein.

Am 29-06-2006