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Regierung Sloweniens ließ Bären abschießen und kassiert für ihren Schutz

Europäische Braunbären

Pro Wildlife ermittelte, dass in Slowenien in diesem Jahr mindestens 111 Braunbären - ein Viertel des geschätzten Bestandes - getötet wurden. Die slowenische Regierung hatte Ende des Jahres überraschend die Jagdquote auf 104 Tiere verdoppelt und nun sogar zugelassen, dass diese überschritten wurde. Trotzdem sei noch kein Ende der staatlich verordneten Dezimierung absehbar. Experten schätzen den Gesamtbestand an Braunbären in Slowenien auf maximal 400 Tiere. Die EU finanziert seit diesem Herbst den Schutz des Braunbären in Slowenien mit fast einer halben Million Euro.

Pro Wildlife befürchtet fatale Konsequenzen für eine der wichtigsten Populationen des Europäischen Braunbären: "Sloweniens Bärenbestand war in den 50er Jahren durch intensive Jagd auf 25 Tiere kollabiert und konnte seitdem nur durch strenge Schutzmaßnahmen wieder anwachsen. Der derzeitige Vernichtungsfeldzug ist unverantwortlich", kritisiert Biologin Daniela Freyer. Slowenien soll im Mai 2004 EU Mitglied werden. Pro Wildlife appelliert deshalb an den für die EU-Erweiterung zuständigen deutschen Kommissar Günther Verheugen (SPD) und die Bundesregierung, den Beitrittskandidaten zur Änderung seiner Position zu bewegen.

Die slowenische Regierung begründe den Abschuss mit einer angeblichen Zunahme der von Bären verursachten Schäden. Die Kosten, die Slowenien für Entschädigungszahlungen an Landwirte leisten müsse, seien zu hoch. Um die kürzliche Verdopplung der Abschussquote zu rechtfertigen, beruft sich die Regierung auf immer höhere Bestandsschätzungen. Nach Angaben von Experten im In- und Ausland sind die Regierungszahlen völlig aus der Luft gegriffen. Sie befürchten, dass mit dem Abschuss von bisher 111 Tieren bereits ein Drittel der erwachsenen Tiere ausgelöscht wurde. "Der Braunbär gehört zu den Tierarten mit der geringsten Fortpflanzungsrate in Europa", betont die Pro Wildlife Sprecherin. "Die Dezimierung der bedrohten Bären ist nicht nachvollziehbar und unverantwortlich".

Neben Kroatien hat Slowenien bislang die stabilste Bärenpopulation. In beide Länder sind Bären auch während des Krieges in Ex-Jugoslawien geflüchtet. Die aktuelle Erhöhung der Jagdquote gefährde somit nicht nur den nationalen Bestand, sondern stelle eine erhebliche Bedrohung für das Überleben der Braunbären in weiten Bereichen Europas dar.

"Sloweniens Bärenbestände sind für Gesamteuropa von essentieller Bedeutung", betont Pro Wildlife Expertin Freyer: "So stammten z.B. die Bären für die Wiederansiedlungsprojekte in Österreich und Italien aus Slowenien." Vor diesem Hintergrund finanziert die EU auch den Schutz der slowenischen Bären. Das EU-Förderprogramm trat erst im September 2002 in Kraft.