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Experten sehen ostdeutsche Kultureinrichtungen existenziell bedroht

Konferenz Nationaler Kultureinrichtungen

Vor einer existenziellen Bedrohung kultureller Einrichtungen von nationalem Rang in den neuen Bundesländern warnt die Konferenz Nationaler Kultureinrichtungen (KNK). Zu diesem Gremium hatten sich am 1. März in Halle über 20 Museen und kulturelle Einrichtungen in Ostdeutschland zusammengeschlossen, die im so genannten Blaubuch als "national bedeutsam" beschrieben sind.

Der "Sanierungsrückstau" bei diesen Einrichtungen nehme besorgniserregende Ausmaße an, sagte Martin Roth, Präsident des Deutschen Museumsbundes und einer der KNK-Sprecher, am Donnerstag in Berlin. Deshalb fordere die Konferenz, die Förderung dieser nationalen Kultureinrichtungen als gesamtstaatliche Aufgabe anzuerkennen. Bei der Tagung der Ministerpräsidenten der Länder am Freitag in Berlin wird die Kulturförderung des Bundes eines der Themen sein.

Das "Blaubuch" war im Auftrag von Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin (SPD) erarbeitet und im vergangenen Herbst veröffentlicht worden. In dem am Donnerstag in Berlin vorgestellten Appell der KNK "an alle politisch Verantwortlichen" wird der Bund aufgefordert, "das kulturelle Erbe von nationaler Bedeutung in den neuen Ländern auch künftig besonders zu fördern". Die Mittel dafür müssten "spürbar angehoben werden", betonten die Sprecher der Konferenz, Roth (Staatliche Kunstsammlungen Dresden) und Hellmut Seemann (Stiftung Weimarer Klassik). Der Appell ist an Nida-Rümelin, die Kulturminister der Länder, den Bundestagskulturausschuss und die Kulturausschüsse der Landtage in den ostdeutschen Bundesländern gerichtet.

Seemann sagte, es gehe nicht darum, "jemandem etwas wegzunehmen". Die deutsche Teilung im Bereich der Kultur sei aber noch keineswegs überwunden. "Wir haben eine echte spezifisch ostdeutsche Notlage von Kultureinrichtungen", fügte er hinzu. Allein in Weimar gebe es einen anerkannten Investitionsbedarf von 100 Millionen Euro für die Erhaltung der Schlösser und Gärten, es stünden aber nur fünf Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung.

Auch Roth betonte, es gehe nicht um Luxus, sondern "um normale Arbeitsbedingungen". Um in Dresden "nur in die Nähe vergleichbarer westlicher Häuser zu kommen", gebe es einen "Mindestbedarf" von 30 Millionen Euro, sagte Roth. Er führte das deutliche Absinken der Besucherzahlen in Kulturinstitutionen der neuen Länder unter anderem darauf zurück, dass Mittel für Ausstellungen fehlen. In die Dresdner Kultureinrichtungen kommen laut Roth "ohne jede Werbung" jährlich rund 1,5 Millionen Besucher. "Aber wenn diese Häuser richtig bespielt werden könnten, hätte dies auch große Auswirkungen für die Entwicklung der Infrastruktur", sagte er.

Unabhängig von der Grundsatzdiskussion um föderale und Bundeskulturförderung solle ein mittel- bis langfristiges Förderprogramm für diese Institutionen aufgelegt werden, heißt es weiter in dem Appell. Zudem müsse der Erhalt der Kultureinrichtungen in den neuen Ländern "als europäische Aufgabe erkannt und gefördert werden".