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Gen-Mais mit 20 Meter Abstand kein Problem mehr?

Gentechnik

Ob Gen-Mais neben herkömmlichen Maissorten angebaut werden kann, ohne den herkömmlichen Mais gentechnisch zu verunreinigen, bejaht das Land Sachen-Anhalt. Seit Mai 2004 wurden auf insgesamt 28 geheim gehaltenen Feldern in sieben Bundesländern Genmais angebaut. Die wissenschaftliche Auswertung ergab, dass der Schwellenwert bei Mais von 0,9 Prozent bei bisher sechs untersuchten Feldern nicht überschritten wurde, wenn eine Pufferzone von 20 Metern um den Gen-Mais eingehalten würde. Während Hermann Onko Aikens, Staatssekretär des Umweltministeriums Sachsen-Anhalts mit den Worten "Wir brauchen Mut zur Veränderung." für die Gentechnik warb, kritisiert der Umweltverband greenpeace die Blauäugigkeit des Anbaus. "Es ist längst bekannt, das in den USA und in Kanada die Trennung von genmanipulierten und gentechnikfreien Pflanzen auf dem Acker, bei der Ernte und bei der Verarbeitung nicht funktioniert, " so Christoph Then von dem Verein.

Die Tests verliefen so, dass man auf einer Fläche von fünf bis 20 Hektar gentechnisch veränderten Mais in einen 60 Meter breiter Gürtel aus konventionellem Mais pflanzte. Da die Standortbedingungen in den sieben Bundesländern verschieden sind, hofft man auf ein möglichst repräsentatives Ergebnis. Klima, Blühtezeit des Gen- und des herkömmlichen Mais, und Windstärke werden in die Beobachtungen mit einbezogen. Am Ende werden Stichproben der geernteten Maispflanzen entnommen, und auf ihre gentechnische Veränderung hin untersucht. Liegt der Schwellenwert unter dem festgeschriebenen 0,9 Prozent, ist der Gen-Anbau möglich. Um die zugelassenen Grenzwerte zu garantieren, müsse ein 20 Meter breite Randstreifen eingehalten werden.

"Die Auswirkungen des Gentech-Mais auf die biologische Vielfalt und Insekten wurden komplett ausgeklammert", kritisiert Olaf Tschimpke vom Umweltverband NABU. Weil die Flächen geheim gehalten wurden, hätten die Auswirkungen auf die Umwelt auch nicht überprüft werden können," so NABU.

Beteiligt sind sieben Bundesländern: Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Bayern, Sachsen, Brandenburg, Baden-Württemberg und Thüringen. Die beiden Bundesländer Bayern und Sachsen-Anhalt stellten neben privaten auch staatlich Flächen für den Anbau von gentechnisch veränderten Körnermais und die Futterpflanze Silomais zur Verfügung. Das Saatgut wurde von Großkonzernen wie Saatguthersteller Monsanto und Pioneer Hi-Bred Northern Europe gestellt, die ebenfalls Mitglieder bei InnoPlanta sind - der Koordinator des Erprobungsanbaus.

Der Gentechnisch veränderte Mais ist gegen den Schädlinge Maiszünsler resistent. Durch diese Resistenz soll der Gen-Mais den Ernteausfall mindern. Uwe Schrader, Vorstandsvorsitzender des InnoPlanta nennt die Untersuchungen praktisch. Er begrüsst die angeregte Debatte zum Thema Grüne Gentechnik. "Nur mit den Erfahrungen eines praktischen und wissenschaftlich begleiteten Anbaus lässt sich eine Wahlfreiheit für die Landwirtschaft und die gesamte Warenkette realisieren."

Der Umweltverband NABU hält die Resistenz gegen den Maiszünsler für vorgeschoben. Um die Grenzwerte einzuhalten, könnten nur kleine Flächen bepflanzt werden. Ob das die wirtschaftlichen Verluste durch den Schädling aufwiege, bezweifelt der Verein.

"Man kann Pflanzenzüchtern in Deutschland nicht aufgrund anderer Weltanschauungen generell gentechnische Methoden verbieten, wenn keine naturwissenschaftlichen Belege dagegen sprechen," hält der verantwortliche Wissenschaftler für das Projekt, Eberhardt Weber von der Universität Halle, für richtig.

Eine Maispflanze wird vom Wind bestäubt ohne Insekten. Der Pollenflug findet zwischen zwei und vierzehn Tagen statt. Weil der Maispollen groß und schwer ist, fliegt er weniger weit als beispielsweise Rapspollen. Dieses Flugverhalten fällt je nach Klima und Wind unterschiedlich aus. Wurde in dem diesjährigen Erprobungsanbau 20 Meter als Pufferzone festgestellt, um 0,9 Prozent Verunreinigung einzuhalten, waren es in einer amerikanischen Studie in den 50er Jahren über 200 Meter. "90 Prozent des Maispollens fliegt in der Regel nicht weiter als zehn Meter," gibt sich Weber sicher.

In Deutschland wird seit sieben Jahren bisher nur gentechnisch veränderten Mais zu wissenschaftlichen Untersuchungen angebaut. Nachwievor liegen über die Wirkung von genmanipulierten Pflanzen auf den menschlichen Organismus und die Umwelt keine klaren Aussagen vor.

Spanien ist das einzige EU-Land, das Gen-Mais kommerziell anbaut.