DIE Internet-Zeitung
EU-Chemikalienpolitik - Greenpeace wirft BASF Produktion von Weichmachern vor

BASF Rückschau

Am

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace wirft der BASF AG die Produktion von "gesundheitsschädlichen" Weichmachern, den so genannten Phthalaten vor. Der weltgrößte Chemiekonzern sei einer der führenden Hersteller dieser Chemikalien, die unter anderem in Regenkleidung, T-Shirts, Kosmetik, Kontaktlinsen, Duschvorhängen, Infusionsschläuchen und Farben eingesetzt würden. In den Körper gelangen Phthalate nach Darstellung von Greeenpeace "über die Atmung, die Nahrung und die Haut". Die Umweltschützer fordern die BASF auf, die Produktion dieser Stoffe zu stoppen. Zudem solle der Konzern "seinen Widerstand" gegen eine "verbraucherfreundliche Chemikalienpolitik in der EU" aufgeben.


Mit den Parolen "Meine Milch soll sauber bleiben" und "Kein BASF-Gift in Muttermilch" demonstrierte Greenpeace am Donnerstag in Mannheim zu Beginn der Jahreshauptversammlung der BASF. Stillende Mütter forderten von den BASF-Aktionären ein Ende der "Belastung von Muttermilch mit gefährlichen Chemikalien".

Nach Angaben der Umweltschutzorganisation lassen sich "giftige Chemikalien der BASF in der Muttermilch, im Blut und sogar am Ursprung des Lebens, in der Nabelschnur, nachweisen". Messungen von Muttermilchproben hätten in Deutschland Rückstände von bis zu 160 Mikrogramm des BASF-Phthalats DEHP pro Kilogramm Körpergewicht ergeben. Ein drei Monate altes Baby nehme damit viermal mehr DEHP zu sich, als das Bundesinstitut für Risikoberwertung für akzeptabel halte. Neue Studien zeigten, dass DEHP auch die Fruchtbarkeit von Männern schädige und zu Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut führen könne.

Auf der Hauptversammlung rühme sich der Konzern mit seinen Rekordumsätzen. Den Aktionären würde dabei verschwiegen, dass das Geld "auf Kosten unserer Gesundheit" verdient worden sei, kritisiert Ulrike Kallee von Greenpeace.

Greenpeace: BASF bekämpft EU-Chemikalienverordnung

Die geplante EU-Chemikalienverordnung "REACH" bietet nach Auffassung der Umweltschutzorganisation "die einmalige Chance, die Herstellung und Vermarktung von gesundheitsschädlichen Chemikalien zu beenden". Doch die einflussreiche Chemieindustrie - "allen voran die BASF" - bekämpfe die geplante Chemikalienverordnung in Brüssel "massiv".

Das von der BASF vorgetragene Argument der hohen Kosten hält Greenpeace nicht für stichhaltig. So solle die Umsetzung der Chemikalienverordnung nach Angaben der EU-Kommission "die gesamte europäische Chemieindustrie" etwa 200 Millionen Euro pro Jahr kosten. Bei einem Umsatz allein der BASF von über 42 Milliarden Euro entsprächen die Kosten "also noch nicht einmal 0,5 Prozent des Jahresumsatzes" dieses einen Konzerns. Zudem werde von der EU-Kommission eine Gegenrechnung aufgemacht: Der "gesellschaftliche Nutzen" von REACH werde - verteilt auf mehrere Jahre - auf mindestens 50 Milliarden Euro geschätzt.

BASF: "Keine unnötigen Lasten auferlegen"

"Der verabschiedete Verordnungsentwurf wird zu erheblichen negativen Folgen für die Wettbewerbsfähigkeit der chemischen Industrie in Europa führen", schrieb die BASF in einer Publikation im Januar 2004. Der Industrie dürften "keine unnötigen Lasten auferlegt werden". Beispielsweise ergebe sich unter anderem für "Stoffsicherheitsbewertungen" ein "Bedarf an zusätzlicher interer Fachkkompetenz".

Der Chemiekonzern befürchtet aufgrund der in REACH vorgesehenen toxikologischen Untersuchungen und der Registrierung von Chemikalien vor ihrer Herstellung zudem "Zeitverluste bei der Markteinführung von Produkten".

Die BASF bestreitet weiterhin den Umfang der durch die neue EU-Chemiepolitik "gefährdeten" Chemikalien. Während die Kommission davon ausgehe, dass nur ein bis zwei Prozent der Chemikalien gefährdet seien, rechnet der Verband der Chemischen Industrie (VCI) offenbar damit, dass 20 bis 40 Prozent der derzeit produzierten Stoffe aus dem Verkehr gezogen werden müssten: "Der VCI schätzt, dass durch die hohe Kostenbelastung 20 bis 40 Prozent der Produkte im Tonnagebereich von 1 - 100 Tonnen pro Jahr unwirtschaftlich werden."

"Einmischen lohnt sich", meint der Chemieriese. Allein aus Deutschland sei der Verordnungsentwurf der EU mit 2000 Beiträgen - meist von Unternehmen - kommentiert worden. In den Firmenantworten sei vor allem der Vorwurf erhoben worden, dass die geforderten "Chemical Safety Reports" zu aufwändig und Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse nicht geschützt seien. Viele Firmen beklagten auch den möglichen "Wegfall von Produkten" - eines der Ziele der gesundheitlichen Überprüfung der Chemikalien.

Die Einmischung blieb nach Darstellung der BASF nicht ohne Erfolg: "Ohne die vielen konstruktiven Beiträge der Internetkonsultation hätte die Kommission den Entwurf vom Mai nicht in dieser Weise nachgebessert!" Auch in Zukunft liege es an der chemischen Industrie und den nachgeschalteten Anwendern, "zu zeigen, dass auch der jetzt von der Kommission verabschiedete Entwurf erhebliche Probleme aufwerfen wird. Zum Erhalt unserer Wettbewerbsfähigkeit müssen wir alle weiterhin an einer effizienten und unbürokratischen Neugestaltung des Chemikalienrechts mitwirken."

Am 04-05-2006

Aktionär Rochlitz wirft BASF eine "verfassungswidrige Geschäftspolitik" vor

Hauptversammlung

Der Chemiekonzern BASF feierte auf seiner Hauptversammlung am Donnerstag einen "erfolgreichen Start in das Jahr 2006". Die BASF habe im ersten Quartal 2006 ihren Erfolgskurs mit einer erneuten Spitzenleistung fortgesetzt. "Nachhaltigen Wert zu schaffen, ist unser erklärtes Ziel", sagte der BASF-Vorstandsvorsitzende Jürgen Hambrecht nach Konzernangaben bei der Präsentation der Zahlen für das erste Quartal. Der Umsatz des ersten Quartals 2006 habe mit 12,5 Milliarden Euro um 24 Prozent über dem Vorjahresquartal gelegen. "Wachstumstreiber" waren laut Hambrecht vor allem eine starke Mengensteigerung sowie "Preiserhöhungen im Chemiegeschäft und im Segment Öl und Gas". Bereinigt um Währungseinflüsse habe der Umsatzanstieg bei 20 Prozent gelegen. Harsche Kritik äußerte der Kleinaktionär und ehemalige Bundestagsabgeordnete Professor Jürgen Rochlitz an der Geschäftspolitik des Chemiegiganten. In mehreren "Gegenanträgen" zur Hauptversammlung warf er der BASF "ständigen Abbau der Beschäftigung" vor. Angesichts der hohen Gewinne verwies Rochlitz auf das Grundgesetz, wonach "Eigentum verpflichtet". Dieser Verpflichtung kämen Vorstand und Aufsichtsrat nicht nach. "Seit Jahren schon betreibt die BASF eine verfassungswidrige Geschäftspolitik", so Rochlitz. Das Management verwies in seiner Stellungnahme zu den Anträgen auf die "Notwendigkeit, sich im globalen Wettbewerb erfolgreich durchzusetzen".

Nach Angaben der BASF forderte der Aktionär Rochlitz mit einer Reihe von Gegenanträgen zur Hauptversammlung am Donnerstag eine andere Geschäftspolitik des Chemiekonzerns. Sein Hauptantrag lautet: "Sicherungsprogramm für Arbeitsplätze, für die Einstellung und Übernahme von 100 Prozent mehr Auszubildende, für den Erhalt des Know-how älterer Arbeitnehmer in Höhe von 1 (einer) Milliarde EUR."

"Die Abwärtsentwicklung bei den Arbeitsplätzen der BASF AG" muss nach Auffassung des ehemaligen Professors der Mannheimer Fachhochschule für Technik angesichts der Entwicklung steigender Gewinne "endlich durchbrochen werden". Im Jahr des höchsten jemals von der BASF erwirtschafteten Gewinns "sollte es sich gehören, aus sozialer Verantwortung, aus Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, sowie gegenüber den Menschen in der Pfalz, gegenüber der Gesellschaft als Ganzes, für eine Umkehr der Personalentwicklung zu mehr Arbeitsplätzen zu sorgen", so Rochlitz in der Begründung seines Antrags an die Hauptversammlung.

Rochlitz: "Bis französische Verhältnisse diese Umkehr erzwingen"

Wenn diesem moralischen Gebot nicht endlich entsprochen werde, müssten sich das BASF-Management und die BASF-Aktionäre nicht wundern, wenn künftig immer lautstarker gefordert werde, "die Steuerung von Konzerngiganten wie der BASF in die Hände der Gesellschaft und der Mitarbeiter zu legen. Eine solche Enteignung der Aktionäre und Entmachtung des Managements wäre dann allerdings ganz im Sinne des Grundgesetzes, das ja im Artikel 14 fordert, dass 'Eigentum verpflichtet'", schreibt der ehemalige Bundestagsabgeordnete. "Dieser Verpflichtung kommt weder das Management, nämlich Vorstand und Aufsichtsrat, noch bisher die Hauptversammlungen der Aktionäre nach. Seit Jahren schon betreibt die BASF eine verfassungswidrige Geschäftspolitik." Diese gelte es endlich zu durchbrechen. Der kritische Aktionär hält offenbar Proteste wie in Frankreich für möglich: "Es sollte besser in diesem Jahr begonnen werden, als zu warten, bis französische Verhältnisse diese Umkehr erzwingen."

In der Begründung seines Antrags, Vorstand und Aufsichtsrat die Entlastung zu verweigern, zeichnet Rochlitz das Bild einer prekären sozialen Situation: "Die BASF-AG setzt unbeeindruckt ihre Geschäftspolitik gegen ihre Mitarbeiter fort", so Rochlitz. Das Stammpersonal solle in Ludwigshafen schon bald bis an die 30.000 Mitarbeiter-Grenze abgebaut werden. Zwar werde dies nicht durch betriebsbedingte Entlassungen erreicht, sondern mit so genannten flexiblen Personalinstrumenten einer "Personalsteuerung". Dazu gehörten unter anderem Altersteilzeit, Abfindungen, Vorruhestandregelungen und Existenzgründungsdarlehen. Dies werde "immer wieder verbunden mit Regelungen, die die Solidarkassen belasten", aus deren Finanzierung sich andererseits die Unternehmen mehr und mehr zurückzögen. "Auch wird berichtet, die Annahme von Abfindungen wird teilweise durch mobbingähnliche Praktiken erzwungen", schreibt Rochlitz.

Rochlitz: "Verantwortlich für die Folgen des in der Belegschaft steigenden Leistungsdrucks"

Leidtragende dieser Entwicklung seien einerseits ein Großteil der Belegschaft, die zunehmend mehr leisten müsse, die Ausgebildeten, deren Übernahme immer weniger gesichert sei und ältere Beschäftigte, die gerne noch ihr bewährtes Know-how zur Verfügung stellen würden, aber nicht dürften. "Mit diesem Arbeitsplatzabbau war und ist die BASF einer der vielen Akteure, die für die Massenarbeitslosigkeit von über 5 Millionen Menschen in Deutschland mitverantwortlich sind."

Der BASF-Vorstand sei darüber hinaus "verantwortlich für die Folgen des in der Belegschaft steigenden Leistungsdrucks wie die daraus folgenden zunehmenden psychischen und physischen Erkrankungen (Gesundheitsbeeinträchtigungen), die Zerstörung sozialer und familiärer (mehr Scheidungen) Zusammenhänge und einer möglichen Minderung der Sicherheitslage in den Produktionsbetrieben."

Rochlitz: "Gewinne durch Arbeitsplatzabbau, Minderung von Steuerabgaben und Reduktion von Sozialabgaben"

Über die Stimmungslage der unter Druck stehenden Belegschaft gäben "vertrauliche Gespräche" mit Außenstehenden besser Auskunft als eine telefonische Umfrage mit "nicht in die Tiefe gehenden Pauschalfragen". Die telefonisch erfragte Zustimmung zum Management der BASF erinnert Rochlitz an 99,99-prozentige Zustimmungen für totalitäre Regimes.

Die BASF hat nach Auffassung von Professor Rochlitz "schon seit 1990 ihre Gewinne zum erheblichen Teil aus der Kostendegression durch den Arbeitsplatzabbau" erzielt. Zu einem "weiteren erheblichen Teil" ergäben sich die Gewinne durch die "Minderung von Steuerabgaben und durch die Reduktion von Sozialabgaben".

Rochlitz: "Massiver Widerstand gegen die Europäische Chemiepolitik"

Neben den wirtschafts- und sozialpolitischen Vorwürfen konfrontierte Rochlitz das BASF-Management auch mit der von Umweltverbänden vorgetragenen Kritik an der Lobbyarbeit der Chemischen Industrie und der US-Regierung zur EU-Chemikalienpolitik: "Der auf allen politischen Ebenen durch Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder der BASF erzeugte massive Widerstand der Chemie-Industrie Europas und der USA, sowie der US-Administration gegen die neue - ursprünglich tatsächlich der Nachhaltigkeit verpflichteten - europäischen Chemiepolitik (REACH: Mehr Sicherheit vor Chemikalien) war unverantwortlich und unmoralisch", so Rochlitz. "Mit dieser Lobby-Arbeit haben vornehmlich die Herren Voscherau und Strube der Europäischen und Deutschen Chemie-Industrie einen Bärendienst geleistet." Nach Auffassung des Chemie-Professors haben die BASF-Manager damit "die Innovationsfähigkeit in Richtung einer wahrhaft nachhaltigen und weniger gefährlichen Chemie torpediert. Sie haben damit den Aufbau von neuen Arbeitsplätzen verhindert. Ihre Zusammenarbeit mit der auf vielen Gebieten als kriminell zu bezeichnenden Bush-Administration ist zusätzlich verwerflich, ebenso ihre Zusammenarbeit mit der menschenverachtenden Administration in China."

Konkret fordert Rochlitz eine "grundlegende Umorientierung" der "BASF-Geschäftspolitik für den Landwirtschaftssektor". Die schon wöchentlichen Meldungen von Pestizidfunden in Obst und Gemüse durch Greenpeace belegten, dass die konventionelle Landwirtschaft - "auch gestützt durch die BASF und ihre Produkte" - nicht mehr verfolgt werden dürfe. "Sie läuft auf eine schleichende Gesundheitsschädigung aller von ihr abhängigen Menschen hinaus." Die Agrar-Geschäftspolitik der BASF müsse realisieren, dass die "Grüne Gentechnik" entgültig an ihre Grenzen gestoßen sei: "Nach dem Tod von Versuchstieren nach Verfütterung von gentechnisch veränderten Erbsen (Australien) ist dieser Punkt erreicht", so Rochlitz.

Jede weitere Forschung und Produktion muss nach Auffassung des Chemie-Professors eingestellt werden. "Der Versuch, mit gentechnisch veränderten Pflanzen eine neue Botanik und damit eine neue Landwirtschaft zu entwickeln, muss als gescheitert betrachtet werden. Damit muss auch klar sein: eine Koexistenz von gentechnischer und nicht gentechnischer Landwirtschaft ist nicht nur unmöglich, sondern extrem gefährlich."

Stellungnahme der Verwaltung zu den Gegenanträgen des Aktionärs Rochlitz

Die "Verwaltung" der BASF reagierte auf die Anträge und Vorwürfe mit einer knappen "Stellungnahme". Die BASF stehe weiterhin vor der "Notwendigkeit, sich im globalen Wettbewerb erfolgreich durchzusetzen". Eine flexible Arbeitsorganisation und "marktgerechte Personalkosten" dienten auch im Jahr 2006 dazu, im internationalen Vergleich zu bestehen und damit "Arbeitsplätze für die Zukunft zu sichern".

"Mit unseren Produkten und Leistungen wollen wir die Zukunft unserer Kunden und Mitarbeiter erfolgreich gestalten und dadurch profitabel wachsen und den Wert unseres Unternehmens steigern", heißt es in der Stellungnahme weiter. "Nachhaltig zu wirtschaften bedeutet für uns dabei, wirtschaftlichen Erfolg mit dem Schutz der Umwelt zu verbinden und sozialverantwortlich zu handeln."

Verwaltung: "Die Vorwürfe des Aktionärs weisen wir entschieden zurück"

Die in der Landwirtschaft zum Schutz von Nutzpflanzen eingesetzten Produkte der BASF entsprächen "in vollem Umfang den jeweiligen nationalen zulassungsrechtlichen Anforderungen der Länder, in denen sie vermarktet werden". Bei sachgerechter Anwendung bestehe "keinerlei Gefährdung für Mensch und Umwelt". Eine Änderung der Konzernstrategie oder eine Umverteilung des Bilanzgewinns sei nicht sinnvoll.

Die Vorwürfe des Aktionärs, "insbesondere bezüglich des Betreibens einer verfassungswidrigen Geschäftspolitik, der Verantwortung für Massenarbeitslosigkeit und für Gesundheitsbeeinträchtigungen der Mitarbeiter sowie bezüglich eines vermeintlichen Widerstands gegen eine nachhaltige Chemiepolitik weisen wir entschieden zurück", schreibt die Verwaltung, ohne dies näher zu begründen.

Am 04-05-2006

Merkel will "strategische Partnerschaft" zu Indien ausbauen

BASF fordert Abbau von Hemmnissen

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) strebt einen Ausbau der Beziehungen zwischen Deutschland und Indien auf breiter Front an. Ihr Besuch in Indien solle dazu beitragen, die "strategische Partnerschaft" zwischen beiden Ländern zu intensivieren, sagte Merkel am 20. Oktober in Neu-Delhi. Merkel ermunterte zugleich indische Unternehmen zu Investitionen in Deutschland.

Nach der Begrüßung durch Indiens Premier Manmohan Singh legte Merkel an der Einäscherungsstätte von Mahatma Gandhi, den Führer der indischen Unabhängigkeitsbewegung und Prediger der Gewaltfreiheit, einen Kranz nieder und trug sich in das Gästebuch der Stätte ein.

Anschließend schickten Merkel und Singh einen "Wissenschaftszug" auf die Reise durch Indien. Als rollende Ausstellung soll er bis Sommer 2008 Menschen in 56 indischen Städten wissenschaftliche Themen nahebringen.

Merkel hob auf einem Wirtschaftsforum hervor, die Beziehungen zwischen beiden Ländern seien "keine Schmalspurstrecke". "Ich finde offene Türen für uns vor", sagte die Kanzlerin. Das Potenzial sei noch nicht ausgeschöpft. Mit Singh verständigte sich Merkel auf das Ziel, das bilaterale Handelsvolumen bis 2012 auf 20 Milliarden Euro im Jahr zu verdoppeln.

Kanzlerin und BASF kritisieren "bürokratische Hemmnisse" für Investitionen in Indien

Die Kanzlerin mahnte zugleich einen Abbau von bürokratischen Hemmnissen für Investitionen in Indien an. Der Forderung schloss sich BASF-Chef Jürgen Hambrecht an. Zugleich sah der Vorsitzende des Asien-Pazifik-Ausschusses (APA) der deutschen Wirtschaft großes Potenzial für deutsche Firmen in Indien: "Das Land der Ideen trifft das Land der Chancen", sagte Hambrecht.

Merkel betonte das Interesse der deutschen Wirtschaft, sich beim Ausbau von Straßen- und Schienennetz sowie im Bank- und Versicherungssektor zu engagieren.

Merkel rief zudem indische Firmen auf, in Deutschland zu investieren. "Fühlen Sie sich in Deutschland willkommen", sagte sie. Deutschland sei ein "wirklich offenes Land". Bislang haben hier etwa 240 indische Firmen vor allem in die Bereiche Informationstechnologien, Pharma und Autozulieferer investiert. Umgekehrt haben rund 2000 deutsche Firmen Joint-Ventures mit indischen Partnern gegründet.

Ein wichtiger Partner sei Indien für Deutschland auch beim Klimaschutz, unterstrich die amtierende G8-Präsidentin weiter. Indien messe dem Thema eine große Aufmerksamkeit bei und habe den großen Wunsch zu Kooperationen bei Technologien, Energieeffizienz und erneuerbaren Energien. Merkel hatte im Sommer den Vorstoß von Singh aufgegriffen, der beim Klimaschutz eine Orientierung am Pro-Kopf-Ausstoß angeregt hatte.

Die Kanzlerin betonte nicht zuletzt die große Rolle Indiens bei der "Lösung" regionaler Konflikte in Asien. Mit Indiens Außenminister Pranab Mukherjee sprach die Kanzlerin über die Lage in Birma. Gemeinsam sei man der Ansicht, dass dort politische Gefangene freigelassen werden müssten und dass Birma "vorbehaltlos" mit der UNO zusammenarbeiten sowie einen "ernsthaften friedlichen Reformweg" einschlagen sollte.

Neben Singh und Mukherjee traf sich Merkel auch mit Staatspräsidentin Pratibha Patil und Kongress-Parteichefin Sonia Gandhi. Thema der Unterredung mit Singh war auch die Reform des UN-Sicherheitsrates. Merkel betonte das vehemente Interesse beider Länder zur Übernahme eines ständigen Sitzes im Sicherheitsrat. Vertreter beider Seiten unterzeichneten ferner mehrere Verträge zur Zusammenarbeit in den Bereichen Wissenschaft, Post und Patentwesen sowie zum Geheimnisschutz.

Am 30-10-2007

Feuer in Chemiefabrik - Brand auf Tank mit giftigem Acrylnitril übergegriffen

Medizinische Leitlinien der BASF

Eine Stichflamme hat am 17. März einen Großbrand in dem Kölner Chemiewerk Ineos in Köln-Worringen ausgelöst. Aus einer undichten Ethylen-Leitung war eine etwa 15 Meter hohe Flamme emporgeschossen. Das Feuer griff auf einen großen Tank mit giftigem Acrylnitril über. Mitarbeiter eines nahe gelegenen Supermarkts mussten offenbar wegen Haut- und Augenreizungen ärztlich behandelt werden.

Das heftige Austreten des Gases hatte einen "düsenwerk-ähnlichen Krach" verursacht. Die Feuerwehr konnte die Flammen aus der Ethylen-Leitung nicht löschen, sonst hätte sie doch noch explodieren können, hieß es. Daher sollte das Ethylen bis zum Abend kontrolliert verbrennen.

Angrenzende Gebäude wurden wegen des Feuers vorsorglich evakuiert. Wegen der starken Flammen- und Rauchentwicklung waren 190 Einsatzkräfte vor Ort, darunter Feuerwehrleute und Notärzte. Die Löscharbeiten dauerten am Abend noch an.

Die an dem Ineos-Gelände angrenzende Autobahn 57 zwischen den Anschlussstellen Köln-Nord und Neuss-Süd wurde laut Polizei für mehrere Stunden gesperrt. Auch der S-Bahn-Verkehr zwischen Köln und Neuss kam den Angaben zufolge zeitweise zum Erliegen.

Acrylnitril - "Offene Flammen und Funkenbildung ist zu vermeiden"

Acrylnitril ist laut www.gifte.de eine leichtentzündliche, farblose bis gelbe Flüssigkeit mit stechendem Geruch. Gemische des Stoffes und der Luft sind explosibel. Bei einem Kontakt mit starken Basen beziehungsweise starken Oxidationsmitteln besteht akute Brand- und Explosionsgefahr. Da das Gas schwerer als die Luft ist, kann es sich am Boden ausbreiten. Somit ist auch eine Fernzündung möglich. Beim Erhitzen, unter dem Einfluss von Licht, Basen und Peroxiden polymerisiert der Stoff. Beim Erhitzen zersetzt er sich und bildet dabei toxische Dämpfe (Cyanwasserstoff, Stickoxide). Dabei besteht immer akute Brand- und Explosionsgefahr.

Die Chemikalie Acrylnitril kann den Angaben zufolge oral, über eine Inhalation oder über die Haut gewissermaßen als Kontaktgift aufgenommen werden. Sie reizt die Haut, die Augen und die Atemorgane. An den Augen kann es zu Rötungen, Schmerzen und einem verschwommenen Blick kommen. Auf der Haut kann die Substanz Rötungen, Schmerzen und Blasenbildungen hervorrufen.

Die beobachteten Symptome können offenbar auch erst nach längerer Zeit auftreten. Schon nach kurzen Einwirkungen sind angeblich Schädigungen der Leber und des zentralen Nervensystems möglich, so gifte.de. Der Stoff stehe zudem im Verdacht beim Menschen Krebs zu erzeugen. Die Empfehlung: "Offene Flammen und Funkenbildung ist zu vermeiden."

BASF: Acrylnitril kann zu allgemeinen Vergiftungserscheinungen führen

Auch der Chemieriese BASF hält die Chemikalie für alles andere als ungefährlich. Es handelt sich jedenfalls um eine von 31 Substanzen, für die die Abteilung Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz der BASF SE "Medizinische Leitlinien" entwickelt hat. In den Empfehlungen der BASF heißt es: "Acrylnitril reizt die Haut, Augen und Atemwege. Es wird gut über die Atemwege, den Magen-Darm-Trakt und die intakte Haut aufgenommen und kann zu allgemeinen Vergiftungserscheinungen führen wie Kurzatmigkeit, Müdigkeit, Bewusstlosigkeit, Herzrhythmusstörungen, Blutdruckabfall und Gelbsucht."

Weiterhin können laut BASF zentralnervöse Störungen sofort oder auch zeitlich verzögert auftreten. Erste Anzeichen seien Reizbarkeit, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen und Muskelschwäche. Im weiteren Verlauf können den Angaben zufolge Müdigkeit, Krämpfe, Halluzinationen, Bewusstlosigkeit und Koma auftreten. Weiterhin heiß tes: "Als Folge einer akuten Vergiftung können hypoxische Gehirnschäden zurückbleiben. Nach einer Inhalation kann sich eine erhöhte Suszeptibilität gegenüber Reizgasen entwickeln oder Lungengewebe zugrunde gehen."

Relativ geringe Konzentrationen von 16 ppm (parts per million) für 20 bis 30 Minuten können laut BASF zu Kopfschmerzen, Übelkeit und Reizungen führen. "400 ppm für eine Stunde oder die Aufnahme von 2 Milligram pro Kilogramm Körpergewicht über die Haut können tödlich sein."

Die Gefahr von gesundheitlichen Folgeschäden schätzt der Chemiekonzern in seiner Information für Patienten wie folgt ein: "Die einmalige, kurzfristige Exposition gegenüber Acrylnitril, von der sich die betroffene Person schnell erholt, bewirkt normalerweise keine verzögerten oder andauernden gesundheitlichen Schäden. Nach der Einwirkung größerer Mengen kann es zu Hirn- und Leberschäden kommen."

Am 17-03-2008

Menschenrechte - Pestizid-Konzerne werden angeklagt

Permanent People´s Tribunal (PPT)

Am 3.- 6. Dezember 2011 wird das Permanent People´s Tribunal (PPT) Menschenrechtsfälle verhandeln, die von Bauern, Landarbeitern, Müttern, Wissenschaftlern und Verbrauchern aus verschiedensten Ländern dieser Welt vorgetragen werden. Sechs multinationale Pestizid-Konzerne werden angeklagt, gegen Menschenrechte zu verstoßen, weil sie die Abhängigkeit von Pestiziden fördern, von denen bekannt ist, dass sie das international anerkannte Recht auf ein gesundes Leben unterminieren.

Die angeklagten Pestizid-Konzerne sind Monsanto, Dow, BASF, Bayer, Syngenta und DuPont. Diese "Big6" kontrollieren gemeinsam 71% des globalen Pestizid-Marktes und rund 58% des weltweiten kommerziellen Saatgut-Marktes, wodurch die Pestizid- und Agro-Gentechnik-Industrie einen der am stärksten konsolidierten Wirtschaftszweige der Welt darstellt.

Neben den Konzernen werden auch der Internationale Währungsfond, die Weltbank und die Welthandelsorganisation angeklagt, weil sie durch ihre Politik und durch ihre Programme die Konzentration und Macht von Konzernen begünstigen. Außerdem werden die Regierungen der Schweiz, Deutschlands und der Vereinigten Staaten von Amerika, in denen die sechs Konzerne ihren Hauptsitz haben, angeklagt, weil sie die Macht der Konzerne nicht ausreichend regulieren.

Das Permanent People´s Tribunal (PPT) wurde 1979 gegründet, um auf massive Menschenrechtsverletzungen aufmerksam zu machen, die institutionell niemals aufgegriffen und verhandelt wurden. Das Verfahren folgt den strengen Regeln einer juristischen Verhandlung und bezieht sich auf existierendes Recht und internationale Regelungen wie die internationale Menschenrechtsgesetzgebung oder die UN Deklaration für Menschenrechte. Das PPT findet in diesem Jahr in Bangalore/Indien statt.

Einladung zum Pressegespräch am 12. Dezember 2011 in Bonn

zum Permanent People´s Tribunal (3.- 6. Dezember 2011) in Indien "Menschenrechtsverletzungen durch Pestizid-Konzerne"

Datum/Zeit: 12. Dezember 2011, 10:30 bis 11:30 Uhr Ort: Haus der Evangelischen Kirche, Adenauerallee 37, 53113 Bonn

Ihre Gesprächspartner

· Sarojeni V. Rengam, Direktorin, PAN Asia and the Pacific, Penang/Malaysia: berichtet über das Permanent People´s Tribunal, über die Anklagen und den Urteilsspruch

· Francois Meienberg, Co-Geschäftsleiter, Erklärung von Bern, Bern/Schweiz: stellt ein neues Gutachten vor über die Pflicht von Pestizidkonzernen, Menschenrechte zu respektieren.

· Philipp Mimkes, Geschäftsführer, Coordination gegen BAYER-Gefahren, Deutschland: berichtet über die Befassung des Tribunals mit dem Bienensterben durch BAYER-Pestizide

· Carina Weber, Geschäftsführerin, PAN Germany, Hamburg/Deutschland: stellt Ergebnisse einer neuen PAN Germany Recherche über die aktuelle Vermarktung hochgefährlicher Pestizide durch deutsche/schweizer Konzerne vor.

Hintergrund Menschrechte: Pestizid-Konzerne werden angeklagt

Näheres zum Permanent People´s Tribunal finden sie auf: www.agricorporateaccountability.net

Pesticide Action Network (PAN) International PAN International ist ein globales Netzwerk von mehr als 600 Organisationen in über 90 Ländern, das sich seit 1982 für eine Reduzierung der Abhängigkeit von Pestiziden einsetzt.

Für Rückfragen:

Carina Weber, Tel. 040-3991910-23, E-Mail: carina.webe @ pan-germany.org Philipp Mimkes, 0211-333 911, CBGnetwork@aol.com

Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) eMail CBGnetwork @a ol.com Internet www.CBGnetwork.org Twitter: twitter.com/BayerGefahren Facebook www.facebook.com/pages/Coordination-gegen-BAYER-Gefahren-CBG/127538777294665

Tel 0211-333 911, Fax 0211-333 940

Beirat
Prof. Dr. Jürgen Rochlitz, Chemiker, ehem. MdB, Burgwald
Dr. Sigrid Müller, Pharmakologin, Bremen
Prof. Dr. Anton Schneider, Baubiologe, Neubeuern
Prof. Rainer Roth, Sozialwissenschaftler, Frankfurt/M.
Prof. Jürgen Junginger, Designer (i.R.), Krefeld
Dr. Erika Abczynski, Kinderärztin, Dormagen
Eva Bulling-Schröter, MdB, Berlin
Dr. Janis Schmelzer, Historiker, Berlin
Wolfram Esche, Rechtsanwalt, Köln

Am 23-11-2011

BASF-Konzern: Abbau von 350 Arbeitsplätzen in der Region Basel

Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre

Bei der Hauptversammlung am Freitag in Mannheim muss sich BASF unbequemen Fragen des Dachverbands der Kritischen Aktionäre, des Gen-ethischen Netzwerks (GeN) und der Schweizer Aktionärinnen für nachhaltiges Wirtschaften (ACTARES) stellen. Die drei Organisationen kritisieren den weltgrößten Chemiekonzern wegen seines Engagements in der Pflanzen-Biotechnologie, wegen massiver Einflussnahme auf politische Prozesse und wegen des Abbaus von 350 Arbeitsplätzen in der Region Basel beim 2008 übernommenen Spezialchemiekonzern Ciba.

Während sich der Konzern mit seinen Gentech-Produkten aus Europa immer mehr zurückzieht, treibt er damit in anderen Teilen der Welt weiter sei Unwesen. Besonders kritikwürdig ist die Begleitmusik zum Marktgeschehen. Wieder einmal wurde deutlich, dass die Gentech-Konzerne wissen, was zur Einführung gentechnisch veränderter Produkte beziehungsweise zur Absicherung ihres 'Erfolges' notwendig ist: Massive Einflussnahme auf politische Prozesse.

Torpedierte Kennzeichnungspflicht für gentechnisch veränderte Pflanzen in den USA

"Im vergangenen Jahr beteiligte sich die BASF Plant Science, das Pflanzen-Biotech-Tochterunternehmen im Konzern, zum Beispiel mit mindestens 1,9 Millionen US-Dollar an einer Kampagne gegen die Kennzeichnung von gentechnisch veränderten Lebensmitteln“, berichtet Christof Potthof vom Gen-ethischen Netzwerk in Berlin. Im US-Bundesstaat Kalifornien hatten Umwelt- und Verbraucherverbände eine Volksabstimmung über die Kennzeichnung gentechnisch veränderter Lebensmittel erwirkt. Die Abstimmung fand parallel zum letztjährigen US-Präsidentschaftswahlkampf statt.

Gemeinsam mit Monsanto, Bayer CropScience, PepsiCo u.a. mobilisierten die großen Gen-, Biotech-, Lebensmittel- und Agrar-Konzerne mehr als 40 Millionen US-Dollar. Im Vergleich: Den UnterstützerInnen der Kennzeichnung standen gerade mal 6 Millionen US-Dollar zur Verfügung.

"Das ist ein Rückfall ins letzte Jahrtausend", so Christof Potthof weiter, "wir waren davon ausgegangen, dass die Konzerne verstanden haben. Im Übrigen bin ich der Meinung, dass sich die gentechnisch veränderten Pflanzen in Nord- und Südamerika nur deshalb ausbreiten konnten, weil es das Recht zu wissen, ob Lebensmittel aus gentechnisch veränderten Pflanzen oder unter deren Zuhilfenahme hergestellt werden, in den USA bisher nicht gibt."

Für Markus Dufner vom Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre ist die Sache klar: "Die multinationalen Konzerne versuchen sich immer wieder um die Einhaltung universeller Standards herumzudrücken. Dass sie die Kennzeichnungspflicht in Europa nicht mehr grundsätzlich kritisieren, heißt nicht, dass sie sie akzeptiert haben." Dufner weiter: "Die Kennzeichnung von gentechnisch veränderten Lebensmitteln ist die Basis, damit Verbraucherinnen und Verbraucher ihrem Willen Ausdruck geben können. Wir sind gespannt, was die Aktionärinnen und Aktionäre der BASF dazu sagen werden."

„Nachdem BASF heute angekündigt hat, 30 Prozent seines Personalbestands in der Region Basel abzubauen, stellen sich einige Fragen“, sagt ACTARES-Geschäftsführer Roby Tschopp. „Wie viele entlassene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können von anderen Unternehmen der BASF-Gruppe übernommen werden wie von BASF verprochen? Welche Pläne bestehen für die, denen BASF keine Alternative mehr bieten kann? Wird auch die Anzahl Lehrplätze verringert, wie schon nach der Übernahme der CIBA im Jahr 2008 geschehen?

Am 24-04-2013

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