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Der Student Benno Ohnesorg wurde vor 40 Jahren Opfer einer Polizeikugel

Gipfel

Ein Polizist tötete am 2. Juni 1967 in West-Berlin den Studenten Benno Ohnesorg, der an einer Demonstration gegen den Staatsbesuch von Schah Rezah Pahlewi in West-Berlin teilnahm. Schlagartig eskalierte die schwelende studentische Protestbewegung, die bald fast alle Universitätsstädte erfasste. Die Grundlage für die nachfolgende Bewegung der "68er" wurde gelegt. Später erinnerte die "Bewegung 2. Juni" mit ihrem Namen an den Todestag Ohnesorgs.

Polizeipräsident Erich Duensing hatte im Auftrag des Regierenden Bürgermeisters von West-Berlin, Heinrich Albertz (SPD), zum Besuch des iranischen Staatsoberhauptes die höchste Alarmstufe ausgerufen. Bereits am Mittag schlugen eingeflogene "Jubelperser" unter den Augen der Polizei vor dem Schöneberger Rathaus mit vorbereiteten Holzlatten auf die friedlichen Demonstranten ein.

Abends vor der Deutschen Oper in der Bismarckstraße, wo dem Kaiserpaar Mozarts "Zauberflöte" vorgeführt wurde, herrschten bürgerkriegsähnliche Zustände. Tausende Demonstranten protestierten gegen das autoritäre Regime des Monarchen, warfen Eier und Tomaten.

Ermuntert von den Worten des Polizeichefs, "aus dem Gesocks heute noch 'ne Leberwurscht zu machen", jagten Greiftrupps mit Wasserwerfern und Schlagstöcken die Studenten. In der aufgeheizten Situation - auch in Bonn waren Straßen und selbst der Rhein für den Verkehr gesperrt, ganze Gebäude geräumt und von Polizisten besetzt worden - geschah das Unfassbare: Ohne ersichtlichen Grund erschoss ein völlig überforderter Beamter, der später freigesprochene Polizeiobermeister Karl Heinz Kurras, den in einen Hinterhof geflüchteten Studenten Ohnesorg.

Schnellgerichte

Trauermärsche, zu denen die Studenten am nächsten Tag aufriefen, wurden von der Polizei unterbunden. Der Westberliner Senat erließ ein striktes Demonstrationsverbot und ordnete die Bildung von Schnellgerichten an. Als eine Protestversammlung in der Freien Universität stattfinden sollte, umstellte die Polizei das Gelände.

Der Schah galt als unantastbar: Sein Land war dabei, sich mit Milliarden-Rüstungseinkäufen aus den USA und der Hilfe Zehntausender US-Berater als verlässlicher Partner des Westens zu präsentieren. Zu den Protesten gegen den Schah kam es auch deswegen, weil dieser offenbar mit Unterstützung der USA die demokratisch gewählte, links orientierte Vorgängerregierung abgelöst hat.

Große Koalition - "Außerparlamentarische Opposition"

Die Studentenproteste waren Bestandteil der in jenen Jahren über die Hochschulen hinaus wachsenden "Außerparlamentarischen Opposition" (APO), die eine Demokratisierung der Bundesrepublik Deutschland forderte. Vorbild war die amerikanische Studentenbewegung, die gegen den Krieg der USA in Vietnam opponierte und gleiche Bürgerrechte für die schwarzen US-Amerikaner forderte.

Der Protest der heranwachsenden Generation galt zunächst den verkrusteten Hochschulverhältnissen. Die Hochschüler skandierten: "Unter den Talaren der Muff von 1000 Jahren." Ins Visier geriet vor allem das "Establishment", die konservativen Eliten, die für die restaurativen Tendenzen in der Bundesrepublik verantwortlich gemacht wurden. Einer der grundlegenden Kritikpunkte bildete auch die ausgebliebene gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und seinen erneut agierenden Amtsträgern.

"Weil ich dort objektiv das Falsche tat"

Aber noch 1967 mussten die politischen Hauptakteure beim Westberliner Schah-Besuch "wegen schwerer Versäumnisse" - so ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss - die Konsequenzen ziehen: Polizeipräsident und Ex-Wehrmachtsgeneral Duensing sowie Innensenator Wolfgang Büsch (SPD) traten im September zurück. Wenige Tage später stellte auch Albertz sein Bürgermeisteramt mit den Worten zur Verfügung: "Ich war am schwächsten, als ich am härtesten war, in jener Nacht des 2. Juni, weil ich dort objektiv das Falsche tat."